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Geliebte Suenderin

Geliebte Suenderin

Titel: Geliebte Suenderin Kostenlos Bücher Online Lesen
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gerüschten Ärmel ab, rieb sich die Augen trocken und sah Sabrina überrascht an.
    »Nach London?« fragte er ehrfürchtig. »Du meinst, ich darf mit?«
    »Wir würden extra wegen dir fahren. Als besondere Beloh-nung. Und während wir dort sind, könnten wir dir gleich eine Brille besorgen. War’ das was?«
    Richard ließ den Kopf hängen, aber Sabrina hatte gesehen, wie aufgeregt seine Augen blitzten. Unbewußt seufzte er erleichtert.
    »Du glaubst nicht, daß ich ein -«, er suchte verzweifelt nach dem Wort, »ein Weichling bin, weil ich eine Brille tragen muß?« Er sah Sabrina flehend an.
    Sabrina machte ein verächtliches Geräusch. »Natürlich nicht!
    Du wirst wie ein Intellektueller ausseh’n, und außerdem siehst du dann wenigstens, wohin du gehst. Es ist wesentlich wichtiger, nicht in die Gosse zu fallen, wenn wir versuchen, den Premier-minister zu beeindrucken.«
    Richard lachte und hüpfte aufgeregt umher, als Mr. Teesdale das Schulzimmer betrat und dieses ungebührliche Verhalten mit seinen Blicken rügte.
    »Ich fahre nach London, Mr. Teesdale!« rief Richard fröhlich.
    Die hochgezogenen Augenbrauen seines Lehrers hatten diesmal nicht die gewünschte Wirkung, ihn verstummen zu lassen.
    »Ach, tatsächlich?« murmelte Mr. Teesdale höflich, aber was er dachte, war an seinem Gesicht unter der grauen Perücke nicht zu erkennen. Er begrüßte Sabrina, legte seine Bücher und Papiere ordentlich gestapelt auf den Tisch und fragte: »Wann wird denn diese Reise nach London stattfinden, damit ich den Studienplan des jungen Lord Richard entsprechend einteilen kann?«
    Sabrina unterdrückte ein Lächeln und sagte sehr ernst: »Anfang nächster Woche, da wir noch Vorbereitungen treffen müssen, und wir werden wahrscheinlich zwei Wochen wegbleiben.
    Richard soll eine Brille bekommen.«
    Mr. Teesdale blickte sie überrascht an, hatte aber sein für gewöhnlich regloses Gesicht gleich wieder unter Kontrolle.
    »Sehr wohl«, murmelte er lediglich. »Ich werde mich mit dem Studienplan anpassen, so daß sein Unterricht nicht darunter leidet.«
    Sabrina überließ Richard seinem monotonen Drill in Mathe-matik. Mr. Teesdales Stimme verfolgte sie, als sie den Korridor hinunterging.
    Sie fand Mary gemütlich in einem Buch schmökernd und Tante Margaret nähend im Salon. Sie schauten beide auf, als Sabrina hereinkam, und waren sehr überrascht von dem, was sie ihnen zu sagen hatte.
    »Wir fahren nächste Woche nach London.« Mary klappte ihr Buch zu und sah Sabrina neugierig an. Tante Margaret lächelte abwesend und beugte sich über ihre Näharbeit.
    »Richard braucht eine Brille«, sagte Sabrina und erklärte der erstaunten und entsetzten Mary ihre Entdeckung. »Ich mache mir wirklich Vorwürfe. Wir brauchen eigentlich eine Brille, weil wir Richards Problem nicht eher erkannt haben. Der arme Schatz, all die Jahre mußte er in einer verschwommenen Welt leben. Kein Wunder, daß er sich so in seine Bücher vergraben hat.
    Aber all das wird jetzt ein Ende haben. Wir werden ihm eine richtige Brille besorgen, damit er reiten und spielen kann wie andere Jungs in seinem Alter.«
    Mary schüttelte schuldbewußt den Kopf. »Eine schöne ältere Schwester bin ich. Wann willst du denn aufbrechen?«
    »Am Montag, denke ich«, sagte Sabrina nachdenklich. Nach kurzem Überlegen sagte sie: »Wir werden im Stadthaus wohnen müssen. Ich nehme an, der Marquis hat ständiges Personal dort, also dürfte es keine Schwierigkeiten geben. Außerdem plane ich keinen längeren Aufenthalt. Tante Margaret, kommst du auch mit?«
    Tante Margaret schaute verträumt hoch und nickte. »Natürlich, meine Lieben, was immer ihr meint.«
    »Ich werde Mrs. Taylor besuchen. Sie hat einen Bruder in London, der Brillen fertigt, und sie sagt, er macht das sehr gut, obwohl er nicht reich oder bekannt ist.«
    Sabrina erhob sich und lief unruhig auf und ab. »Ich glaube, es wird gut sein, für eine Weile die Gegend hier zu verlassen.«
    Sie war nervös und gereizt, manchmal sogar jähzornig. Mary beobachtete besorgt, wie sie hin und her lief. Ihr Zustand machte ihr wirkliche Sorgen. Und jetzt, dachte sie weise, war nicht die Zeit, Sabrina zu erzählen, daß sie wieder eine Vision gehabt hatte.
    »Ja, ich glaube, du hast recht, Sabrina. Ein kleiner Besuch in London wird uns allen guttun. Versuch, zum Tee wieder zurück zu sein, Schatz.«
     
    Sabrina ging leise durch die Bäume des Wäldchens. Hier war es verschwiegen und kühl, nur das Flattern der Tauben zwischen

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