Geliebte Rebellin
Nachricht zukommen lassen.«
17
Zwei Stunden später lief Baxter unruhig in Charlottes Salon auf und ab. Juliana Post hatte feuchte Augen gehabt, als sie sie in einer Mietdroschke von den Severedges-Ställen in den sicheren Norden geschickt hatten. Die Meldung über einen tödlichen Unfall durch einen kleinen Brand in einem privaten Wohnhaus war an die Zeitungen weitergeleitet worden. Mit etwas Glück würde sie schon am kommenden Vormittag erscheinen. Pläne für eine genauere Erkundung des zweiten Stockwerks im Grünen Tisch brodelten in Baxters Kopf.
Er hatte für sich eine Liste von Dingen aufgestellt, die er nun Punkt für Punkt durchgehen wollte. So hatte er die Situation unter Kontrolle, und doch konnte er sich dem Gefühl einer über ihn lauernden Dunkelheit, die nichts mit der Abenddämmerung zu tun hatte, nicht entziehen.
Morgan Judd war noch am Leben. Es war unmöglich, doch die Tatsachen ließen sich nicht länger leugnen. Das einzige, was nicht in dieses Bild passte, war die Beschreibung seiner Stimme.
»Ich danke dir für alles, was du für Miss Post getan hast.« Charlotte saß auf einer Ecke des gelben Sofas und beobachtete, wie er auf seinem Weg ans andere Ende des Raumes an ihr vorbeischritt. »Das war wirklich sehr nett von dir, Baxter.«
»Du bist doch diejenige gewesen, die zu ihr gegangen ist, um sie zu warnen, und damit hast du ihr das Leben gerettet.« Baxter blieb am Fenster stehen und faltete die Hände hinter seinem Rücken. »Wenn man bedenkt, welche Rolle sie in dieser ganzen Angelegenheit gespielt hat, dann wäre es interessant, zu erfahren, warum du dich eigentlich so sehr für sie verantwortlich gefühlt hast.«
»Vermutlich liegt es daran, dass sie und ich so vieles gemeinsam haben«, sagte Charlotte leise.
»Was, in Gottes Namen, könntest du mit dieser Frau gemeinsam haben?«
»Ich dachte, das läge auf der Hand: Wir stammen beide aus Familien, deren Vermögen, um es einmal behutsam auszudrücken, zur Neige gegangen sind. Wir sind beide hartherzigen, unehrenhaften Männern ausgeliefert gewesen, die über unser Leben und über unsere Einkünfte bestimmen konnten. Wir haben beide eine Möglichkeit gefunden, uns eine Karriere aufzubauen, die uns geholfen hat, dem üblichen Los der Frauen in unserer Situation zu entgehen.«
Baxter bedachte sie mit einem rätselhaften Blick. »Und eure Karriere hat es euch auch gestattet, die Risiken zu meiden, die eine Eheschließung mit sich bringen kann, oder etwa nicht?«
»Ja, allerdings. Trotzdem ist es der armen Juliana gelungen, sich mit einem Mann einzulassen, der bei weitem gefährlicher zu sein scheint als ein durchschnittlicher Ehemann. Womit vermutlich bewiesen wäre, dass eine Affäre genauso gefährlich sein kann wie eine Ehe.«
Baxter rückte seine Brille zurecht. »Ich halte Miss Posts Fall keineswegs für typisch.«
»Nein, vielleicht nicht.« Charlotte wurde nachdenklich. »Dennoch frage ich mich, ob es die Mühe lohnt, wenn ich meine Dienste in Zukunft nicht nur Frauen anbiete, die eine Heirat ins Auge gefasst haben, sondern auch den Damen, die mit dem Gedanken an eine romantische Liaison spielen.«
Sie meint es vollkommen ernst , erkannte Baxter und schluckte. »Ich bezweifle, dass an dieser Art von Diensten großer Bedarf besteht.«
»Da könntest du durchaus recht haben. Die Entscheidung, sich auf eine Affäre einzulassen, wird im allgemeinen von der Leidenschaft bestimmt, und wenn man von einem derart heftigen Gefühl verzehrt wird, dann ist das Interesse an Fakten nicht gerade groß.«
»Ja, gewiss«, erwiderte Baxter ziemlich matt.
»Und alle Welt weiß, dass die Leidenschaft eine kurzlebige und vergängliche Angelegenheit ist. Sobald man sie ausgelebt hat und das Gefühl abgeflaut ist, kann man die Affäre schlicht und einfach beenden. Ganz im Gegensatz zu einer Eheschließung, die weitaus mehr Umsicht, Logik und gesunden Menschenverstand verlangt, denn schließlich wird man einen Ehemann sein ganzes Leben lang nicht mehr los.«
Man wird ihn nicht mehr los . Er seufzte innerlich. »Ja, gewiss «
»Ich glaube wirklich, dass du in dem Punkt vollkommen recht hast, Baxter. Wahrscheinlich gäbe es nur sehr wenige Klientinnen, die mich engagieren würden, damit ich Nachforschungen über einen potentiellen Liebhaber anstelle.«
»Es scheint ganz so, als bestünde ohnehin schon genügend Nachfrage für deine Dienste.«
»Das kann schon sein, aber lassen wir das Geschäftliche jetzt beiseite. Ich habe deinen
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