Geliebte Suenderin
gute Frau«, erwiderte Lucien liebenswürdig.
»Aber ich habe eine Adlerfeder und ein Stück Tartan gesehen, als Ihr in die Kutsche gestiegen seid.« Lady Malton wollte einfach nicht glauben, daß sie sich geirrt hatte.
»Tartan?« fragte Sabrina neugierig und nippte in aller Unschuld an ihrem Tee.
»Unser Großvater -«, begann sie, aber Lucien schnitt ihr das Wort ab.
»Meine Liebe, meinst du nicht, du solltest dich ein bißchen ausruhen, es war ein anstrengender Tag für dich«, schlug er vor.
»Meine Frau muß sich noch schonen«, erklärte er den Gästen, die alle Sabrina anstarrten.
»Ja, um ehrlich zu sein, ich habe teuflische Kopfschmerzen, wahrscheinlich von der Sonne. Wenn Ihr mich bitte entschuldigt.« Sie erhob sich und merkte plötzlich, wie erschöpft sie war.
»Natürlich, Euer Gnaden, natürlich. Nur nicht übermüden, was?« rief Lord Malton voller Verständnis für die schöne, junge Frau. Lord Newley starrte sie nur mit unverhohlen lüsternen Augen an.
Lucien schaute Sabrina besorgt nach, als sie aus dem Zimmer ging und konnte es kaum erwarten, bis die Maltons und Lord Newley aufbrachen, damit er zu ihr konnte. Er ließ sich noch eine Tasse Tee einschenken und ließ das sporadische Gespräch über sich ergehen, ohne etwas beizusteuern, bis sie schließlich nach einer längeren, betretenen Schweigepause gingen.
Mary schloß erleichtert die Augen. »Das war furchtbar.«
Lucien hörte auf, im Zimmer auf und ab zu laufen. »Ich hatte keine Ahnung, daß die Frau mich gesehen hat, als ich mit Sabrina die Kirche verließ. Aber das Lächerliche der Geschichte hat uns gerettet. Ich dachte schon, Sabrina würde alles verraten, als sie von eurem Großvater zu erzählen begann. Ich war mir nicht sicher, wie sie auf den Namen Bonnie Charlie reagieren würde, aber sie hat nicht einmal mit der Wimper gezuckt. Ich habe bis jetzt Sabrina gegenüber kein Wort über die Vergangenheit verloren, weil ich nicht wußte, wie sie reagieren würde. Ich hoffe nur, daß ihr das jetzt kein Kopfzerbrechen bereitet. Man kann nie wissen, was das Gerede über Bonnie Charlie in ihrem Ge-dächtnis auslösen könnte.«
»Du spielst mit dem Feuer, Lucien, und ich fürchte, jemand wird sehr zu leiden haben.«
Lucien sah sie überrascht an. »Du hast doch nicht wieder etwas gesehen?«
»Nein, aber es ist doch offensichtlich, daß nicht alles so gelaufen ist wie geplant, nicht wahr, Lucien? Ihr habt euch ineinander verliebt, aber diese Liebe steht auf sehr wackligen Beinen. Wenn sie sich nun erinnert, Lucien?« fragte Mary mitleidig.
»Das spielt keine Rolle. Sie wird meine Frau sein, und dagegen kann sie nichts machen. Wenn sie sich erinnert, nun, dann wird sie sich auch an die Liebe erinnern«, sagte er stur. »Sie ist als meine Frau an mich gebunden und auch die Mutter meines Kindes. Die Bande sind zu stark, die kann sie nicht durchbre-chen.«
»Anfangs wird sie Wut und Haß und Verrat empfinden«, warnte ihn Mary. »Später wird sie sich ihre Liebe zu dir vielleicht eingestehen, aber dann ist es möglicherweise zu spät.«
Lucien starrte stumm in ihr vorausschauendes Gesicht, dann schob er hochmütig das Kinn vor. »Ich werde sie nicht verlieren, Mary. Sie gehört mir - und sonst keinem.«
»Ich bete, daß alles gutgehen wird. Sie braucht dich, Lucien, aber die Umstände, unter denen sie das herausgefunden hat, sind gelinde gesagt seltsam. Sie ist sehr dickköpfig und aufbrausend.
Wenn sie entdeckt, daß sie belogen worden ist, daß du sie ge-täuscht hast, nun ja, ich hoffe nur, daß sie sich nie erinnert. Es wäre viel besser.«
Lucien fand Sabrina auf dem Bett, mit einer Hand an der Schläfe. Sie hörte, wie er ins Zimmer kam, schlug die Augen auf und lächelte, dann breitete sie die Arme aus. Er erwiderte ihr Lächeln, setzte sich zu ihr und nahm sie in die Arme. Sie kuschelte sich an ihn und drückte ihre Wange an seinen Hals.
»Lucien«, sagte sie zögernd, »ich hab’ das Gefühl, daß ich die meiste Zeit in einem Tagtraum schwebe.«
»Liebende schweben immer auf Wolken herum«, erwiderte er vorsichtig.
»Aber es ist anders«, sagte sie und sah hoch zu ihm. »Ich hab’
das Gefühl, ich sollte mich an etwas erinnern. Es läßt mir keine Ruhe, es muß etwas Wichtiges sein. Oh, warum kann ich mich nicht erinnern, Lucien?«
»Du brauchst dich nicht zu erinnern. Ich kann dir alles erzählen, was du wissen mußt. Die Vergangenheit ist nicht wichtig, nur die Zukunft.«
»Aber ich fühle mich manchmal so
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