Geliebte Suenderin
Stiefel und Hosen und Zweispitz. »Hab’ gar nicht gewußt, daß ihr heute abend was vorhabt. Will und John sind im Faire Maiden. Sie müssen aber jeden Moment zum Essen kommen.«
»Wir haben nichts vor«, sagte Sabrina erschöpft.
Mrs. Taylor gluckte wie eine besorgte Henne. »Hier, setzen Sie sich, und essen Sie ein bißchen Eintopf, Sie schauen ja aus, als würden Sie gleich umfallen.« Sie rückte einen Stuhl für Sabrina zurecht, die sich dankbar hineinfallen ließ, die Ellbogen auf den Tisch stützte und beobachtete, wie Mrs. Taylor noch einen Teller füllte und ihn ihr mit einem großen Stück Brot hinstellte.
»Ich fürchte, es ist nichts Feines, bloß Reste. Ich muß mich wirklich entschuldigen, Lady Sabrina«, sagte Mrs. Taylor verlegen.
Sabrina hatte bereits mehrere Löffel voll gegessen und erwiderte: »Es schmeckt wie Nektar. Ich bin völlig verhungert, und, egal was es ist, Sie kochen immer fantastisch. Bitte, setzen Sie sich doch zu mir und essen mit.«
Mrs. Taylor strahlte vor Freude, stippte ihr Brot in die Sauce auf ihrem Teller und genoß ihr Essen. Sie aßen schweigend, bis plötzlich von draußen Stimmen und Schritte zu hören waren.
Mrs. Taylor sprang auf und füllte zwei Teller mit dem Eintopf, und dann kamen Will und John zur Tür herein. Sie blieben überrascht stehen, als sie Sabrina an ihrem Tisch sitzen sahen.
»Hallo«, begrüßte Sabrina sie gelassen.
»Charlie«, sagte Will, »was machst du denn hier?« Jetzt sah er ihre Kleidung und sagte etwas verunsichert: »Ich hab’ nicht gewußt, daß wir heute abend etwas vorhaben.«
Sabrina erwiderte resigniert: »Ich fürchte, es ist etwas komplizierter. Ich war gezwungen, von zu Hause zu flüchten.«
Will und John stieg die Zornesröte ins Gesicht.
»Dein Vater macht doch wohl keinen Ärger, oder? Sonst kriegt er eine Lektion verpaßt!«
»O ja, da kann er Gift drauf nehmen«, stimmte John zu und ballte die Fäuste.
»Warum setzt ihr euch nicht und eßt, während ich euch alles erzähle? Kein Grund zur Eile, ich fürchte, er wird auch noch dasein, wenn wir fertig gegessen haben«, sagte Sabrina, nachdem sie sich gesetzt hatten. »Es ist nicht der Marquis, sondern unser alter Freund, der Herzog, der sich Zugang zu meinem Haus verschafft hat«, sie wurde rot und fügte schnell hinzu: »Und mich zwingen wird, ihn zu heiraten.«
»Du wirst den Herzog heiraten?« stammelte Will und setzte mit einem Knall seinen Bierkrug ab. Die drei Taylors starrten Sabrina mit offenem Mund an.
»Ja, er ist jetzt im Haus, mit einem Empfehlungsschreiben vom Marquis, der ihm die gesamte Autoriät übertragen hat. Er hat jetzt das Sagen und genießt es in vollen Zügen«, erzählte Sabrina verbittert.
»Wie hat er dich denn gefunden, Charlie?« fragte Will, der seinen Teller noch nicht angerührt hatte.
»Er hat mich in London gesehen. Ich habe euch von dem Treffen nichts erzählt, damit ihr euch keine Sorgen macht. Ich hab’ euch bloß erzählt, daß wir das Geld brauchen, weil der Marquis Mary und mich zwingen will, wegen Geld zu heiraten -
und das ist wahr. Nur ist es der Herzog, den sie mich zwingen wollen zu heiraten. Der Marquis wird eine große Abfindung bekommen, und der Herzog braucht eine Braut, um seinen Besitz zu erben - also sind beide mit dem Arrangement einverstanden.«
»Die Schweine«, murmelte John mit mörderischem Blick.
»Mich haben sie angeschossen, Will eingesperrt, und jetzt zwingen sie dich, ihn zu heiraten.« Er stützte sein Kinn auf den Ellbogen und fragte: »Hat er dem Marquis von uns erzählt? Wie will er dich dazu kriegen, ihn zu heiraten? Mit Erpressung?«
»O Herr«, sagte Mrs. Taylor, goß sich einen Krug voll Bier ein und nahm dankbar einen stattlichen Schluck.
Sabrina schüttelte den Kopf. »Das brauchte er gar nicht, obwohl er es sicher gemacht hätte, wenn es nötig gewesen wäre.
Der Marquis hatte bereits geplant, uns an den nächstbesten reichen Junggesellen, der sich für uns interessiert, zu verheiraten und damit gedroht, uns Richard wegzunehmen und Tante Margaret aus Verrick House zu werfen, wenn wir ihm nicht gehorchen. Er hatte bereits einen passenden Schwiegersohn in petto, als der Herzog sich einmischte und unsere Chancen ruinierte.
Wegen irgendeines dummen Zusatzes im Testament muß der Herzog heiraten, um erben zu können. Seine Verlobte ist ihm weggelaufen, und so hat er beschlossen, statt dessen mich zu heiraten.«
»Also wirklich«, sagte Mrs. Taylor indigniert.
»Ich werde mich nicht
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