Geliebte Rebellin
verdampfbaren Chemikalien.« Lennox beugte sich zu Baxter vor und senkte die Stimme, damit Charlotte und Rosalind ihn nicht hören konnten. »Wenn ich Sie wäre, würde ich dieses Zeug jetzt, nachdem Sie demnächst heiraten wollen, vollständig meiden. Man kann nie wissen, ob man sich nicht bei einer Explosion wesentliche Körperteile verletzt. Es wäre doch eine Schande, wenn Sie in Ihrer Hochzeitsnacht ins Bett kriechen und entdecken müssten, dass Sie bei einem dieser verdammten Experimente versehentlich Ihre Eier in die Luft gesprengt haben.«
»Ich werde mir Ihren Rat zu Herzen nehmen«, sagte Baxter.
»Das nenne ich eine gesunde Haltung, St. Ives.« Lennox klopfte Baxter freundschaftlich auf die Schulter. »Sagen Sie, hätten Sie etwas dagegen einzuwenden, wenn ich Ihre reizende Verlobte über die Tanzfläche wirbele?«
Als er darüber nachdachte, stellte Baxter fest, dass er sogar einiges dagegen einzuwenden hatte. Die Vorstellung, Charlotte könnte in den Armen eines anderen Mannes liegen, war ihm selbst dann noch erstaunlich unangenehm, wenn dieser Mann alt genug war, um ihr Großvater zu sein. Er sah jedoch den Schimmer in Charlottes Augen, und ihm wurde sofort klar, dass er seine Meinung für sich behalten musste
»Ich habe das Gefühl, meine Verlobte hätte gar nichts gegen ein wenig Bewegung einzuwenden.« Baxter rückte seine Brille zurecht. »Das stimmt doch, Charlotte?«
»Es wäre mir ein Vergnügen, mit Ihnen zu tanzen, Lord Lennox.« Charlotte legte ihre Hand behutsam auf seinen Arm.
»Ausgezeichnet.« Lennox führte sie galant zur Tanzfläche. »Dann mal los, ja ?«
Baxter beobachtete, wie das Paar von der Menge der Tänzer aufgesogen wurde.
»Schau nicht so finster, Baxter«, murmelte Rosalind. »Sonst glauben die Leute noch, du wolltest den armen Lennox zum Duell herausfordern.«
»Der Tag, an dem ich einen Mann wegen einer Frau zum Duell herausfordere, wird der Tag sein, an dem ich meine Forschungen auf dem Gebiet der Chemie einstelle und mich der Alchemie zuwende.«
»Manchmal treibst du mich an den Rand der Verzweiflung. Wo ist deine Leidenschaft hingekommen? Was ist los mit deinen zarten Empfindungen? Deinen tiefen Gefühlen? Nein, mach dir gar nicht erst die Mühe, diese Frage zu beantworten.« Rosalind blickte gebannt auf die Menschenmenge. »Glaubst du wirklich, Lennox könnte die arme Drusilla ermordet haben?«
»Ich bezweifle es. Zuerst einmal hat er kein finanzielles Motiv. Und meiner Meinung nach fehlt es ihm außerdem an der Art Temperament, das Voraussetzung dafür ist, einen Mord zu begehen.«
Rosalind sah ihn überrascht an. »Und warum vergeuden wir heute Abend dann unsere Zeit mit diesem kleinen Drama?«
»Ich habe dir doch schon erklärt, dass Charlotte der Überzeugung ist, Drusilla Hesketts Schreiben an sie hätte auf einen der Verehrer hingewiesen, die sie erst in der letzten Zeit abgewiesen hat. Lennox gehört zu diesen Männern. Wir müssen logisch vorgehen.«
»Ja, das ist einleuchtend. Nun, Lennox ist der einzige, den wir uns im Moment vornehmen können. Ich habe herausgefunden, dass Randeleigh und Esly für ein paar Tage aufs Land gereist sind. Sie werden erst gegen Ende des Monats wieder zurück erwartet.«
»Ich werde dafür sorgen, dass mein Sekretär Nachforschungen in diese Richtung anstellt.«
»Ich kann mir aber auch keinen der beiden als Mörder vorstellen.«
»Ich mir auch nicht«, gab Baxter zu.
Rosalind sah ihn nachdenklich an. »Weißt du, wenn wir hier schon von Logik reden, muss ich dir ausdrücklich sagen, dass es sehr naheliegend wäre, wenn du mit deiner eigenen Verlobten tanzen würdest.«
»Ich habe schon seit Jahren nicht mehr getanzt. Und vorher habe ich mich auch nicht gerade besonders geschickt angestellt.«
»Darum geht es hier nicht, Baxter. Ich wollte lediglich . . .« Rosalind hielt inne, um jemanden anzusehen, der sich ihnen von hinten näherte. Sie lächelte kühl. »Da wir gerade von Leuten sprechen, die glauben, ein Motiv für einen Mord zu haben - dort kommt Lady Esherton.«
Als er sich umblickte, sah er, dass Maryann auf sie zukam. Ihm fielen augenblicklich ihre drei Nachrichten ein, die er innerhalb der letzten vierzehn Tage ins Feuer geworfen hatte. »Der Teufel soll mich holen.«
»Sie kann keinen Grund dafür haben, mit mir reden zu wollen«, sagte Rosalind. »Daher musst du wohl derjenige sein, den sie in die Enge zu treiben wünscht. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, aber ich glaube, ich habe am
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