Geliebte Suenderin
riet ihm Sabrina, als sie sah, wie schmutzig und voller Stroh seine Hose war und wie dreckverschmiert sein Gesicht. In der Ferne war ein Reiter zu sehen, der die schmale Allee entlangritt. »Beeil dich«, drängte sie Richard.
Richard hörte die Hufschläge und schaute mit zusammengekniffenen Augen in Richtung des Geräuschs. »Wer ist es?«
Sabrina musterte nachdenklich Richards angestrengtes Gesicht. »Es ist John Taylor. Hast du ihn nicht erkannt?«
Richard errötete. »Klar hab’ ich. Ich dachte nur, es wäre vielleicht Will«, erklärte er beiläufig, dann drehte er sich um und eilte davon, mit traurig hängenden, schmalen Schultern.
Sabrina drehte sich zu John, der jetzt im Hof angelangt war, und begrüßte ihn mit einem freundlichen Lächeln. »Hallo John, was führt dich zu uns?«
John stieg ab, nahm den Hut vom Kopf und begrüßte Sabrina höflich. »Guten Morgen, Lady Sabrina. Mam dachte, Sie mögen vielleicht diese Kräutersalbe für Ihre Haut.« Er sah sich im Stallhof um, und nachdem keiner in Sicht war, der sie belauschen konnte, sagte er mit sorgenvollem Gesicht: »Ein paar Fremde haben die Leute hier in der Gegend befragt, ob sie von mir und Will wüßten und einem jungen, schwarzhaarigen Mädchen namens Sabrina. Sehr neugierig sind die.«
Sabrina sah ihn ängstlich an. »Was haben sie erfahren?«
John grinste selbstzufrieden. »Nicht mehr, als sie bei ihrer Ankunft wußten. Die Leute hier reden nicht gerne mit Fremden.
Besonders wo alle wissen, wie gut Sie zu ihnen gewesen sind.
Außerdem kriegt jeder, der zuviel redet, es mit mir und Will zu tun. Und überhaupt gibt es einen Haufen schwarzhaariger Frauen hier in der Gegend. Hab’ gehört, daß eine ganz hübsche in der Nähe von Tunbridge Wells wohnt, schöner kleiner Ritt an einem warmen Nachmittag.« Er grinste übers ganze Gesicht.
Sabrina lächelte erleichtert. »Ich nehme an, sie werden kein Glück haben?«
»Könnte sein. Und natürlich gibt’s hier bei uns einen Haufen großer Männer. Wenn man nur an Ben Sampson, den Schmied, oder Roberts, den Brauer, denkt. Ein Haufen großer Männer.
Schade, wenn der Falsche denen zuviel Fragen stellt. Da könnte alles mögliche passieren.« Er wiegte sich hin und her, zufrieden grinsend.
Sabrina war erleichtert, aber nicht so sehr wie früher beim Erhalt einer solchen Nachricht.
»Will und ich haben die Faire Maiden gekauft, Charlie«, Vertraute John ihr stolz an. »Jetzt werden wir alles ganz schön herrichten.«
»Das ist wunderbar, John. Ich frage mich manchmal, ob es uns irgendwann vergönnt ist, ein normales Leben zu führen.«
»Na ja, nachdem wir jetzt nachts nicht mehr so viel unterwegs sein werden und wir das nötige Geld zusammenhaben, haben wir uns gedacht, es war besser, wenn wir’s kaufen, bevor der alte Jack es sich anders überlegt oder an einen von auswärts verkauft.«
»Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich für dich und Will freue. Ihr habt mir so viel geholfen, ich steh’ für immer in eurer Schuld«, sagte Sabrina dem verlegenen Riesen, der Vor Scham errötete.
»Wissen Sie, Charlie, wir werden uns weiter um Sie kümmern - und wenn Sie uns für irgend etwas brauchen, können Sie jederzeit auf uns zählen«, versprach er, dann räusperte er sich nervös und sagte: »Sie sind sicher, daß Sie und Ihre Familie genug Geld haben, Charlie - ich meine, wenn Sie was brauchen, dann könnten Will und ich Ihnen schon was geben.«
Sabrina war gerührt von diesem Angebot und stellte sich ohne Rücksicht auf eventuelle neugierige Blicke auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuß auf die Wange. »Danke, John, ich werde dein freundliches Angebot nie vergessen, aber wir haben genug.
Wir haben viel von unserem Geld gespart, und wir kommen zurecht, wenn wir bescheiden leben.«
Johns Gesicht war immer noch puterrot, als er wieder auf sein Pferd stieg und davonritt. Er winkte noch einmal kurz und verschwand dann hinter den Hecken.
Sabrina ging zurück ins Haus und entschlossenen Schrittes in die geräumige Küche mit dem großen Tisch voller Kochutensi-lien. Getrocknete Kräuterbüschel hingen von den Balken, und ihr würziger Geruch mischte sich mit den Gerüchen der frisch-gebackenen Pflaumentörtchen und einem Rinderbraten, der über dem Feuer schmorte. Die Köchin war neben dem Herd eingenickt, die Schürze halb voll mit Erbsen zum Schälen.
Die junge Küchenmagd, die den Spieß mit dem Braten drehte, gab der Köchin einen Schubs, als sie Sabrina sah, ein scheues
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