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Geliebte Suenderin

Geliebte Suenderin

Titel: Geliebte Suenderin Kostenlos Bücher Online Lesen
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und in diesem Moment hatte Kate ihm die Wunde an der Backe zugefügt - und ihn fürs Leben gezeichnet. Er konnte sich noch gut an ihr triumphierendes Lächeln erinnern angesichts des Blutes, das ihm übers Gesicht gelaufen war.
    »Du müßtest ja wissen, wie das mit den Äußerlichkeiten ist«, konterte Kate und strich mit dem Handrücken über ihre glatte Wange, einen zufriedenen Blick auf seine vernarbte werfend.
    »Seltsam, nicht wahr«, stichelte Lucien, »daß gerade die Äpfel, die am schlimmsten ausschauen, oft am süßesten schmecken, und wie oft, frage ich mich, muß man entdecken, daß ein roter, glänzender Apfel von innen verfault ist?«
    Percy wurde blaß und ballte die Hände zu Fäusten, Kate stieß einen leisen Wutschrei aus. »Ich würde dich gerne aufschneiden, Lucien, um zu sehen, wie verfault du bist«, drohte Percy.
    Die Herzogin schlug mit ihrem Stock auf den Tisch. »Genug!
    Ihr führt euch auf wie Straßenpöbel. Solange ihr unter meinem Dach seid, werdet ihr euch zivilisiert benehmen.«
    »Ich möchte mich entschuldigen, Grandmère, daß ich Euch beleidigt habe«, sagte Lucien kühl. »Jetzt muß ich Euch Lebe-wohl sagen, ich habe einige wichtige Verabredungen.« Seine Verbeugung war so kurz, daß sie schon fast eine Beleidigung war.
    »Lucien!« rief die Herzogin mit zittriger Stimme, aber er war schon fort.
    Nach seiner Ankunft zu Hause war Lucien nicht in der Stimmung für weitere Irritationen, und so ging er ungeduldig und wutenbrannt die Papiere auf seinem Schreibtisch durch. Nichts.
    Kein Wort, nicht der geringste Hinweis auf die Herkunft von Bonnie Charlie und seiner beiden Komplizen. Dieser Bericht, den seine Diener vom Land geschickt hatten, war nutzlos. Wie konnte jemand, so wie sie es getan hatte, sich einfach in Luft auflösen? Nein, schimpfte er sich selber, es war keine Magie - es lag einfach daran, daß man nicht wußte, wo man suchen und wen man fragen sollte. Diese Dorfbewohner waren notorisch verschlossen, wenn es darum ging, über die eigenen Leute mit Fremden zu sprechen. Wahrscheinlich hatten sie seinen Dienern einen schönen Bären aufgebunden, sie Gott weiß wohin geschickt und sich dabei ins Fäustchen gelacht.
    Er müßte es doch fertigbringen, das kleine Miststück zu vergessen, aber da saß er nun und schmachtete ihr nach wie Lysan-der, der sich, mit vom Liebessaft getrübtem Blick, wahnsinnig in Helena verliebt hatte. Aber sein Leben war keine Shakespeare-Komödie mit Elfen, die Verwirrung stifteten.
    Was genug ist, ist genug, beschloß er angewidert. Er würde sich in das gesellschaftliche Karussell stürzen und Spaß haben. In der nächsten Zeit fanden einige Bälle und Soirees statt, zu denen er Blanche begleiten sollte, und er würde einige Bekanntschaften wieder auffrischen, die er sehr vernachlässigt hatte.
    Er goß sich einen Brandy aus der Karaffe auf seinem Tisch ein, hob das Glas und sagte leise: »Dieses schwarzhaarige Luder mit den violetten Augen soll verdammt sein.«
     
    »Ich habe gedacht, ich sehe ein Gespenst, als ich in den Salon kam und dieses verfluchte vernarbte Gesicht sah«, fluchte Percy, warf seinen Stock und seine Handschuhe auf einen satinbezoge-nen Stuhl und begann, hektisch im Zimmer auf und ab zu laufen.
    Kate warf ihren burgunderroten Umhang auf das Bett und zischte dann mit vor Wut hochrotem Gesicht ihren Bruder an.
    »Ich dachte, er sollte heute früh sterben?« Sie lachte. »Noch ein Fehlschlag auf der Liste. Ich weiß nicht, wie ich glauben konnte, daß es diesmal funktionieren würde. Deine letzten Versuche waren ja auch nicht sonderlich gelungen. Wie du glauben konntest, daß dieser Tölpel Jensen Lucien im Duell töten könnte, begreif ich einfach nicht. Allmählich habe ich den leisen Verdacht, daß unser Cousin Lucien einen besonderen Schutzengel hat. Wie viele Unfälle waren es bis jetzt, die wir arrangiert haben und die er überlebt hat? Drei?«
    »Wenn ich mich recht erinnere, waren die ersten beiden deine Ideen. Laß mich überlegen, zuerst haben wir ein paar Meuchel-mörder aus den Docks angeheuert, die Lucien nachts, nach dem Verlassen von Vauxhall Gardens, überfallen und ermorden sollten, ein unglückliches Opfer eines Raubüberfalls - nur einer von solchen Vorfällen, die ständig passieren. Und was passiert? Lucien durchbohrt den einen mit dem Schwert und verpaßt dem anderen eine Kugel.«
    »Idioten«, sagte Kate ungerührt.
    »Idioten?« Percy lachte nervös. »Ich glaube, wir sind die Idioten, wenn wir glauben,

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