Geliebte Rebellin
seinen Haushalt aufgestellt: Veränderungen würden niemals ausschließlich zu dem Zwecke vorgenommen werden, einer neuen Modeströmung zu gehorchen.
Während er die vergoldete Kamineinfassung betrachtete, wurde ihm klar, dass er sich Veränderungen und dem Tumult, den sie mit sich brachten, schon immer widersetzt hatte.
Als Kind waren die entscheidenden Umwälzungen seines Lebens anscheinend immer die direkte Folge eines heftigen emotionalen Ausbruchs zwischen seinen Eltern. Die beiden waren Experten in der hohen Kunst ausufernder partnerschaftlicher Zerwürfnisse und leidenschaftlicher Versöhnungen gewesen. Solche Szenen hatten tatsächlich das reinste Elixier für sie dargestellt. Sie waren jedesmal aufgeblüht und hatten es genossen, Publikum zu haben. Es hatte ihnen auch nichts ausgemacht, dass dieses Publikum zeitweise nur aus einem einzigen kleinen Jungen bestanden hatte.
Baxter hatte vor diesen unvermeidlichen Kämpfen gegraut. Er hatte bangend auf jede Versöhnung gewartet, und zwischendurch hatte er die Grausamkeiten Gleichaltriger über sich ergehen lassen müssen.
Schon in jungen Jahren hatte er sich vorgenommen, jede Spur des aufbrausenden Naturells, das er von seinen Eltern geerbt haben könnte, aktiv auszumerzen. Er hatte sein Leben so gestaltet, dass es hermetisch gegen starke Gefühle versiegelt war.
Er sagte sich, dass er nur das, was sich in seinem Laboratorium abspielte, aufregend und faszinierend fände. Aber jetzt war Charlotte plötzlich in seine geschlossene und wohlgeordnete Welt eingedrungen, und er fürchtete, er würde der Versuchung nicht widerstehen können, einige riskante Experimente durchzuführen.
Er musste jedoch äußerste Vorsicht walten lassen, denn sonst war die Explosionsgefahr zu groß.
»Bist du hundertprozentig davon überzeugt, dass Miss Arkendale wirklich unschuldig ist?« fragte Rosalind.
»Ja.« Baxter wandte sich von dem Fries über dem Kamin ab. »In dem Punkt hege ich nicht mehr den geringsten Zweifel. Wenn du sie kennenlernst, wirst du das verstehen.«
»Aber nur, wenn du dir wirklich ganz sicher bist«, sagte Rosalind zögernd.
»Es wird dir kaum etwas anderes übrigbleiben. Sie ist ebenso wild entschlossen wie du, Drusilla Hesketts Mörder zu entlarven. Ich kann ihr dieses Vorhaben nicht ausreden, und daher sehe ich mich gezwungen, mit ihr zusammenzuarbeiten.«
»Du hast vor, diese fingierte Verlobung als einen Vorwand dafür zu benutzen, dass man dich ständig mit ihr sieht.«
»Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.«
Rosalind schien keineswegs überzeugt zu sein. Sie stützte einen Arm auf die elegant geschwungene Armlehne eines zamaranisch-grünen Sofas und musterte Baxter eingehend. »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.«
»Das trifft sich gut, denn ich will nicht, dass du dich dazu äußerst. Noch nicht einmal deinen engsten Freundinnen gegenüber. Niemand darf erfahren, dass diese Verlobung nur ein Schwindel ist, hast du verstanden? Absolut niemand.«
»Und auf eine solche Verschwörung willst du dich einlassen? Also, wirklich, Baxter, du kannst wohl kaum von mir erwarten, dass ich bei einem derart exotischen Plan mitspiele.«
»Ganz im Gegenteil. Ich kenne dich sehr gut, Rosalind. Und daher habe ich den Verdacht, dass du diese ganze Geschichte in vollen Zügen genießen wirst. Es ist genau die Art von Verstellung, die deinem Hang zum Dramatischen entgegenkommen sollte.«
Rosalind gelang es nur mit Mühe, sich beleidigt zu zeigen.
»Wie kannst du so etwas zu deiner eigenen Tante sagen.«
»Sieh es einmal von dieser Warte aus: Einer der Herren in deinem Bekanntenkreis könnte durchaus ein Mörder sein.« Rosalind erschauerte. »Bist du dir überhaupt sicher, dass du einen Mann suchst? Könnten wir es nicht auch mit einer Mörderin zu tun haben?«
Baxter zuckte die Achseln. »Mrs. Heskett hat Charlotte eine Nachricht zukommen lassen, in der stand, sie glaube fest daran, jemand versuche, sie zu töten. Sie war besorgt, einer ihrer Freier hätte sich vielleicht entrüstet, als sie ihn abgewiesen hat.«
»Ich verstehe. Das könnte alles noch recht faszinierend werden, Baxter.«
»Ich dachte mir schon, dass du früher oder später zu dieser Auffassung gelangst. Charlotte und ich müssen irgendwo beginnen, und daher haben wir die Absicht, fürs erste Erkundigungen über Mrs. Hesketts Verehrer einzuziehen. Der letzte, den sie abgewiesen hat, ist Lord Lennox.«
»Lennox.« Rosalind zog die Stirn in Falten. »Drusilla hat ihn eine
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