Geliebte Nanny
einer Chance bei David hast. Ich meine, sieh dich mal an Melek; als ob David sich mit einer wie dir abgeben würde. Zwischen euch beiden liegen Welten!« Sie lässt ein spöttisches Kichern vom Stapel. »Ich frag’ mich, was deine Familie wohl sagen würde, wenn sie wüsste, dass du einen Deutschen Mann magst? Die ist ja ausgesprochen illiberal, wie ich gehört habe. Lass also lieber die Finger von David und spar dir den Ärger!«
Das ist mein Stichwort. Ärger steigt in mir auf.
»Das werden wir ja sehen!«, fauche ich zurück.
»Psst, Ruhe da vorne! Gehen Sie gefälligst nach draußen, zum Quatschen!«
Giulia und ich funkeln uns gegenseitig an.
»Was willst du denn schon machen, du kleine dumme Ausländerin? Er würde dich nicht mal mit der Kneifzange anfassen. David von Degenhausen ist ein Mann mit Klasse und Niveau – und deshalb ist er für mich bestimmt. Also, gib dir keine Mühe und halt dich von ihm fern. Haben wir uns verstanden, MELEK!?« Sie schiebt ihr Kinn arrogant nach vorne und widmet sich wieder der Vorstellung.
Ich koche. Aber was könnte ich schon großartig gegen Giulia und ihr hinterlistiges Vorhaben tun? Es würde mit Sicherheit nicht viel Anklang finden, wenn eine hysterische Kopftuchträgerin einer angesehenen Ex - Millionärsgattin, mitten in einem vollen Konzertsaal, die Scheiße aus dem Hirn prügelt. Wie gerne würde ich aber genau das tun. Dabei bin ich durchaus nicht von gewalttätiger Beschaffenheit. Aber bei dieser ätzenden Giulia, kommt man ja mit reden nicht weiter. Ich reiße mich zusammen. Mit verkniffenen Lippen verfolge ich die Tanzaufführung. Halbherzig. Ich stehe kurz davor, alles hinzuschmeißen. Diese blöde Verkleidung, die nichts als Ärger und Unmut produziert. Was soll das ganze eigentlich? Ich bin eine Versagerin, sonst nichts. Am liebsten will ich nur noch von hier verschwinden; zurückkehren in mein altes Leben. Eine schnöde Stelle in einem friedlichen Kuhdorf - Kindergarten annehmen, mich mit Yasi versöhnen und bald darauf den Mann für’s Leben finden. Vielleicht hätte ich damals auf meine esoterisch geartete Tante Veronika hören sollen. Die wollte mich unbedingt mit einem Industriefacharbeiter aus Herne - Baukau, mit dem Namen Ralle verkuppeln, da die Konstellation irgendwelcher Sterne uns angeblich eine gesegnete gemeinsame Zukunft prophezeite. Leider ist Ralle vor einiger Zeit nach Mallorca ausgewandert und rein zufällig habe ich ihn kürzlich in einer Reality TV - Sendung wiedererkannt, in der er sich als obdachloser Auswanderer outete, der in Hotelmülltonnen herumwühlt und zusammen mit seinem bellenden Flohbeutel in einem Schlafsack am Strand nächtigt.
Also, ganz ehrlich, bei diesen gesegneten Zukunftsaussichten mit Mallorca - Ralle, nehme ich lieber Sören zurück. Letztendlich passt ein simpler Handyverkäufer sowieso viel besser zu mir, als ein millionenschwerer, adeliger Geschäftsmann namens David Gideon Konrad Ferdinand von Degenhausen. Am besten ich vergesse David, Giulia, Arndt, Klodia und all die anderen ganz schnell und mache mich fix vom Acker.
Ich stehe auf um zu gehen, doch da tippelt Pauline in ihrem zauberhaften Elfenkostüm über die Bühne. Sie hat wirklich Talent. Ich finde, sie ist die beste von allen. Pauline sucht gezielt meine Aufmerksamkeit. Und just in dem Moment, als sie mir stolz zulächelt, werfe ich meinen soeben geschmiedeten Plan durchzubrennen, kurzerhand über den Haufen und plumpse zurück in meinen Sitz. Gebannt schaue ich zu, wie sie tanzt und verdrücke sogar ein paar Tränen.
Nach der Vorstellung eile ich zu Pauline, hinter die Bühne. David und Giulia können mir gestohlen bleiben. Ich beschließe, zu Fuß mit Pauline nach Hause zu gehen. So weit ist der Rückweg ja nicht.
Wir sind gerade ein paar Schritte gegangen, da hält David, wie aus dem Nichts, mit seinem schwarzen Audi direkt vor uns. Auf dem Beifahrersitz thront Giulia erhobenen Hauptes. Hilda sitzt hinten.
»Da seid ihr ja. Ich hab euch schon überall gesucht«, sagt David durch die geöffnete Scheibe. »Wo wollt ihr denn hin?«
»Nach Hause.«
»Etwa zu Fuß?«
»Na, wie denn sonst?« , gebe ich trocken zurück.
»Unsinn. Es regnet doch in Strömen«, kontert er und fuchtelt mit seiner freien Hand herum. »Steigt schon ein.«
»Nein Danke!« Ich gucke auffällig aggressiv in Giulias Richtung, um ihm klar zumachen, dass ich mich mit ihr nicht ins gleiche Auto setzen werde, ohne dass sich diese Fahrt dabei als höchst
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