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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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eine gedankliche Schlamperei! Ich hätte also nicht sagen sollen: unsere liebe Lydia war offensichtlich bereits vergeben, sondern: unsere liebe Lydia war von unserem Götzi völlig in Beschlag genommen, und da konnte und wollte ich ihm selbstredend nicht ins Handwerk pfuschen. Genehmigt?
    Übrigens wollte er nach der Rückkehr ins Hotel uns, das heißt, Lydia, Babsi und mich, noch gern auf ein Gläschen in der Hotelbar einladen und dachte sich dafür die verschiedensten Gründe aus, etwa, daß es noch viel zu früh zum Schlafengehen sei, oder daß es bei der Folkloreshow überhaupt keinen Alkohol gegeben habe. Aber die zwei Hübschen lehnten beide mit Bedauern ab und gaben an, sie seien nach dem anstrengenden Tag schon viel zu müde. Wahrscheinlich hatte aber Lydia von seiner Balzerei inzwischen einfach genug, und Babsi dürfte so schon genügend frustriert gewesen sein. Ich selber war, ehrlich gesagt, froh darüber, daß aus seiner Einladung nichts mehr geworden ist, denn ich war zu dem Zeitpunkt bereits absolut bettreif.
    Ja, dann also gute Nacht und schöne Träume! Und ab ging's in die Heia. Aber wenn ich nun erwartet hatte, ich würde mich ins Bettchen legen und augenblicklich in Schlaf sinken, so sah ich mich herb enttäuscht. Unser lieber Götzi war nämlich entweder nicht im geringsten müde oder aber total aufgewühlt, und er dachte gar nicht daran, mich augenblicklich in Schlaf sinken zu lassen, sondern hatte offenbar noch das dringende Bedürfnis, mit mir über den heutigen Abend zu plaudern und vor allem zu einigen Fragen meine fachlich fundierte Meinung als Reiseleiter zu hören. Und geduldig, wie ich halt bin, ...
    Naja, diese Fragen betrafen anfänglich naturgemäß die Vorführungen in dem Zelt, in erster Linie den Bauchtanz, und erst danach kam er auf das zu sprechen, was ihn verständlicherweise bei weitem am stärksten bewegte, nämlich auf die Frage: Hab' ich bei der Lydia irgendwelche Chancen, und verhalte ich mich ihr gegenüber richtig, und welches ist am besten meine weitere Vorgangsweise? Eine heikle Frage, nicht? Ich müßte lügen, wollte ich behaupten, daß ich ihm meine wahre Meinung verraten hätte. Ich kam mir vor wie ein Arzt, der einen unheilbar Kranken vor sich hat und ihm gute Ratschläge geben soll, was er tun müsse, um wieder gesund zu werden. Ja, und so erfand ich halt die unterschiedlichsten Gründe, warum Lydia zu ihm so kühl gewesen sei, und ermutigte ihn mehr oder weniger, nicht lockerzulassen, vergaß aber nicht, darauf hinzuweisen, daß Babsi ein vielleicht noch lohnenderes Objekt seiner Balzerei sei, und ob er nicht gemerkt habe, wie hübsch sie sich heute abend extra für ihn gemacht habe und wie enttäuscht sie gewesen sei, daß er sich so wenig um sie gekümmert habe.
    Auf diesen letzten Vorschlag reagierte er zunächst ausgesprochen ablehnend, ja, mit einer für mich direkt überraschenden Heftigkeit, um dann später etwas milder und sogar nachdenklich zu werden, und schließlich versprach er mir hoch und heilig, die Babsi in Hinkunft nicht mehr links liegen zu lassen; ich hätte recht: falls er bei der Lydia aus irgendwelchen Gründen nicht ankomme, werde er's eben bei der Babsi versuchen, und wahrscheinlich habe er bei ihr ohnedies mehr Chancen, und überhaupt sei die Babsi doch auch ein sehr liebes Mädchen, und so weiter, und so fort.
    Sobald er mit diesem Monolog zu Ende war, fragte ich ihn, weshalb er denn auf meinen Vorschlag, auch der Babsi schöne Augen zu machen, anfangs so heftig reagiert habe. Daraufhin war er zunächst einmal eine Zeitlang still, nur tief atmen hörte man ihn. Dann gab er sich einen deutlich erkennbaren Ruck und begann: 'Sag einmal, Christian, weißt du noch, wovon wir gestern abend vor dem Schlafengehen gesprochen haben?'
    'Hm, von deiner Freundin und meiner Frau - meinst du das?'
    'Ja, genau! Und du wirst dich sicher erinnern, daß ich diese Reise nach Ägypten ursprünglich mit meiner Freundin gemeinsam machen wollte!'
    'Jawohl, aber weil sie dich immer so fürchterlich behandelt ...'
    'Genau. Und dann wolltest du wissen, inwiefern sie mich fürchterlich behandelt, gelt, und ich ... ich wollte es dir nicht sagen.'
    'Nein, das nicht, aber du hast immerhin angedeutet, daß du mit deinen 46 Jahren für sie nicht mehr potent genug bist.'
    'So ist es, und du hast dann indirekt behauptet, daß daran nicht so sehr mein Alter schuld sei, sondern sie selber, weil sie nicht liebevoll und geduldig genug sei ...'
    '... liebevoll, zärtlich,

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