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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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Mund?'
    'Ach, wenn das sein einziger Fehler gewesen wäre ...', erwidere ich mit einer vielsagenden Handbewegung. 'Na, ich bin ja so froh, daß wir jetzt Sie als Führerin haben, Fräulein Myriam ...'
    Aber sie unterbricht mich und sagt: 'Könnten wir nicht du zueinander sagen? Ich bin es gewohnt, daß mich meine Kollegen, auch die ausländischen, von allem Anfang an duzen. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen.'
    'O nein, überhaupt nicht, ganz im Gegenteil!' versichere ich verzückt. 'Es ist nur ... ich bin halt das erste Mal in Ägypten.' Und ich halte ihr meine Hand entgegen, und sie ergreift sie mit ihrer zarten Hand, und wir lächeln uns gegenseitig an. Und dann sagt sie, wieder mit ihrem bezaubernden Lächeln: 'Ja, dann herzlich willkommen in Ägypten, Christian! Ich hoffe, es wird dir in unserem Land gefallen!'
    'Ah, ab heute wird's mir gefallen, da bin ich ganz sicher! Gestern war ich ja noch nicht so begeistert ...'
    'Ja, Herr Mohammed hat mir berichtet, wie du dich über Salam beklagt hast.'
    'Mhm, drum bin ich ihm auch wirklich sehr dankbar!'
    'So ist es also für dich ein Glück, daß im Moment sehr wenig Touristen in Ägypten sind. Sonst wäre es kaum so leicht gewesen, einen Ersatz für Salam zu finden.'
    'Noch dazu einen so charmanten!'
    'Soso, du bist also ein Schmeichler!'
    Jetzt hätte ich ihr natürlich noch gern versichert, daß ich überhaupt kein Schmeichler bin, aber inzwischen hatten sich schon mehrere meiner Leute in unserer Nähe versammelt und glotzten mit großen Augen zu uns herüber, und das fiel mir genau in dem Moment auf. Also winkte ich ihnen freudig zu, forderte sie auf, näher zu kommen, und stellte ihnen mit großer Begeisterung unsere neue Führerin vor. Zugleich bekräftigte ich, daß die Abfahrtszeit acht Uhr aufrecht bleibe, und schaute automatisch auf die Uhr, und dabei sah ich, daß ich mich selber bereits beeilen mußte, wenn ich noch pünktlich kommen wollte. Also entschuldigte ich mich bei ihr, übergab sie vorläufig meinen Leuten zur Betreuung und sauste noch einmal schnell aufs Zimmer.
    Als ich zurückgesaust kam, stand bereits meine gesamte Mannschaft rund um unsere charmante neue Führerin versammelt, und sie redeten, wie's aussah, alle gleichzeitig auf sie ein, auch die Frau Heuberger. Na also! Jetzt war ich direkt beruhigt. Es hatte also doch nicht den Anschein, als ob unsere Damen Salam, dem Schwarm sämtlicher Damenherzen und -augen, und was weiß ich, welcher Körperteile noch, allzu heftig nachtrauern würden. Ja, dann konnte es also gleich losgehen. Halt, nein! Wir sind ja gar nicht vollzählig! Da fehlen zwei! Wer fehlt denn noch? Oho, der Giftzwerg und seine Alte! Na, ausgerechnet die, die sich so aufgeregt haben, daß wir gestern erst um halb neun abgefahren sind! Sind die heute schon gesichtet worden? Nein? Auch nicht beim Frühstück? Ja, dann muß ich sofort bei ihnen im Zimmer anrufen!
    Und ich rief bei ihnen im Zimmer an. Und - jawohl, da wurde abgehoben, und es meldete sich der Giftzwerg höchstpersönlich - aber wie klang denn seine Stimme? Gar nicht mehr so forsch wie bisher gewohnt. Ja, es tut uns furchtbar leid, aber, wissen Sie, Herr Reiseleiter, wir sind heute beide krank, meine Frau ebenso. Wo's fehlt? Ja, Sie wissen schon: die Rache des Pharao! Ja. Die Rache des Pharao hat uns erwischt, aber wie! Ob wir uns sehr schwach fühlen? Entsetzlich schwach, sag' ich Ihnen! Wir könnten heute nie aufstehen, geschweige denn mitfahren! Ausgeschlossen!
    Na, und in diesem Ton ging das noch eine Zeitlang dahin, und es war geradezu erbarmungswürdig, seiner Jammerei zuzuhören. Nun ja, so gab ich ihm halt die entsprechenden Ratschläge und wünschte rasche Besserung und versprach, mich nach der Beendigung der heutigen Besichtigungen wieder zu melden. Dann überbrachte ich den anderen die betrübliche Botschaft und warnte sie erneut vor dem Genuß von Salat und so weiter. Da riefen zwei von meinen älteren Damen dazwischen, sie hätten aber auch von diesen köstlichen Salaten gekostet - 'gekostet' nannten die das! -, und das habe ihnen überhaupt nicht geschadet. Ich war nahe daran, aus der Haut zu fahren, beherrschte mich aber zum Glück im letzten Augenblick und entgegnete bloß, da hätten sie eben Glück gehabt, und Vorsicht sei die Mutter der Porzellankiste. Aber gedacht hab' ich mir: Na, es hat halt nicht jeder einen Saumagen!
    So, jetzt trieb ich aber ernsthaft zum Einsteigen, und wir machten uns geschlossen auf den Weg zum bereits wartenden Bus. Ebenso

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