Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebte Suenderin

Geliebte Suenderin

Titel: Geliebte Suenderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
beobachtete Sabrina ihn, wie er so reglos dastand. Als er sich umdrehte und sie ansah, lief ihm eine einzelne Träne über die Wange.
    »Ich kann alles sehen, Rina! Ich kann jetzt so gut sehen wie du.« Er umarmte Sabrina fest, dann reichte er dem sehr stillen Mr. Smithson die Hand. »Danke, Sir, daß Ihr mir etwas gegeben habt, wofür ich Euch nie gebührend danken kann«, sagte er ernst zu dem alten Herrn, und sein junges Gesicht sah sehr erwachsen aus hinter der goldgeränderten Brille, die jetzt auf seiner kleinen Nase saß.
    Mr. Smithson nahm die ihm gebotene Hand und schüttelte sie herzlich. »Es war mir eine Freude, Lord Richard, eine wirkliche Freude.«
    Sabrina bezahlte Mr. Smithson, und dann verließen sie ihn mit Botschaften für Mrs. Taylor und seine Neffen. Er winkte ihnen von der Tür her nach, als die Kutsche die Straße hinunterrum-pelte.
    Richard reckte ständig seinen Hals aus dem Fenster, zeigte auf Gebäude und Denkmäler, sprang wie ein kleiner Affe in der Kutsche herum. »Es ist so wunderbar, Rina! Ich kann den Fluß sehen und die Schiffe darauf und die Docks, und schau dir das an!« rief er Sabrina zu, als sie wegen einer umgestürzten Kutsche abbiegen mußten, die mit einem Bauernwagen voller Geflügel zusammengestoßen war. Die ganze Luft war voller Federn, die auf die Menge herabrieselten, die sich um den Unfall gesammelt hatte. Die Straße war total blockiert.
    »Ob da wohl jemand verletzt worden ist?« fragte Richard, der sich immer noch den Hals verrenkte, um etwas von dem Unfall zu sehen. »Ich kann es kaum erwarten, bis wir wieder in Verrick House sind und ich reiten kann«, vertraute er Sabrina an, überschäumend von Begeisterung.
    Beim Betreten des Stadthauses nahm Richard Sabrinas Hand und fragte schüchtern: »Wirst du mir helfen, richtig reiten zu lernen?«
    »Natürlich, und ich werde ein strenger Lehrer sein«, neckte ihn Sabrina, dankbar, sehen zu können, wie seine Augen hinter der kleinen, runden Brille strahlten. »Und wenn du schnell lernst, bring’ ich dich an einen ganz besonderen Platz, und dann machen wir ein Picknick«, versprach sie ihm. Sabrina merkte erst jetzt, wie nervös die Diener in der Halle waren und mit welch gequältem Gesicht Cooper sie begrüßte und die Tür zum Salon öffnete, alles sehr förmlich und steif.
    Sabrina ging verwundert ins Zimmer. Richard hopste hinter ihr her, ohne die gespannte Lage zu bemerken. Mary saß still da, ihr Gesicht war starr wie eine Maske, und Tante Margaret kauerte über ihrer Stickerei, und ihre weiße Haube nickte im Takt mit den Stichen der Nadel.
    »Mary?« fragte Sabrina. »Was ist denn -?«
    »Schau einer an, wenn das nicht die kleine Sabrina ist«, sagte eine höhnische Stimme leise aus der Ecke des Zimmers.
    Sabrina blieb so abrupt stehen, daß Richard gegen sie prallte.
    Sie fing ihn automatisch auf und drehte sich zu der Stimme.
    Richard stand stumm neben ihr, und Sabrina legte schützend einen Arm um seine Schulter.
    Ein mittelgroßer Mann in einem rosenfarbenen Seidenrock mit passender Weste und Hose, weißen Seidenstrümpfen und eleganten Schuhen, einer gepuderten Perücke, die mit einem schwarzen Band zusammengebunden war und einem silbernen Schönheitspflaster auf einer Backe, verbeugte sich spöttisch vor den beiden, die wie Geister vor ihm standen.
    Sabrina wurde leichenblaß, als sie in Augen blickte, die dieselbe violette Farbe hatten wir ihre, und schwarze Augenbrauen, die denselben Schwung wie ihre hatten, sah. Aber da endete die Ähnlichkeit, denn das Gesicht des Mannes war müde und von Zynismus gezeichnet. Sein Mund verzog sich zu einem grausamen Lächeln angesichts der erstaunten Gesichter um ihn herum.
    »Was, keine freudigen Begrüßungsrufe von meiner Tochter?«
    fragte der Marquis amüsiert, dann wandte er sich zu Richard, und seine Augen wurden schmal. »Du bist also mein Sohn? Bist aber gar nicht nach mir geraten, was? Siehst aus wie ein richtiger kleiner Schotte mit diesen roten Haaren«, sagte er verächtlich und nahm eine Prise Schnupftabak.
    »Euer Samen hat ihn nur wenig gezeichnet, Mylord. Seinen Charakter und seine Intelligenz hat er von seinen schottischen Ahnen. Ich, wie man deutlich sehen kann«, höhnte Sabrina ihrerseits, »bin die einzige, die wie die Verricks aussieht - und dazu hab’ ich den verfluchten Jähzorn und die böse Zunge geerbt. Hütet Euch also, Mylord, wenn Ihr vorhaben solltet, Euch auf Kosten meiner Familie amüsieren zu wollen.«
    Dem Marquis verschlug es vor

Weitere Kostenlose Bücher