Geliebte Myriam, geliebte Lydia
geduldig und einfühlsam genug', wiederholte ich und mußte dabei heftig an meine Maria denken.
'Über diese Theorie hab' ich heute den ganzen Tag nachdenken müssen', setzte Götzi unbeirrt fort.
'Und zu welchem Ergebnis bist du gekommen?'
'Daß du doch recht haben dürftest. Und daß ich mich von ihr besser trennen sollte. Und daß ich mir die Lydia ...'
Er verstummte, und ich ergänzte versuchsweise: '... anlachen sollte?'
'Ja, so kann man's nennen. Oder, wenn du meinst, eventuell die Babsi. Das müßte mir helfen, einen Schlußstrich zu ziehen unter diese ... Soll ich dir was sagen?'
'Aha, jetzt kommt's, gelt? Also schieß los!'
'Weißt du, wie das ist, wenn man seelisch gedemütigt wird?'
'Hm ... ja doch! Was Salam heute mit mir aufgeführt hat ...'
'Ach, ich bitte dich! Das kannst du doch damit überhaupt nicht vergleichen! Das darfst du doch nicht persönlich nehmen! Und wenn schon: das war ein Tag. Was ist ein Tag gegen zehn Jahre? Na gut, am Anfang war's ja noch nicht so arg, bei weitem nicht, da war noch alles in Butter. Aber später, nach einem oder zwei Jahren ... ich hab' dir ja erzählt, daß es dann mit meiner sexuellen Leistungsfähigkeit nicht mehr so weit her war und ich ihr einfach nicht mehr potent genug war - erinnerst du dich?'
'Ja, sicher! Und dann?'
'Und dann hat sie sich nach einem Ersatz umgesehen ...'
'Oho!'
'Ja, nach einem Ersatz ... oder vielmehr nach einer Ergänzung; denn Ersatz würde ja bedeuten, daß sie mich entweder verloren oder weggeworfen hätte. Ach, hätte sie mich doch nur verloren oder weggeworfen! Dann hätt' ich mir eine ganze Menge erspart. Aber sie hat mich nicht verloren, weil ich wie eine Klette an ihr hänge ... gehangen bin, und sie hat mich nicht weggeworfen, weil ... weil sie mich braucht. Sie braucht offenbar einen, den sie quälen kann, einen, den sie demütigen kann. Also: nicht Ersatz, sondern Ergänzung. Ich war ihr zuwenig, also mußte eine Ergänzung her.'
Er verstummte. Ich fragte versuchsweise: 'Ein anderer Mann?'
'Du sagst es: ein anderer Mann!'
'Naja', versuchte ich ihn zu trösten, 'das ist nun aber nichts Ungewöhnliches! Überleg nur, was ich meiner Frau ... Aber darum hab' ich sie doch nicht gequält oder gar gedemütigt! Sie hat's ja nie erfahren!'
'Nein, deine Frau hat's nie erfahren. Aber ich hab's erfahren. Dabei wohnen wir getrennt. Und trotzdem hab' ich's erfahren. Und weißt du, wie ich's erfahren habe?' Er begann sich jetzt in eine richtige Erregung hineinzusteigern.
'N-nein?'
'Vorgestellt hat sie ihn mir, richtig korrekt! Und dann haben wir gespeist, zu dritt, richtig festlich, und getrunken, zu dritt, und wir mußten Bruderschaft trinken, der andere und ich! Und dann haben wir uns auf die Couch gesetzt, zu dritt, und es war richtig gemütlich, und sie hat sich bei ihm angelehnt und über mich ihre Beine drübergelegt - Superbeine übrigens, unglaublich sexy! -, und ich hab' natürlich begonnen, ihre Beine zu streicheln, und er hat begonnen, sie weiter oben zu streicheln: ihre Haare, ihre Wangen, ihren Nacken, ihre Schultern, ihre Arme, ihre Brust - jawohl, auch ihre Brust! Und so hat sie sich von allen beiden erregen lassen - doppelt hält besser, nicht wahr? Und so hat sie sich mit der Zeit von allen beiden entkleiden lassen - oben von ihm, und unten von mir. Und wenn ich Pech hatte, sind sich meine Hände und seine Hände gegenseitig in den Weg gekommen. Und weil sie so bequem an ihn angelehnt war, hatte sie eine wunderbare Möglichkeit, mich nach und nach auszuziehen. Manchmal hat sie währenddem das Licht abgedreht, manchmal auch nicht, und manchmal war's sowieso noch hellichter Tag ...'
'Wieso manchmal?' unterbrach ich ihn. 'Ich dachte, diese Szenen hätten sich vor acht oder neun Jahren einmal abgespielt?'
'Ach, hab' ich mich so unklar ausgedrückt? Nein, nein, das war nicht nur einmal, das ist viele Male geschehen, und der andere Mann - der war auch nicht immer derselbe. Ja, ja, im einzelnen weisen diese Spielchen meines Mäuschens - so nenne ich sie meistens - die interessantesten Variationen auf, aber im allgemeinen gehen sie nach der Phase des gegenseitigen Ausziehens folgendermaßen weiter: zuerst komm' ich dran, und dann kommt der andere dran ...'
'Du meinst: zuerst schläft sie mit dir, und dann schläft sie mit dem anderen?'
'Im Prinzip ja, vorausgesetzt ... Naja, da gibt's jetzt eben die zwei Hauptvarianten: entweder bei mir funktioniert alles zufriedenstellend, oder mich läßt eben meine Potenz im
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