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Geliebte Suenderin

Geliebte Suenderin

Titel: Geliebte Suenderin Kostenlos Bücher Online Lesen
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dort oben heruntergefallen«, sagte sie und zeigte auf einen Baum in einiger Entfernung.
    Sabrina sah Lucien bittend an, die Augen überschattet von der breiten Seidenkrempe ihres Hutes. Ihr Lächeln brachte ein Grübchen zutage, und Lucien stahl ihr einen schnellen Kuß, weil er diesen weichen Lippen einfach nicht widerstehen konnte.
    »Und was soll ich jetzt damit machen?« fragte er, als sie es vertrauensvoll in seine Hände legte.
    »Bring es zurück.«
    »Du möchtest, daß ich auf diesen Baum steige?« Er lachte.
    »Das habe ich zusammen mit den kurzen Hosen aufgegeben.«
    »Ich wette, du warst ein süßer, kleiner Junge, aber wahrscheinlich ein kleiner Teufel, wenn du deinen Willen nicht durchgesetzt hast«, neckte sie ihn auf dem Weg zum Baum.
    »Und du bist immer noch ein unartiges, kleines Mädchen«, beklagte Lucien sich heiter, während er Rock und Weste ab-streifte und sich die Ärmel über die Ellbogen hochrollte. Er sah sich schweigend den Baum an, dann setzte er das Nest proviso-risch auf einem Ast ab und hievte sich hoch. Von seiner hohen Warte aus sah er zu Sabrina hinunter und grinste etwas verschämt.
    »Auf Bäume klettern. Was wirst du denn als nächstes von mir verlangen? Frösche von Seerosenblättern retten oder Mäuse vor Katzen?«
    Sein Blick ruhte nachdenklich auf Sabrina - seiner Frau. Sie waren letzte Woche in einer kleinen Normannenkirche im eng-sten Familienkreis getraut worden, denn Sabrina war immer noch von ihrer Krankheit geschwächt und wurde schnell müde.
    Sie hatten beschlossen, daß es das beste für sie wäre, im Haus ihrer Familie wieder zu Kräften zu kommen und sich nicht gleich in eine neue Umgebung eingewöhnen zu müssen. Nur ein Außenstehender hatte an der Zeremonie teilgenommen: der Anwalt der Herzoginwitwe als Zeuge, und der hatte ihm dann anschließend auch die Papiere zu Camareigh überreicht. Jetzt hatte er endlich sein Erbe. Bald würde er Sabrina dorthin bringen, dort gehörte sie hin. Bei dem Gedanken an Percy und Kate grinste er böse. Wie die beiden ihn hassen mußten. Er würde sich mit ihnen befassen, sobald er Sabrina in Camareigh unter-gebracht hatte. Seine Augen streiften voller Besitzerstolz über das herzförmige Gesicht, das so zierlich von schwarzen Locken umrahmt war. Sie hatte rosige Wangen, in den letzten paar Wochen hatte sie wieder zugenommen, und ihre Augen blickten ihn strahlend und voller Liebe an. Sie sah aus wie eine Blume in dem weißen Kleid, das mit violetten Veilchen bestickt war, mit einer zimtfarbenen Rose, die er von einer steinernen Mauer abgerissen und in ihre Corsage gesteckt hatte, und die kleine Knospe war kaum zarter als die Haut, die sie betonte.
    Seine Hände packten die rauhe Borke fester bei dem Gedanken an die letzten Tage und die neue Liebe, die zwischen ihnen wuchs. Er hatte eine andere Seite von sich selbst kennengelernt.
    Eine sanfte und zärtliche Seite, die unwiderruflich das schöne Mädchen da unten liebte. Und was war mit ihr? Er hatte die wahre Sabrina kennengelernt. Die Sabrina, die lachte und ihn neckte, die mit ihm flirtete und um mehr Küsse bettelte. Sie hatte sich in ihn verliebt. Aber was, wenn sie sich doch wieder erinnerte? Wenn sie seinen Betrug durchschaute, würde sie ihre neuentdeckte Liebe vergessen und sich gegen ihn stellen? Wie konnte er abstreiten, daß er sie aus Gründen der persönlichen Bereicherung geheiratet hatte? Aber wie sollte er auch erklären, daß etwas, mit dem er nicht gerechnet hatte, passiert war . . . daß er sich in sie verliebt hatte?
    Er hob das Nest auf und kletterte höher, dann setzte er das abgestürzte Zuhause wieder unter die Zweige.
    »Sei vorsichtig, Lucien«, rief Sabrina, hielt sich schützend eine Hand über die Augen und sah nach oben, wo Lucien sich vorsichtig an einem schwankenden Ast entlangtastete. Er hatte den Stamm fast erreicht, als der Ast, auf dem er stand, scharf knackte, Lucien rutschte ab und versuchte, den nächsten Zweig zu erhaschen.
    Sabrina schrie hilflos auf, als er einen Augenblick in der Luft hing und dann durch die unteren Äste zu Boden stürzte. Sabrina lief zu ihm, wo er reglos im hohen Gras auf dem Boden lag.
    Sie kniete sich zu ihm, drehte ihn mit zitternden Händen um und fand sich plötzlich in seinen Armen. Er zog sie auf sich und grinste über ihr besorgtes Gesicht, seine Zähne strahlten weiß im Sonnenlicht.
    Sabrina seufzte pikiert und versuchte vergeblich, ihn wegzu-schubsen. Aber seine Hinterlistigkeit sollte nicht ungestraft

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