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Geliebte Suenderin

Geliebte Suenderin

Titel: Geliebte Suenderin Kostenlos Bücher Online Lesen
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Lächeln in den runden Augen, die ihre Herrin bewundernd anhimmelten. Die Köchin erwachte leicht schimpfend und wollte schon zu einer Ohrfeige ausholen, als sie Sabrina dastehen sah.
    »Lady Sabrina!« rief sie, rückte ihre Haube zurecht und hievte ihre Massen aus dem Lehnstuhl, die Enden ihrer Schürze hielt sie fest zusammen.
    »Ich wollte nur ein bißchen Ingwerbrot stehlen. Zwei oder drei Stück und eins für Lotte«, sagte sie, als die Augen des kleinen Mädchens ganz groß beim Anblick des leckeren Kuchens wurden.
    Die Köchin band ihre Schürze zusammen, dann schnitt sie einige große Stücke von dem duftenden Gebäck ab und schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. »Lotte wird nie lernen, was ihr zusteht, Lady Sabrina, Sie verwöhnen sie zu sehr. Sie ist schon ganz hochnäsig. Als nächstes wird sie noch Samt und Seide tragen wollen.«
    Sabrina lächelte das kleine Mädchen an. »Ein Stück Ingwerbrot kann ihr doch nicht schaden, oder?« schmeichelte sie lä-
    chelnd, als sie ihr den Kuchen reichte. Das strenge Gesicht der Köchin wurde etwas sanfter, und sie mußte lächeln, Lady Sabrina war eben einfach unwiderstehlich mit ihren fröhlichen Lachgrübchen. Trotzdem war diese Verrick ihrer Meinung nach eine ganz Wilde, ganz anders als Lady Mary, die eine richtige Dame war.
    Sabrina lief nach oben zu Richard, mit dem Ingwerbrot auf einem hauchdünnen Porzellanteller. Sie fand ihn im Schulzimmer, wo er vor einem aufgeschlagenen Buch saß und Mr. Teesdale erwartete.
    »Überraschung!« rief Sabrina und hielt ihm den Kuchen verlockend unter die Nase.
    Richard atmete genüßlich den Duft ein und streckte begierig die Hand aus. Der Kuchen verschwand in Rekordgeschwindig-keit. Sabrina leckte sich einen Krümel vom Mundwinkel und beobachtete amüsiert, wie er gierig sein Stück verschlang und dann einen hungrigen Blick auf ihrs warf. Grinsend brach sie ein Stück ab und reichte es ihm.
    »Danke, Rina«, murmelte er mit vollem Mund.
    Sabrina ging zum Fenster und schaute hinaus, dann rief sie plötzlich aufgeregt: »Oh, schau, Richard! Da ist das kleine Rotkehlchen, das mir neulich ein Ständchen gebracht hat.«
    Draußen vor dem Fenster, auf einem Ast der großen Ulme, saß ein kleiner Spatz. Richard stellte sich zu Sabrina ans Fenster.
    »O ja, und so hübsch bunt ist der kleine Kerl mit seiner roten Brust.«
    Sabrina musterte sein zartes, kleines Profil und mußte mit Gewalt den Drang unterdrücken, ihn schützend in die Arme zu nehmen. Statt dessen sagte sie ruhig: »Es ist ein Spatz, Richard.«
    Richard wurde blaß, und er wandte sich vorwurfsvoll zu ihr: »Du hast mich reingelegt!« rief er, und Tränen liefen ihm über die Wangen. »Ich hasse dich! Das ist unfair.« Seine schmalen Schultern wurden von Schluchzern geschüttelt, und seine Stimme erstickte vor Tränen.
    Sabrina nahm ihn in die Arme und versuchte, ihn zu trösten.
    Allmählich beruhigte er sich, die Schluchzer wurden weniger, und er bekam Schluckauf.
    »Warum hast du uns das denn nie gesagt, Dickie?« fragte Sabrina und strich ihm das dichte rote Haar aus dem Gesicht.
    »Was für eine Närrin ich doch war! Zu beschäftigt, die Bedürf-nisse meines eigenen Bruders zu erkennen. Wie lange hast du schon Schwierigkeiten beim Sehen?«
    Richard schniefte und hob ratlos die Schultern, den Kopf hatte er immer noch gegen Sabrinas Brust gedrückt. »Weiß nicht.
    Schon lange, denk’ ich. Ich kann aber ganz gut lesen. Bloß Sachen, die weit weg sind, sind verschwommen«, gab er betreten zu.
    Sabrina stockte der Atem, als ihr plötzlich ein Gedanke durch den Kopf schoß. »Reitest du deshalb so ungern, Dickie?«
    Sie hob sein tränenüberströmtes Gesicht zu ihrem hoch und sah in seine großen, kurzsichtigen blauen Augen. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. »Dickie, ich wünschte, du hättest es mir erzählt, dann hätte ich dir helfen können. Du brauchst dir keine Sorgen mehr zu machen oder dich deshalb zu schämen«, tadelte sie ihn liebevoll.
    »Ich wollte dir so gern helfen, Rina, aber ich hatte solche Angst vorm Reiten. Es ist furchtbar, wenn man nicht weiß, wohin man reitet, und Angst hat, daß man gegen einen Ast stößt, den man nicht sieht, oder in einen Sumpf fällt. Und wenn ich versuchen sollte zu schießen, wohin hätte ich zielen sollen?«
    Sabrina ließ Richard reden und sich von seiner Last aufgestauter Gefühle befreien.
    »Was hieltest du davon, nach London zu reisen, Dickie?«
    fragte Sabrina ernst.
    Richard wischte sich das Gesicht mit einem

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