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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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genügend bewundert und verehrt hatte, wandte er seinen faszinierten Blick von dem Foto in seiner Hand ab und dem Bündel Fotos in meiner Hand zu, deutete mit dem Zeigefinger der linken Hand darauf und gab wieder seine Laute von sich; und für mich war ganz klar, was er sagen wollte, nämlich: Hätten Sie die Güte, mich weitere Bilder der von mir von ferne Angebeteten sehen zu lassen, damit ich sie noch ausführlicher bewundern und verehren kann? (Oder so ähnlich.) Und da ich ein lieber Mensch bin, nicht wahr, zog ich noch zwei oder drei weitere Bilder von Myriam heraus und zeigte sie ihm. Die nahm er aber gar nicht mehr in die Hand, und nachdem er sie kurz betrachtet hatte und dabei immer aufgeregter geworden war, erinnerte er sich offenbar, daß er ebenfalls ein lieber Mensch ist, gab mir das erste Bild, das er noch in seiner rechten Hand hielt, zurück und begann im Innern seiner reichlich schmuddeligen Galabeja zu wühlen; und schließlich zog er eine zerknautschte und zernudelte Fotografie hervor und hielt sie mir triumphierend unter die Nase.
    Trotz dem beklagenswerten Zustand der Fotografie erkannte ich auf den ersten Blick, wen sie zeigte: Myriam nämlich. Jawohl, unsere Myriam war darauf zu sehen, Myriam mit einem schüchternen, gezwungenen Lächeln, und in den Händen hielt sie ihr Baby. Ein allerliebstes Baby, und wie ein Engerl sah es aus mit seinem Stupsnäschen, seinen blauen Äuglein und seinen goldblonden Locken, und während ich es hingerissen betrachtete, merkte ich, wie mir Lydia über die Schulter guckte und gleich anschließend in verzückte Schreie ausbrach. Offenbar stieg ihre Verzückung immer mehr an, denn mit einemmal entriß sie mir das Bild, stürze damit auf Myriams Papa zu, der immer noch auf der Bank kauerte, das Gesicht nach wie vor mit den Händen bedeckt hielt und den Vorgängen rund um ihn nicht die geringste Beachtung zu schenken schien; allerdings hatte er inzwischen aufgehört zu schluchzen. Sie stand einige Augenblicke ganz aufgeregt und zugleich verdattert vor ihm und hielt ihm das Foto hin, ohne daß er hingeschaut oder sonst irgendeine erkennbare Reaktion gezeigt hätte; schließlich stupste sie ihn an der Schulter und rief dazu (auf deutsch) 'Herr Girgis! Herr Girgis!', und erst auf das hin hob er seinen Kopf, schaute zunächst Lydia verwundert an und merkte dann erst, daß sie ihm eine Fotografie unter die Nase hielt, und begann diese, nämlich die Fotografie, zu betrachten. Ich hatte mich inzwischen neben ihn gesetzt und ging gerade daran, ihm vorzuschwärmen, wie hübsch und süß doch sein Enkelkind sei und richtig zum Anbeißen, da passierte etwas total Unerwartetes: er stieß einen unterdrückten Schrei aus und griff sich gleichzeitig mit der Hand auf den Mund. Und der Schrei war keineswegs ein Schrei des Entzückens gewesen wie bei der Lydia kurz zuvor, sondern, so kam's mir vor, ein ausgesprochener Entsetzensschrei, und als ich ihn erschrocken anschaute, erkannte ich, daß seine Augen entsetzt aufgerissen waren und nach wie vor unverwandt an der zerknitterten Fotografie mit Myriam und ihrem süßen Baby hingen. Im ersten Moment wunderte ich mich nur im stillen und kapierte nichts: was war denn an dem Bild so Entsetzliches dran? Und ich registrierte nebenbei, daß Lydia ihren Mund weit offen hatte und ständig zwischen ihm, der Fotografie und mir hin- und herschaute.
    Und dann ging mir, während ich so das Foto anstarrte, mit einem Schlag ein Licht auf, und zugleich fuhr mir ein gewaltiger Schreck in die Knochen, und ich verstand auf einmal, wieso Myriams Papa neben mir immer noch vor Entsetzen wie gelähmt wirkte. Es war offenbar ganz einfach der Gegensatz zwischen den blonden Haaren und blauen Augen des Babys und Myriams schwarzen Haaren und schwarzen Augen. Naja, das allein hätte ja vielleicht noch gar nicht so viel ausgemacht, aber dann mußte ich plötzlich an den Vater des Babys denken, den schwarzlockigen Jüngling - ja, und soweit ich mich erinnern konnte, waren seine Augen ebenfalls ziemlich schwarz, genauso wie bei Gamal; und ich drehte mich nach diesem um und betrachtete ihn aufmerksam: jawohl, schwarze Haare und schwarze Augen; und der war schließlich der Bruder des schwarzlockigen Jünglings. Und genauso sah doch die gesamte restliche Familie aus, soweit sie sich uns vorgestellt hatte, abgesehen davon, daß Oma und Opa schon ergraut waren. Wie konnte folglich dieser schwarzlockige Jüngling der Vater von Myriams Baby sein?
    Leider hatte ich, wie es

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