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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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Stuhl, das Totenbett, aber auch etwa 'meine' Trompete. Das sagte ich Ruschdi auch, und er bestätigte meine Beobachtung voll und ganz und erklärte diesen Sachverhalt mit dem beklagenswerten Umstand, daß das Museumsgebäude so schon aus allen Nähten platze; und dabei sei die Bergung der Grabbeigaben noch lange nicht abgeschlossen. Alle Gegenstände aus dem Grab, die also nicht als Kostbarkeiten oder als Kunstwerke ersten Ranges einzustufen seien, müßten daher bis zur Fertigstellung des seit langem geplanten Neubaues vorläufig in den Depoträumen des Museums, der Öffentlichkeit unzugänglich, gelagert werden. Das sei zwar höchst bedauerlich, aber in allen großen Museen der Welt dasselbe, obwohl es wahrscheinlich nirgends so schlimm sei wie gerade hier in Kairo. Schließlich habe sich der Bestand an archäologischen Objekten in den letzten hundert Jahren auch nirgends derart sprunghaft vermehrt wie in Ägypten; der zur Verfügung stehende Platz sei hingegen gleich geblieben.
    Na, und so weiter, und so fort. Sobald sich Ruschdis Redeschwall erschöpft hatte, fragte ich ihn, oder besser: vergewisserte ich mich, ob unsere Myriam zur morgigen Eröffnung ebenfalls eingeladen sei. Ja, selbstverständlich sei sie ebenfalls eingeladen; schließlich sei sie ja mit uns beiden zusammen ... und so weiter. Ob er mit ihr inzwischen Kontakt gehabt habe? Nein, leider nicht, er sei ja immer so beschäftigt gewesen; drum habe er ja auch mir so selten geschrieben und überhaupt das gesellschaftliche Leben seit damals sträflich vernachlässigt. Die Arbeit im Grab und die Bergung der Grabbeigaben habe ihn total aufgefressen, und daneben habe er noch alle Hände voll zu tun gehabt, um die Reporter aus aller Welt abzuwimmeln; ich könne mir ja gar nicht vorstellen, wie lästig die seien ... und so weiter.
    Nun, ich war jedenfalls schon mordsmäßig gespannt, und Lydia auch, und wir sahen dem nächsten Tag mit freudiger Erwartung entgegen, nicht so sehr wegen dem Festakt und nicht einmal wegen der Ausstellung - die hatten wir ja nun im wesentlichen schon gesehen -, sondern natürlich wegen dem bevorstehenden Wiedersehen mit unserer Myriam; und wir redeten den ganzen Rest des Tages praktisch von nichts anderem als von ihr. Und in der Nacht träumte ich von ihr, Schönes und auch weniger Schönes: zuerst schmachteten wir alle drei in unserem unterirdischen Verlies, und die furchterregenden Götter und Teuferln drohten uns und stießen wilde Flüche gegen uns aus, und dann stürzte sich das Oberteuferl plötzlich auf die arme Myriam und vergewaltigte sie brutal in der Dunkelheit neben uns, und sie stöhnte und schluchzte zum Gotterbarmen. Und sie griff zu mir herüber, und ich merkte, daß sie nach Trost verlangte. Und so drehte ich mich zu ihr hinüber und begann sie zu liebkosen, und wieder begann sie zu stöhnen, jetzt aber ganz anders als vorher, und ich erkannte, daß es ihr unheimlich wohl tat. Und so legte ich mich auf ihren zarten Körper und spendete ihr den Trost, nach dem sie so heftig verlangte, und machte mit ihr zwar genau das gleiche, was zuvor das Oberteuferl mit ihr gemacht hatte, aber nun hieß es nicht mehr Vergewaltigung, sondern Liebe. Und danach begannen wir, teils mit altägyptischen Hauen, teils mit den bloßen Händen, zugewehte Grabräubergänge freizubuddeln und krochen so auf allen vieren ins Freie hinaus. Es war aber noch immer stockfinster, und zwar, weil der Ausgang durch einen Felssturz verlegt war. Da schoß ich uns mit meinem Schießeisen einfach einen Weg frei, und es rumpelte und staubte zwar fürchterlich, und die Steine versuchten uns zu erschlagen, aber wir konnten uns vor ihnen verstecken, und so verfehlten sie uns. Und dann kletterten wir endgültig ins Freie hinaus und stolperten mühsam ins Tal hinunter. Und während wir uns unten auf den Felsbrocken ausruhten, kamen auf einmal unter großem Getöse die Götter und Teuferln angebraust und drohten uns schon wieder und stießen schon wieder wilde Flüche gegen uns aus, und wir rannten voller Entsetzen davon, und sie rannten uns nach. Und als ich keinen anderen Ausweg mehr sah, da zückte ich mein Schießeisen und schoß, und sie schossen zurück. Und da begann es wieder zu rumpeln und zu stauben, aber viel ärger als zuletzt, und die Steine prasselten von der Felswand herab und versuchten uns alle zu erschlagen, und mir gelang es, die Lydia zu packen und mich mit ihr in einen Felsspalt zu flüchten; aber die Myriam hatte ich nicht zu fassen

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