Geliebte Suenderin
ritzte ihn an der Schulter und sprang behende wieder außer Reichweite. Jetzt war das Lachen von seinem Gesicht verschwunden, und er attackierte sie brutal, sein Schwert war wie ein Wirbel von Stahl, den sie abzu-wehren versuchte. In ihren verängstigten Augen wirkte er mit seinem vernarbten Gesicht und den funkelnden Augen wie ein Besessener. Sabrina war erschöpft und konnte sich nicht mehr verteidigen. Ihre Arme waren wie Blei, sie versuchte verzweifelt, ihre Deckung zu halten.
Plötzlich stieß der Herzog seine Schwertspitze tief in Sabrinas Schulter. Glühender Schmerz ließ sie ihr Schwert mit einem Schrei fallen lassen, dann stolperte sie und fing sich benommen an einem Stuhl. Sie fiel auf die Knie und merkte, wie sie eine Woge Finsternis einhüllte, dann verschwand der körperliche Schmerz, und sie fühlte nur noch Todesangst.
Der Herzog sah hämisch auf den gestürzten Räuber hinunter.
»Fechten ist wohl nicht deine Stärke, was?« Er schnitt die Tartanschärpe verächtlich entzwei, wobei er die Haut darunter leicht verletzte. Ein dunkler Fleck breitete sich auf dem Rock des Räubers aus, das Blut aus der verwundeten Schulter sickerte durch den Samt.
»Dann laß mal dein Galgenvogelgesicht sehen, Bonnie Charlie. Höchste Zeit, daß wir den geheimnisvollen Räuber demaskieren, und ich bin neugierig, wen ich da den Soldaten an den Galgen liefere«, sagte der Herzog mit einem unbarmherzigen Grinsen und schlitzte achtlos den Handschuh des Räubers auf, der nach dem Messer an seinem Gürtel greifen wollte, so daß ein langer roter Kratzer durch den Samt schimmerte.
»Du willst wohl immer noch kämpfen?« sagte er verächtlich und riß dem Räuber brutal die Maske vom Gesicht. »Ja, wen haben wir denn da? Du bist ja wirklich ein hübscher, kleiner Kerl -« Er verstummte.
Das Grinsen des Herzogs verblaßte, als er sich das Gesicht des Räubers näher ansah. Voller Erstaunen sah er das herzförmige Gesicht, die großen, tränenüberströmten, ängstlichen violetten Augen, den kleinen geschwungenen Mund, der leicht zitterte, und die weiße glatte Haut.
»Mein Gott!« rief er aus, ließ sein Schwert fallen und kniete nieder zu der Gestalt, die jetzt in Ohnmacht fiel.
Er hob das Mädchen mühelos hoch und ging zur Treppe, wo er die versperrte Tür zum Dienstbotentrakt sah. Mit grimmigem Gesicht trug er das Mädchen die Treppe hinauf.
In dem Schlafzimmer, das für ihn gelüftet und geputzt worden war, legte er Sabrina vorsichtig auf das große Bett. Nachdenklich ließ er den Blick über das kleine Gesicht schweifen, dann nahm er den Zweispitz ab und warf ihn in die Ecke. Er schob die gepuderte Perücke zur Seite, unter der lange, schwarze Haare sichtbar wurden. Er löste es, es war so weich wie das eines Kindes, behutsam strich er eine dicke Locke von der verletzli-chen Stirn.
Vorsichtig zog er ihr den Rock aus und runzelte die Stirn, als er die blutverschmierte Schulter und den Kratzer, den er ihr beim Zerschneiden der Tartanschärpe zugefügt hatte, sah. Er nahm ihr Messer und schnitt ihr das Hemd vom Leib.
»Also eine Frau«, flüsterte er und erblaßte. Kleine Brüste bebten heftig unter seinen Händen, als er das Blut mit einem sauberen Taschentuch wegtupfte und es dann über die Wunde legte. Dann zog er ihr die Stiefel aus, deckte sie zu und verließ das Zimmer. Unten befahl er den Dienern, schleunigst Wasser heiß zu machen und Verbandsmaterial zu beschaffen. Sein grimmiges Gesicht erstickte jede neugierige Frage im Keim.
»Wo ist der andere Räuber?« fragte der Herzog.
»Im Keller eingesperrt, mit einem ziemlichen Brummschädel und einem schmerzenden Kinn, wie ich mir vorstellen kann«, erwiderte sein Diener gelassen und grinste zufrieden bei dem Gedanken an das überraschte Grunzen des Riesen, als sie sich von hinten angeschlichen und ihm einen kräftigen Schlag verpaßt hatten, ehe er mit seinen Riesenfäusten zuschlagen konnte -
trotzdem hatte es noch eines rechten Hakens aufs Kinn bedurft, bis er endgültig umfiel. Sanders warf dem Herzog einen neugierigen Blick zu und fragte sich, für wen das Verbandsmaterial gebraucht wurde. »Kann ich Euch irgendwie helfen, Euer Gnaden?« fragte er. »Ich darf doch annehmen, daß Ihr den anderen Banditen überwältigt habt.«
Der Herzog zögerte einen Moment, dann nahm er Sanders beiseite und sagte in vertraulichem Ton: »Ich fürchte, wir haben da ein kleines Problem. Unser Räuber ist zufällig eine Frau.«
Sanders Augen wurden ganz groß, und mit
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