Geliebte Rebellin
dann im Schrank herumhängen.«
»In dem Fall ist es eine sehr praktische Entscheidung, sich an Schwarz zu halten.«
»Ich habe mich nicht weiter darum gekümmert, wie man seine Halstücher nach der neuesten Mode knotet.«
»Ich verstehe.«
»Ich finde es sogar verdammt albern, wenn ein Mann sich das Halstuch so verzwickt knotet, dass er den Kopf nicht mehr drehen kann.«
»Für Schlichtheit spricht vieles«, stimmte Charlotte ihm höflich zu.
Baxter sah sich fast verzweifelt nach Rettung um und war ausnahmsweise enorm erleichtert, als er seine Tante auftauchen sah. Rosalind hatte Lord Lennox im Schlepptau.
»Jetzt ist es an der Zeit, dass wir uns an die Arbeit machen«, sagte Baxter leise. »Der Mann, der gerade mit Rosalind auf uns zukommt, war Drusilla Hesketts letzter Verehrer.«
»Dieser glatzköpfige Gentleman mit dem buschigen Backenbart ist Lennox?«
»Ja. Ich hätte geglaubt, dass Sie ihn wiedererkennen.«
Sie zog eine finstere Miene. »Ich bin ihm nie persönlich begegnet, verstehen Sie. Im allgemeinen ist es nicht notwendig, einem Gentleman gegenüberzustehen, um sich ein Bild davon zu machen, ob er ein Lebemann oder ein Spieler ist.«
»Nein, da haben Sie vermutlich recht.«
Charlotte schürzte die Lippen. »Dennoch hätte ich ihn mir jünger vorgestellt.«
»Was hat Sie bloß auf diesen Gedanken gebracht?«
»Ich kann mir gut vorstellen, dass es Mrs. Hesketts Beschreibung von ihm war.«
»Was hat sie denn über ihn erzählt?« fragte Baxter.
»Sie hat sich etwa in dem Sinne geäußert, dass Lennox im Schlafzimmer Ähnlichkeit mit einem Hengst aufwiese. Sie hat gesagt, er besäße ein enormes Durchhaltevermögen.«
Baxter hustete, weil er sich an den letzten Tropfen seines Champagners verschluckt hatte. »Ich verstehe. Und warum hat sie ihn abgewiesen?«
»Sie hatte das Gefühl, er sei zu alt für sie. Sie war sich nicht sicher, wie lange noch Verlass auf sein Durchhaltevermögen sein würde.«
»Er ist, weiß Gott, kein Jüngling mehr. Lennox hat zwei verheiratete Töchter. Sein Erbe, der jüngste von der ganzen Brut, ist etwa einundzwanzig Jahre alt. Ich habe ihn vorhin am Büfett gesehen.«
»Den Erben von Lennox?«
»Ja. Ich glaube, er heißt Norris. Er hat sich mit Hamilton unterhalten. Die beiden sind eng miteinander befreundet.«
»Wer ist Hamilton?«
»Ich bitte um Verzeihung.« Baxter stellte sein leeres Glas mit einer bedächtigen Bewegung auf einem Tablett ab, das gerade vorbeigetragen wurde. »Ich hätte von dem fünften Earl von Esherton sprechen sollen.«
»Ach, so. Ihr Bruder.«
»Mein Halb bruder.«
»Das ist doch egal.« Charlotte drehte sich um und begrüßte Rosalind mit einem freundlichen Lächeln. »Guten Abend, Lady Trengloss.«
Rosalind strahlte, als sie vor ihnen stehenblieb. Sie fing Baxters Blick auf und zwinkerte ihm zu. Er unterdrückte ein Stöhnen. Wie er bereits vorausgesehen hatte, amüsierte sich seine Tante blendend.
Rosalind stellte Charlotte Lennox so triumphierend vor, als überreichte sie ihr eine Siegertrophäe.
»Meine Liebe, wenn Sie gestatten, möchte ich Ihnen gern einen meiner Bekannten vorstellen, Lord Lennox.«
»Mylord«, murmelte Charlotte.
Baxter gelang es kaum, sein Erstaunen zu verbergen, als er beobachtete, wie sie einen vornehmen kleinen Knicks machte. Die anmutige Verneigung wurde durch ein ebenso graziöses Neigen ihres Kopfes noch betont. All das sprach Bände über ihre Vergangenheit und auch darüber, wie sie aufgewachsen war. Man hatte sie tatsächlich derart erzogen, dass sie damit rechnen musste, einen weitaus höheren Rang in der gesellschaftlichen Hierarchie einzunehmen als den, den sie jetzt bekleidete.
»So, so, das ist mir aber wirklich ein Vergnügen, meine Liebe.« Lennox senkte seine schimmernde Glatze über Charlottes Hand, die in einem Handschuh steckte. »Gestatten Sie mir, Ihnen zu sagen, dass Sie ganz bezaubernd aussehen. Wahrlich, ein liebreizender Anblick. So frisch wie der Frühling persönlich.«
»Vielen Dank, Mylord«, murmelte Charlotte.
Lennox warf Baxter unter seinen buschigen Augenbrauen einen vielsagenden Blick zu. »Es ist aber auch an der Zeit, dass Sie endlich eine Frau gefunden haben, St. Ives. Ein Mann in Ihrem Alter sollte seine Zeit schließlich mit interessanteren Dingen verbringen und sich nicht nur mit stinkenden Chemikalien in einem Laboratorium abgeben.«
»Ja, das kann man wohl sagen.« Baxter vermied es, Charlotte in die Augen zu sehen.
»Äußerst unzuverlässig, diese
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