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Geliebte Suenderin

Geliebte Suenderin

Titel: Geliebte Suenderin Kostenlos Bücher Online Lesen
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werde mit ihm reden«, beschwichtigte sie Sabrina.
    Mary beugte sich vor. »Du bist doch in Ordnung, Rina? Du hast mir doch alles erzählt? Oh, mein Gott, wenn ich dir das nur alles hätte ersparen können. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, daß du so leiden mußtest. Ich bin um Jahre gealtert, seit du weg warst.«
    Sabrina nahm Marys Hände in die ihren und drückte sie. »Ich glaube, das sind wir alle, Mary. Es ist Zeit, daß wir unser Leben verändern. Wir haben bis jetzt so viel Glück gehabt. Ich wußte, daß unsere Glückssträhne irgendwann zu Ende gehen mußte -
    aber wir haben rechtzeitig aufgehört«, fügte sie hinzu, denn auch sie, nicht nur Mary, hatte gewisse Zweifel, ob sie wirklich in Sicherheit waren. »Was kann schon passieren? Wer würde je glauben, daß Bonnie Charlie eine Frau ist? Und der einzige, abgesehen von den Taylors, der die Wahrheit kennt, würde es nicht wagen, es zu erzählen - das darf er nicht«, flüsterte Sabrina.
    »Nein, ich denke, seine Eitelkeit und sein guter Name wären in Gefahr. Von einer Frau geschlagen zu werden«, sagte Mary spöttisch und streichelte Sabrinas verkrampfte Hände. »Gräm dich nicht, Sabrina. Ich fühle mich plötzlich wunderbar, mein Kopf ist klar und frei von Sorge. Wir sind in Sicherheit - nichts kann uns mehr schaden.« Sie nahm das Tablett und verließ, ein leises Lied summend, das Zimmer.
    Sabrina legte sich zurück in die weichen Kissen und schaute aus dem Fenster. Der Himmel war tiefblau, und flauschige weiße Wölkchen trieben vorbei. Ein kleines Rotkehlchen landete auf dem Fenstersims und zwitscherte wichtig in die Welt hinaus, legte den flaumigen Kopf zur Seite und beäugte sie, dann flog es weg und verschwand unter den Bäumen.
    »Rina?« fragte eine dünne Stimme zögernd von der Tür-schwelle her.
    Sabrina drehte sich zur Tür und breitete die Arme aus. Richard warf sich in sie, grub seinen Kopf gegen ihre Brust und klammerte sich verzweifelt an sie, sein Schluchzen erstickte er an ihrem Nachthemd. Sabrina streichelte seine Stirn und wiegte ihn wie ein Baby.
    »Ich dachte, du bist tot. Ich dachte, ich seh’ dich nie wieder!
    Oh, Rina, verlaß mich nie wieder. Nie!« Sein verzweifelter Schrei zerriß Sabrina das Herz.
    »Das werde ich nicht, Schatz. Diese Dummheiten haben jetzt ein Ende. Wir haben hier alles, was wir brauchen. Ein Dach über dem Kopf, gutes Ackerland, Essen auf dem Tisch und ein Feuer im Kamin. Wir haben alles, was wir brauchen, Dickie«, tröstete sie ihn. »Das ist unser Zuhause, und eines Tages wirst du hier der Herr sein, dann kannst du dich um mich kümmern. Wie klingt das?« fragte Sabrina neugierig.
    Richard schluckte und schniefte ein paarmal, dann hob er den Kopf. Er sah in Sabrinas sanfte violette Augen, und seine blauen begannen zu lächeln.
    »Wir werden immer Zusammensein? Du wirst nie mehr fortgehen, Rina? Und ich werde für dich und Tante Margaret sorgen können? Ich bin ganz stark, siehst du? Fühl mal.« Und er reichte ihr einen kleinen Arm, ließ mannhaft den Muskel spielen.
    Sabrina drückte kurz seinen Arm. »Du hast recht. Du wächst von Tag zu Tag.«
    »Ich weiß. Bald werde ich größer sein als du, Rina, obwohl du eigentlich sowieso recht klein bist. Das zählt ja dann gar nicht.«
    Zum ersten Mal lachte Sabrina wieder von ganzem Herzen und drückte Richard fest an sich. »Hör mal, Kumpel, eine Ohrfeige kannst du von mir immer noch kriegen.«
    Richard grinste und streckte seine Beine mit den blauen Knie-bundhosen und den schwarzen Schuhen und sagte stolz: »Ich habe sechs Bücher ausgelesen, während du weg warst. Mr. Teesdale sagt, ich bin schon sehr weit für mein Alter.«
    »Das bist du wirklich, du weißt sicher viel mehr als ich.«
    »Wahrscheinlich«, stimmte er hochnäsig zu, was Sabrina veranlaßte, eine Augenbraue streng hochzuziehen, bis sie das boshafte Funkeln in seinen Augen bemerkte.
    »Ratte«, sagte sie lachend und kitzelte ihn zwischen den Rippen. Er kicherte und hüpfte schnell aus dem Bett. Verschwunden war sein sorgenvoller Blick, er war wieder ein fröhliches Kind.
    Sabrina rollte sich zusammen und kuschelte ihren Kopf in die Armbeuge. Dann schloß sie die Augen und ihren Verstand vor all den Gedanken, die sie quälten. Sie würde für eine Weile alles vergessen und schlafen, und wenn sie aufwachte, würde alles besser sein.
     
    Lucien stieg ab und führte sein Pferd den schmalen Waldpfad entlang. Sein Gesicht war in grimmige Falten gelegt, und seine Narbe pochte an seiner

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