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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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sich mein Blick mit dem ihren, und da hatte ich jedesmal den Eindruck, daß es ihr nicht viel anders erging. Während wir also andächtig im Schatten der Cheopspyramide standen und angesichts dieses nur undeutlich erkennbaren, ungeheuren Steingebirges direkt eine Wahnsinnsehrfurcht empfanden, ja sogar ein bißchen ein unheimliches Gefühl hatten, sagte plötzlich die Mutter von Klein-Barbara: 'Und was wir da jetzt spüren - ist das nun das von Ihnen erwähnte Kraftfeld der Cheopspyramide?'
    'Das von vielen Pyramidenmystikern beschworene Kraftfeld', ergänzte ihr Mann, der offenbar gut aufgepaßt hatte.
    'Hm, vielleicht', antwortete ich zögernd. 'Aber ich bin ja kein Pyramidenmystiker, eher der Herr Heuberger.'
    'Ich?' rief der, fast erschrocken. 'Ach nein, ich bin kein Pyramidenmystiker. Ich hab' das ja auch nur irgendwo gelesen.'
    Jetzt mischte sich die Frau Heuberger ins Gespräch und sagte: 'Aber geh, du beschäftigst dich doch schon seit Jahren mit diesem Zeug!'
    Das roch nun leicht nach schief hängendem Haussegen, und vielleicht, um einem erneuten Eklat zuvorzukommen, sagte die Frau Schroll - das ist Klein-Barbaras Mutter - ganz schnell: 'Was ist eigentlich ein Pyramidenmystiker?'
    'Ein Pyramidenmystiker -', begann ich ebenso schnell, um dann etwas zu zögern, 'nun, das ist ein Gelehrter, der eine andere, mehr esoterische Deutung der Pyramiden und besonders der Cheopspyramide hier als die eines Königsgrabes zu finden versucht. Er versucht zu beweisen, daß sie eine Schöpfung der Wissenschaft sei, in der sich Mathematik oder Astronomie oder Atomphysik oder weiß Gott was noch alles offenbart, oder daß in ihr, wie wir ja schon vom Herrn Heuberger gehört haben, die Mysterien der Initiation des Königs stattgefunden hätten.'
    'Na, und was spricht denn nun eigentlich wirklich dagegen?' Es war der Herr Heuberger, der sich da jetzt richtiggehend ereiferte, wahrscheinlich, weil er noch auf seine Holde sauer war. 'Denn überzeugt hat mich das, was Sie vorhin erzählt haben, nicht, das muß ich sagen!'
    'Nicht?' erwiderte ich gedehnt und machte dabei, glaub' ich, ein so unglückliches Gesicht, daß der Clemens laut herausplatzte, wofür er sich wiederum von allen Seiten strafende Blicke zuzog - nein, von allen Seiten nicht. Seine beiden Bewunderer strahlten ihn an, daß es eine Freude war. 'Hab' ich Sie nicht überzeugen können?'
    'Nein, eigentlich nicht.'
    'Naja, was soll ich sagen? Ich bin da ja auch kein Fachmann. Ich mach' mir halt nur so meine Gedanken über die verschiedenen Argumente der Pyramidenmystiker. Wenn ich mich recht erinnere, haben Sie als erstes von der unglaublichen Verschwendung an Zeit, Arbeitskraft und Material gesprochen, die es unwahrscheinlich macht, daß dieser Riesenbau vor uns ein bloßes Grab gewesen ist, nicht wahr? Naja, ich würde sagen, auch wenn er ein Tempel - fast hätte ich gesagt, ein bloßer Tempel - zum Zweck des Tempelschlafs gewesen sein sollte - geringer war darum die Verschwendung an Zeit, Arbeitskraft und Material auch nicht. Der Tempelschlaf verlangt nämlich noch weniger nach einem derartigen Steingebirge, wie wir es hier vor uns sehen. Die Tempelschläfer, die ich gesehen habe, haben unter freiem Himmel geschlafen. Aber zumindest hätte es ein solcher Tempel, wie wir ihn heute da unten neben der Sphinx erlebt haben, auch getan. Im übrigen muß der sarkophagähnliche Granitkasten, wie Sie ihn nennen, nicht nur wirklich höchst unbequem zum Schlafen gewesen sein - das hat ja schon unsere Frau Dworschak' (so heißt die Lydia mit Familiennamen) 'vollkommen richtig festgestellt -, sondern es handelt sich wirklich um einen Sarkophag. Das beweist der in den oberen Rand eingelassene Falz, den wir deutlich sehen konnten, obwohl die Kanten leider stark beschädigt sind, und zeigt, daß dort ursprünglich ein Deckel eingelassen war. Und noch was: wenn schon wir auf dem langen Weg bis dorthin so gestöhnt haben, wie muß dann erst ein König gestöhnt haben! Was die Luftkanäle anlangt, so stimmt das schon, daß Mumien keine frische Luft benötigen. Aber die Menschen, die die Mumie bestatteten, die benötigten frische Luft, und wer weiß, wie lang diese Zeremonien gedauert haben mögen. Und übrigens hat unsere Myriam selbst darauf hingewiesen, daß sie vielleicht auch dem Flug der Seele des verstorbenen Königs in den Himmel gedient haben könnten. Daß die innere Struktur ohne die Verschönerungen ist, mit denen die Pharaonen ihre Grabstätten in verschwenderischer Fülle

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