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Geliebte Suenderin

Geliebte Suenderin

Titel: Geliebte Suenderin Kostenlos Bücher Online Lesen
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Bonnie Charlie war, der sie alle irgendwann ausgeraubt hatte, verschollen war? Daß sie auf einem ihrer mitternächtlichen Streifzüge mit einem ihrer bewaffneten Komplizen verschwunden war?
    Sechs Tage schon. Marys Nägel gruben sich in ihre Handflä-
    chen. Sie mußte etwas unternehmen. Sie konnte diese entsetzliche Ungewißheit nicht mehr länger ertragen. Tief in ihrem In-nersten war eine Stimme, die ihr sagte, daß Sabrina nicht tot war - aber das beruhigte sie nicht. John Taylor hatte den ganzen Landstrich abgesucht und nichts gefunden. Es war, als wären die beiden vom Erdboden verschluckt worden.
    Mary ging zum Fenster und starrte verzweifelt hinauf auf die Bäume und Hügel in der Ferne. Sie waren verhüllt vom leichten Dunst eines Regenschauers und wirkten in ihren verängstigten Augen geisterhaft. Wie oft hatte sie hier am Fenster gestanden und hinausgestarrt? Und trotzdem sah sie nichts. Jedesmal wieder dieselbe, ewige Frage - wo war Sabrina?
    »Ein Gentleman möchte Euch sehen, Lady Mary«, sagte der Butler von der Tür her.
    Mary riß sich zusammen und wischte die Spuren der Tränen weg, ehe sie sich vom Fenster wandte. »Wer ist es?«
    »Ein Colonel Terence Fletcher, Mylady.«
    »Führen Sie ihn herein, Sims«, sagte Mary mit zitternder Stimme. Ein Colonel? Was konnte er nur von ihr wollen - außer er hatte Sabrina gefangen?
    Sie spielte nervös mit ihrem feuchten Taschentuch, als der Butler den Colonel hereinführte. Mary war wie hypnotisiert von seinen durchdringenden grauen Augen. Sein strenges Gesicht und die militärische Haltung machten ihr angst, und sie wich unwillkürlich vor der ehrfurchtgebietenden Gestalt einen Schritt zurück. Seine Stiefel glänzten frisch geputzt, und sein scharlachroter Rock war exzellent geschnitten. Ein langes Schwert hing von seiner Taille, und als er ihr entgegenkam, klingelten seine Silbersporen warnend.
    »Colonel Fletcher«, begrüßte Mary ihn mit schwacher Stimme.
    »Es ist mir ein Vergnügen, Mylady.« Seine Stimme war leise, seltsam beruhigend für Marys angekratzte Nerven. »Ich hoffe, Sie werden mir verzeihen, daß ich Sie belästige, aber ich bin erst vor kurzem aus London eingetroffen und versuche, die Nachbarschaft kennenzulernen«, erklärte er seinen unangemeldeten Besuch.
    »Bitte nehmt Platz, Colonel«, bat Mary ihn mit ängstlichen grauen Augen. »Was führt Euch in unsere Gegend, Colonel Fletcher?«
    »Ich wurde beauftragt, den Straßenräuber Bonnie Charlie aufzuspüren und seiner gerechten Strafe zuzuführen.«
    Mary wich seinem direkten Blick aus und schaute auf ein Blumenarrangement. »Ich verstehe.«
    Colonel Fletcher beobachtete sie neugierig, wie sie unbewußt ihr Taschentuch zwischen den Händen drehte. Irgend etwas beunruhigte die Lady, aber das ging ihn nichts an, außer er hätte etwas gesagt, was sie erschreckt hätte. Aber eigentlich war sie schon so nervös gewesen, als man ihn vorgestellt hatte.
    »Ich hoffe, das, was ich Euch erzählt habe, beängstigt Euch nicht? Die Tatsache, daß Ihr hier alleine mit Eurer jüngeren Schwester, Eurem jüngeren Bruder, mit nur einer Tante als Anstandsdame lebt, hat mich bewogen, diesen Besuch abzustatten und mich vorzustellen. Lord Malton, dem ich vor kurzem meine Aufwartung machte, hat mir von Euren Verhältnissen erzählt, und ich muß zugeben, daß ich besorgt bin, Eure Familie könnte von diesem Gesetzlosen belästigt werden. Ohne Schutz zu sein, fordert die Gefahr heraus. Ich hatte vor, einige Posten um Euer Anwesen zu verteilen, um Eure Sicherheit zu gewähren, falls Ihr damit einverstanden seid?«
    »Oh, bitte, macht das nicht!« rief Mary. »Das wäre zuviel Aufwand und würde meine Tante schrecklich beunruhigen und ständig an die Gefahr erinnern, in der wir schweben.« Mary hatte sich schnell gefangen und sah mit starrem Lächeln den höchst interessierten Colonel an.
    »Ich kann das wirklich nicht zulassen. Wir sind absolut sicher.
    Zu wissen, daß Sie hier in der Nachbarschaft sind, beruhigt mich sehr. Lord Malton hat unsere Situation wohl sehr übertrieben geschildert. Schließlich sind wir ja noch nicht ausgeraubt worden. Das beweist doch, wie sicher es hier ist, oder? Wir sind nicht sonderlich reich.«
    Mary sah zur Seite und betete, der Colonel möge zustimmen.
    Wenn er Männer um ihren Besitz postierte, würde Sabrina ihnen womöglich in die Arme laufen, wenn sie versuchte zurückzukehren.
    Der Colonel ließ sich nichts anmerken und erwiderte bedächtig: »Ich werde mich natürlich

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