Geliebte Suenderin
wirklich. Ich brauche nur ein bißchen Ruhe.
Wenn das erst einmal alles vorbei ist, dann kann ich mich entspannen.« Sie lächelte. »Wenn ihr mir wirklich helfen wollt, dann erzählt mir, was ihr gehört habt. Ist der Herzog noch in Verrick House, und ist der Marquis schon aufgetaucht?«
»Nein, vom Marquis habe ich nichts gehört, und ich weiß mit Sicherheit, daß der Herzog noch in Verrick House ist«, erwiderte Will grimmig trotz Johns warnendem Blick. »Um ehrlich zu sein, er freundet sich sehr mit Eurer Familie an.«
Sabrinas Augen wurden schmal, und auf ihren eingefallenen Wangen erschienen hektische rote Flecken. »Was meinst du damit?«
»Ja, ich hab’ gehört, er geht mit Eurem Bruder schießen und sogar reiten.«
Sabrina sprang erbost auf. »Wie kann er es wagen, sich mit meiner Familie anzufreunden! Er führt etwas im Schilde, da bin ich mir sicher. Wenn ich nur da sein könnte. Ich würde schon mit ihm fertig werden.«
Will und John tauschten bedeutungsvolle Blicke über Sabrinas Kopf. Beide hatten den fiebrigen Ausdruck ihrer Augen und ihre hektischen Handbewegungen gesehen, aber Will schüttelte hilflos den Kopf, als Sabrina die Hände in die Hüften stemmte und sie ihre trotzige Haltung einnahm, breitbeinig stand sie da und erinnerte ihn plötzlich ironischerweise an den Herzog.
»Es wird ihnen allen noch leid tun. Keiner macht sich über mich lustig. Lucien wird noch bereuen, daß er je hierhergekom-men ist.«
»Wir sollten uns besser auf den Heimweg machen. Wir sehen uns heute abend. Die letzten Tage war’s ja schrecklich ruhig, hoffentlich ist heute abend wenigstens jemand auf der Straße.«
Sabrina seufzte. »Na schön, wir sehen uns dann, und wenn ihr etwas von einer großen Party hört, laßt es mich wissen. Wenn wir nur ein paar große Feste ausrauben könnten, dann hätten wir unsere Aufgabe bald erledigt«
Die beiden machten sich auf den Weg, und Sabrina folgte ihnen nachrufend. Bei ihnen angekommen, nahm sie beide an der Hand und drückte sie kurz. »Danke, daß ihr mir gestern nacht Gesellschaft geleistet habt. Ich weiß es wirklich zu schätzen, aber es ist nicht notwendig.«
»Mir gefällt das nicht, wenn Sie hier draußen alleine sind«, erwiderte Will. »Könnte sowieso nicht schlafen, wenn ich dran denke.«
»Na, dann schau aber, daß du heute abend genug für uns beide zu essen mitbringst. Ich ess’ nur ungern allein«, befahl Sabrina ihm grinsend.
»Klar, Charlie, John wird heute abend hier sein«, sagte Will erleichtert, weil sie sich nicht dagegen sperrte.
Sabrina winkte ihnen beim Wegreiten lächelnd nach, aber ihr Lächeln verschwand mit ihnen. Wenn sie sich nicht so schlecht fühlen würde, würde sie sich wahrscheinlich zu Tode langweilen hier in dieser Hütte, wo sie nur herumsitzen und sich den Kopf zermartern konnte, was wohl gerade in Verrick House passierte, unfähig, etwas zu tun. Sie konnte nur hilflos die Ereignisse verfolgen, auf die sie keinen Einfluß mehr hatte.
Sie fröstelte, also wickelte sie sich in eine der Decken und ging hinaus in den warmen Sonnenschein, wo sie sich an die Wand der Hütte lehnte und ihre kühlen Knochen von den Sonnenstrahlen wärmen ließ. Ein heftiger Nieser schüttelte ihren Körper, sie schloß die Augen gegen die Helligkeit und sank zu Boden, den schmerzenden Kopf legte sie auf ihre hochgezogenen Knie.
Am nächsten Morgen, nach einer langen, ergebnislosen Nacht am Straßenrand, war ihre Nase zu, sie hatte Halsschmerzen und konnte kaum schlucken. John stand unbeholfen in der Gegend herum und wollte ihr nützlich sein, aber er schaffte es nur, sie zu verärgern. Nachdem er gegangen war und Will an seiner Statt kam, war er beladen mit Salben und Getränken, die gegen Kopfschmerzen und ihren schmerzenden Hals helfen sollten.
»Eine Flasche Rum wäre genauso gut gewesen«, beklagte sich Sabrina, während Will seine Medizin und weitere Decken ablud.
»Mam hat gesagt, ich soll den Honig und die Kräuter aufbrü-
hen und Euch die -«, er zögerte verschämt, »- die Brust damit einreiben.«
»Ich glaube, das schaff ich noch alleine«, beschwichtigte Sabrina ihn mit heiserer Stimme, die in einem schmerzhaften Husten endete. Sie nahm dankbar das heiße Gebräu entgegen und spürte, wie es schon beim Schlucken die Schmerzen in ihrem Hals linderte, während sie sich neben das Feuer legte, das Will angeschürt hatte.
»Hab’ auch bißchen Rum mitgebracht. Mir hat das immer am besten geholfen«, sagte Will kichernd und
Weitere Kostenlose Bücher