Geliebte Suenderin
nickte. »Ihr seid ein ganz Gescheiter, Herzog. Also, wir sind fair und wollen uns nicht gleich alle beide auf einen hilflosen Dandy aus der Stadt stürzen, also darf mein Bruder sich Euch zuerst vorknöpfen, das ist er Euch schuldig.«
John kam langsam auf ihn zu, die Fäuste drohend erhoben und kreiste um Lucien, der sich trotz der imposanten Größe seines Gegners keinen Zentimeter von der Stelle rührte.
John griff plötzlich wie ein wildgewordener Bulle an, er stürzte sich auf Lucien, der viel schmächtiger war als er, aber Lucien duckte sich und warf John über die Schulter, so daß er mit einem heftigen Knall auf dem Boden aufprallte. John brüllte wie ein Bär, stand auf und griff erneut an, aber er stolperte über Luciens ausgestreckten Stiefel, kippte vornüber und bekam einen Schlag in den Magen, der ihn atemlos zu Boden taumeln ließ.
Lucien wirbelte herum, Wills Faust traf sein Kinn und schlug ihn zu Boden. Er rollte schnell zur Seite, packte Wills erhobenen, gestiefelten Fuß und drehte ihn brutal um, so daß er das Gleichgewicht verlor. Er stürzte zu Boden, Lucien warf sich auf ihn und verpaßte ihm einen Schlag gegen das Auge, wich blitzschnell der großen Faust aus, die an seinem Ohr vorbeizischte, und landete einen weiteren Treffer auf der Nase des Riesen. Er hörte, daß sein anderer Gegner stöhnend wieder zu Bewußtsein kam, und sprang schnell auf. Dann griff er in seine Rocktasche und holte eine Pistole heraus, die er auf die beiden Männer richtete, die sich langsam vom Boden aufrappelten.
»Ja, ja, die Großen fallen schwer«, bemerkte er grinsend, schnitt aber eine Grimasse, da sein eigenes Kinn auch ganz schön schmerzte. »Ihr hättet wissen müssen, Gentlemen, daß ich nicht so leicht einzuschüchtern bin und mich auch nicht von Tölpeln vom Land bedrohen lasse. Ihr könnt euch glücklich schätzen, daß ich nicht einen von euch gleich anfangs, als ihr mich bedroht habt, erschossen habe. Und ihr könnt Sabrina sagen, daß ihr Plan fehlgeschlagen ist und ich jetzt mehr denn je entschlossen bin, meinen Willen durchzusetzen. Hab’ ich mich klar ausgedrückt, meine großen Freunde?«
Will und John traten verlegen von einem Bein aufs andere, waren hin und her gerissen zwischen widerwilligem Respekt vor dem Geschick ihres Opfers mit den Fäusten und der Wut über ihre Niederlage. Sie murmelten etwas Unverständliches.
»Nicht mehr ganz so zungenfertig jetzt, was? Sagt Sabrina, ich werde mich in Kürze rächen. Sie kann sich darauf verlassen.«
Er drehte sich um und ging und ignorierte Wills: »He, wartet, Ihr habt es ganz falsch verstanden!«
Sie sahen ihm nach, wie er unter den Bäumen verschwand, dann sahen sie sich stumm an.
»Diesmal haben wir’s echt vermasselt.«
»Ja«, erwiderte Will und hielt sich den Ärmel an seine blutige Nase. »Haben mehr Schaden angerichtet, als wir wollten. Charlie wird das nicht gefallen. Jetzt hat er’s wirklich auf sie abgesehen.«
»Hätten ihn wohl einfach in Ruhe lassen sollen.«
»Komm jetzt, nichts wie weg hier, bevor er noch zurückkommt und uns ein Loch in unsere dicken Schädel schießt.«
Niedergeschlagen machten sie sich mit hängenden Schultern auf den Weg.
»Hab’ noch nie einen so zuschlagen sehen.«
»Der sollte auf dem Jahrmarkt ringen, so wie der sich bewegt.«
»Von einem Londoner Gentleman in Spitze niedergeschlagen.
Wenn das einer erfährt, hören wir das bis ans Ende unserer Tage«, beklagte sich John.
»Ich hab’ mir gedacht, wir sollten Charlie besser nichts davon erzählen«, schlug Will vor.
John nickte zustimmend. »Nein, ich glaube, das sollten wir nicht.«
Sabrina begrüßte sie erfreut, als sie nachmittags bei ihr auftauchten, aber ihr Grinsen verblaßte, als sie beim Näherkommen ihre grün und blau geschlagenen Gesichter sah.
»Was ist passiert?«
Will hob die Schultern. »Schlägerei im Gasthof. Ein paar Hiesige haben sich bei einem Streit die Köpfe einschlagen wollen.«
»Als Wirte des Faire Maiden lebt ihr gefährlicher als Straßen-räuber«, sagte sie lachend. Offenbar hatte sie Wills Erklärung geglaubt.
Sabrina saß auf einem umgestürzten Baumstamm, die Sonne schien auf ihre Schultern und wärmte sie. Ihr Gesicht war blaß und verhärmt, und sie hatte tiefe Schatten unter den Augen.
John trat verlegen von einem Bein aufs andere und sagte zögernd: »Ihr seht ziemlich müde aus, Bonnie Charlie. Ich wünschte, Ihr würdet zu Mam mitkommen. Der Sumpf hier ist nicht gut.«
»Mir geht’s gut,
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