Geliebte Rebellin
Naturwissenschaften nicht geteilt hat.«
»Nein, es ist nicht deine Schuld, aber für einen sehr jungen Menschen könnte das ein Grund zum Neid sein.« Charlotte runzelte die Stirn. »Dennoch kann ich mir nicht vorstellen, dass Lord Esherton sich soweit erniedrigen würde, mir einen derart gehässigen Streich zu spielen und eine Frau zu engagieren, damit sie unsere Verlobung zerstört.«
»Du kennst Hamilton so gut wie gar nicht.«
»Das ist wahr, aber an meiner Intuition gibt es nichts auszusetzen. Und außerdem scheint Ariel recht eingenommen von ihm zu sein, und obwohl sie noch sehr jung ist, liegt auch sie mit ihrer Einschätzung von Männern im allgemeinen richtig.«
»Intuition.« Baxter bemühte sich gar nicht erst, seinen Sarkasmus zu verbergen. »Lass dir eines gesagt sein: Von seiner Intuition sollte man sich nicht leiten lassen, denn sie ist äußerst unzuverlässig. Sie begründet sich auf Gefühlen und nicht auf wissenschaftlichen Fakten. Man darf ihr nicht trauen.«
»Manchmal gibt es nichts anderes, woran man sich halten kann«, erwiderte sie behutsam.
»Das genügt jetzt. Mit dem Problem Hamilton werde ich mich später befassen.«
»Du kannst nicht sicher sein, dass Hamilton hinter Miss Posts Besuch gesteckt hat.«
»Es ist die logischste aller Annahmen«, sagte Baxter. »Worum es hier geht, ist, dass es nicht deine Sache war, dich mit dieser Fremden heute morgen abzugeben. Du hast keine Ahnung gehabt, worauf du dich einlässt, als du ihr Haus betreten hast.«
»Also, wirklich, Baxter St. Ives.«
»Es ist mein Ernst.« Er drehte sich um und ging auf sie zu. »Solange wir uns mit dieser Angelegenheit befassen, wirst du nicht mehr so vorschnell und unüberlegt handeln. Ist das klar?«
»Ich muss Sie daran erinnern, dass ich weder von Ihnen, noch von irgend jemand anderem Befehle entgegennehme.«
Er blieb ein paar Schritte vor ihr stehen. »Dann haben wir es hier wohl mit einem kleinen Problem zu tun, oder etwa nicht?«
Sie legte ihren Hut mit einer bedächtigen Bewegung auf die Werkbank. »Es wird zu keinen großen Schwierigkeiten kommen, solange Sie die Rolle spielen, die Ihnen bei dieser ganzen Angelegenheit zugedacht war.«
»Du meinst wohl, solange ich nicht vergesse, welcher Platz mir zusteht?«
»Ganz so hätte ich es nicht ausgedrückt.«
»Ich kann dir nur raten, es nicht so auszudrücken, verflucht noch mal. Ich bin nicht Ihr Dienstbote, Miss Arkendale.«
»Das habe ich auch nie behauptet. Dennoch hat alles damit begonnen, dass ich Sie engagiert habe, falls Sie das vergessen haben sollten. Wenn sich die Situation dadurch klären lässt, bin ich immer noch bereit, Ihnen für Ihre Dienste ein Gehalt zu bezahlen.
»Du wagst es, mit mir über mein Einkommen zu reden? Nach allem, was in der vergangenen Nacht zwischen uns vorgefallen ist?«
Sie errötete und warf voller Unbehagen einen Blick auf die geschlossene Tür. »Es besteht keine Notwendigkeit, so laut zu reden, Sir. Ich kann Sie sehr gut hören.«
»Ich erhebe meine Stimme niemals. Wenn man mit lauter Stimme spricht, dann ist das ein Hinweis darauf, dass man seine Wut nicht beherrschen kann.«
Sie sah ihm forschend ins Gesicht. »Ja, das ist vermutlich wahr.«
»Verdammt noch mal, Charlotte, ich lasse mich von dir nicht behandeln, als sei ich dein Angestellter.« Er trat schnell ein paar Schritte vor und schnitt ihr den Weg ab. Sie lehnte an einer Werkbank und konnte ihm nicht entkommen.
»Letzte Nacht habe ich dir eine Frage gestellt. Du hast mich inzwischen lange genug zappeln lassen. Jetzt bist du mir eine Antwort schuldig«
Sie zog die Stirn in Falten. »Aber wir unterhalten uns doch gerade über Miss Post.«
»Der Teufel soll Miss Post holen. Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich mich später mit ihr befassen werde. Gib mir jetzt endlich eine Antwort. Bist du bereit, dich auf eine Affäre mit mir einzulassen?«
Sie starrte ihn an, ohne mit einer Wimper zu zucken, und ihre Augen leuchteten so hell wie der sagenumwobene Stein der Weisen. Eine grässliche Stille lag in der Luft. Baxter konnte nahezu vor sich sehen, wie seine Worte im Raum hingen und bedrohlich schimmerten.
Einen schlechteren Zeitpunkt hätte er gar nicht wählen können, gestand er sich in seiner trostlosen Verzweiflung. Die enorme Sensibilität eines romantischen Poeten war nicht erforderlich, um zu begreifen, dass ein Mann eine Frau nicht dazu aufforderte, seine Geliebte zu werden, wenn er gerade einen fürchterlichen Streit mit ihr gehabt
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