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Geliebte Nanny

Geliebte Nanny

Titel: Geliebte Nanny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Schlueter
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öffne die Tür und stehe einem geschniegelten David, in einem atemberaubenden dunklen Zweireiher gegenüber. Er wirkt, als käme er gerade vom roten Teppich einer glamourösen Filmgala. Ich schlucke, denn ich werde mir gerade selbst meiner reizlosen Aufmachung bewusst, die mich neben ihm wie Aschenputtel wirken lässt.
     Für die hochrangigen Besucher der Tanzaufführung muss es ein seltsam anmutendes Bild sein, als der fesche David von Degenhausen in Begleitung des kopftuchtragenden Kindermädchens aufkreuzt. Sogar der ehemalige Bürgermeister ist da. Seine Urenkelin ist die kleine Rothaarige, die die Rolle der bösen Hexe tanzt. Für einen Moment wünsche ich mir, mich meiner Maskerade einfach zu entledigen  und in einem  eleganten Cocktailkleid à la Carrie  Bradshaw neben David zu stehen.
    Im nächsten Moment wird meine Cocktailkleid - Illusion Wirklichkeit, allerdings mit dem Unterschied, dass es Giulia ist, die in einer – für die Oscarverleihung tauglichen – roten Robe zur Tür herein stolziert. Daneben schreitet ihre Tochter Hilda, ausgesprochen graziös in einem goldenen Tütü, an der Hand eines unscheinbaren Glatzenträgers.
    Aha. Das muss der Ex - Ehemann sein, der Giulia nichts von seinem immensen Vermögen abgeben will. Er ist mir gleich sympathisch. Giulia sieht nicht glücklich aus. Bei Davids und meinem Anblick verdunkelt sich ihre Miene vollends.
    Ein Anflug von Genugtuung bricht über mich herein. Instinktiv rücke ich noch ich ein Stückchen näher an David heran, um Giulia zu signalisieren, dass sie die Finger von ihm zu lassen hat. Heute ist er mit mir hier! Irgendwie ist es albern, aber selbst in Verkleidung einer katholischen Ordensschwester hätte ich es nicht fertig gebracht, diese typisch weibliche Verhaltensweise zu unterdrücken.
    Pauline trägt ein rosa Tütü und sieht bezaubernd aus, als sie uns begrüßt. Ihre Augen glänzen. Wir nehmen in der ersten Reihe Platz. Ein paar Sitze weiter links, stiert Giulia verstohlen zu uns herüber. Ihrem Ex - Mann schenkt sie keinerlei Beachtung, was wohl auf Gegenseitigkeit beruht.
    Die Aufführung beginnt.
    In der Pause verschwindet Giulias Ex auf nimmer Wiedersehen, sehr zur Freude der anderen Zuschauer, denn das Handy dieses Mannes hat während der Vorstellung – sage und schreibe – im Drei - Minuten - Takt geklingelt. Und noch dazu in voller Lautstärke.
    Als ich von der Toilette zurückkehre, sehe ich voller Unmut, dass Giulia auf meinem Platz sitzt und mit David plaudert, dabei kommt sie ihm beunruhigend nahe. Ich lasse mir nichts anmerken, doch am liebsten würde ich sie an ihrer akkuraten Hochsteckfrisur vom Sitz zerren.
     »Hallo Giulia. Na, so ein Zufall «, sage ich wobei ich mich leicht militant vor ihr aufbaue.
     »Hallo Melek. Macht es dir was aus, wenn ich in der zweiten Hälfte deinen Platz nehme? Meine Sitznachbarin quasselt ununterbrochen. Und ihr Akzent ist wirklich grauenhaft. Russisch oder Polnisch oder so. So was muss ich mir nicht antun!«
    Ich starre sie verblüfft an. David schmunzelt. Doch als er bemerkt, dass ich ganz und gar nicht mit ihrem dreisten Vorschlag – meinen Platz in Beschlag zu nehmen – einverstanden bin, sagt er zu Giulia: »Wie wäre es, wenn ich mich neben die Frau mit dem schrecklichen Akzent setze. Melek ist wirklich eine ausgezeichnete Gesprächspartnerin und noch dazu völlig akzentfrei!« Wieder lacht er in sich hinein, erhebt sich und stiefelt zu Giulias Sitzplatz.
    Einerseits bin ich David natürlich unendlich dankbar für diesen gezielten Seitenhieb, der Giulia in Atemnot versetzt – soll sie von mir aus besinnungslos vom Sitz fallen. Auf eine Mund zu Nase Beatmung von mir, kann sie jedenfalls lange warten. Ich werde einfach sagen: »Isch nix Ahnung von Wiederbelebung.«
    Ich nehme Platz und beachte sie nicht. Es bereitet mir alles andere als Vergnügen, neben dieser Ziege zu sitzen, was ja wohl auf Gegenseitigkeit beruht.
    Die Vorführung geht weiter. Als die Musik einsetzt, höre ich plötzlich jemanden tuscheln. Ich drehe meinen Kopf und fahnde nach dem Störenfried. Überrascht bleibt mein Blick auf Giulia hängen, die ihren Kopf in meine Richtung gewendet hat und mich fies anblitzt.
     »Ich weiß, was du vorhast, Melek!«, zischt sie.
     »Was meinst du?«, gebe ich ungerührt zurück.
     »Du bist hinter David her. Du willst ihn mir abspenstig machen, du hinterlistiges Biest.«
     »Du spinnst doch Giulia!«
     »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass du auch nur den Hauch

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