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Geliebte Suenderin

Geliebte Suenderin

Titel: Geliebte Suenderin Kostenlos Bücher Online Lesen
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warst.« Sie nahm eine von Sabrinas schmalen Händen in ihre. »Wir dachten ernsthaft, du würdest sterben. Du warst schwer krank.«
    Sabrina wollte es nicht glauben. »Krank? Ich? Ich glaub’ es nicht.« Sie lachte.
    Mary runzelte die Stirn, als sie hörte, wie positiv Sabrinas Stimme klang. »Weißt du denn nicht mehr, wie du krank geworden bist?« Sabrina schüttelte ihren dunklen Kopf, und dann kamen vage Erinnerungen, die sie etwas in Panik versetzten.
    »Ich - ich erinnere mich an ein Picknick, das wir hatten. Du, Tante Margaret, Richard und ich. Es gab gebratenes Huhn und marinierten Salm, den Tante Margaret etwas zu salzig fand, soweit ich mich erinnern kann«, erzählte sie Mary und versuchte, sich mit gerunzelter Stirn weiter zu erinnern, ohne Marys entsetzten Blick zu sehen, als sie noch hinzufügte, »und das war doch gestern, oder?«
    Sabrina sah Mary besorgt an. »Das ist komisch, ich kann mich an nichts außer an das Picknick erinnern. Alles andere ist irgendwie verschwommen. Ich kann mich nicht daran erinnern, krank geworden zu sein. Aber wahrscheinlich bin ich es, ich fühle mich sehr schwach«, sagte sie zu Mary. »Glaubst du, es sind noch ein paar Stachelbeertörtchen übrig? Ich bin am Ver-hungern.« Sie lachte und sah mit den blinzelnden Augen und dem Grübchen aus wie die Sabrina von früher.
    »Oh, ich denke, ich werde in der Küche schon etwas für dich finden«, versprach Mary mit besorgtem Gesicht. Sie zog die Daunendecke über Sabrinas Schultern hoch und zwang sich zu lächeln.
    »Jetzt, wo du wieder gesund bist, müssen wir auch dafür sorgen, daß es so bleibt. Jetzt leg dich schön wieder hin, und ich hol’ dir eine feine Schüssel Brühe und etwas Pudding.«
    »Mit Zimt«, sagte Sabrina, machte es sich unter der Decke bequem und streckte sich.
    »Mit Zimt«, stimmte Mary zu und zwang sich, langsam aus dem Zimmer zu gehen. Sobald sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, lehnte sie sich dagegen. Die Knie versagten ihr den Dienst. Nachdem sie sich wieder erholt hatte, lief sie nach unten in den Salon, mit verzweifeltem Gesicht.
    »Lucien!« rief sie dankbar, als sie seiner ansichtig wurde.
    Er erhob sich hastig von seinem Schreibtischstuhl. Vergessen war seine Korrespondenz, als er Marys Gesichtsausdruck sah.
    Er packte ihre Schultern und sah ängstlich in ihr betroffenes Gesicht.
    »Sie ist tot?« fragte er mit ausdrucksloser Stimme.
    Mary schluckte, wollte etwas sagen, brachte aber nur ein Kopfschütteln zustande.
    Luciens Hände bohrten sich in ihre Schultern.
    »Mein Gott, Mary, was ist passiert? Ist Sabrina wieder in Ordnung?« rief er, und ein Hoffnungsschimmer blitzte in seinen Augen auf.
    »Das Fieber ist gebrochen, sie ist wach.«
    Lucien ließ sie los und ließ sich auf die Couch fallen. »Gott sei Dank.«
    Mary nagte an ihrer Unterlippe, wußte nicht, wie sie fortfah-ren sollte und stand schweigend da, bis Lucien den Kopf hob, ahnend, daß das noch nicht alles war. »Was ist denn? Du kannst es mir ruhig erzählen.«
    Mary seufzte und legte müde die Hände über ihre Augen.
    »Du weißt, ich habe gesagt, daß Sabrina nicht nur eine Lungen-entzündung und das Sumpffieber hat.«
    Lucien nickte. »Ich erinnere mich.« Er erinnerte sich an jeden Moment der letzten vierzehn Tage. Wie oft war er hilflos neben Sabrinas Bett gesessen und hatte mit ansehen müssen, wie sie sich von Alpträumen geplagt hin und her warf, hatte versucht, ihr Fieber mit kalten Kompressen zu senken und Sekunden später sehen müssen, wie sie vom Schüttelfrost gebeutelt wurde, mit ansehen müssen, wie sie vor seinen Augen immer dünner und dünner wurde.
    »Ich glaube, sie hat auch Gehirnfieber gehabt«, unterbrach Mary seine Gedanken.
    »Was sagst du da?« fragte er.
    »Sie kann sich an nichts vor ihrer Krankheit erinnern.« Sie bremste seinen Aufschrei mit einer Handbewegung. »Oh, sie weiß, wer sie ist, aber sie erinnert sich an keines der traumati-schen Ereignisse vor ihrer Krankheit.« Sie hielt inne, dann fuhr sie zögernd fort: »Ich glaube, Lucien, sie wird sich weder an dich noch an ihre Maskerade als Bonnie Charlie erinnern.«
    Luciens Narbe pochte wie etwas eigenständig Lebendiges, und Mary wandte sich vor seinem Gesichtsausdruck ab.
    »Es ist, als hätte sie alles verdrängt, was schmerzlich für sie war. Sie ist völlig sorglos - fast wie ein Kind.«
    Lucien vergrub sein Gesicht in den Händen, die Ellbogen auf die Knie gestützt und starrte das Muster des Teppichs unter seinen Stiefeln

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