Geliebte Teufelin
neuen „Freunden“ zum Andenken die Spe i cherkarte seiner Digitalkamera.
Luzia war mit den neuen Arbeitsbedingungen so unzufrieden, dass sie seit Adrians Besuch in ihrem Badezimmer ihren Abschied aus der Show plante. Sie fühlte sich nur noch als Marionette, jede Kleinigkeit wurde ihr vorgeschrieben und auch privat wurde sie auf Schritt und Tritt überwacht. Auf die Auswahl der Talk-Gäste hatte sie keinen Einfluss mehr und außerdem hatte sie zunehmend das Gefühl, dass ihre G e sprächspartner schon vor der Sendung genaue Anweisungen erhielten. Die Antwo r ten kamen nicht mehr so spontan wie früher und sie kam sich vor wie in einem Pu p pentheater oder Wachsfigurenkabinett. Nach zwei Monaten kam es zum großen Krach, Luzia weigerte sich, auch nur noch eine einzige Sendung aufzunehmen.
„Verkleidet doch eine andere Komparsin als Nora Mae, ich hab die Nase voll, ich mach Schluss.“
Als man sie selbst mit schlimmsten Drohungen nicht umstimmen konnte, versuchte man es mit dem Gegenteil. Adrian überbrachte ihr von „höchster Stelle“ das Ang e bot, ein ganzes Jahr Urlaub als Mensch machen zu dürfen, wenn sie noch wenigstens fünfzig weitere Sendungen durchhielt. Da die Show zweimal wöchentlich lief, hätte sie noch ein halbes Jahr weitermachen müssen. Sie lehnte auch dieses Angebot kat e gorisch ab.
„Macht doch mit mir, was ihr wollt, lieber putze ich bis in alle Ewigkeit in der Hölle die Toiletten, als den Blödsinn noch weiterzumachen“ waren ihre endgültig letzten Worte zu diesem Thema. Sie wusste natürlich, dass es eine Hölle, wie die Menschen sie sich vorstellten, nicht gab, aber irgendwie gefiel ihr der Satz. Sie stellte ihn sich als Headline der Titelseite einer großen Zeitung vor, mit dem dazu passenden Foto . Nora Mae als Klofrau in der Hölle. Was für eine Story, einfach genial.
Als man in der Firma einsah, dass sie nicht umzustimmen war, versetzte man sie und Adrian, dem man eine Mitschuld an der ganzen Geschichte gab, nach Frankfurt am Main. Da sie sich selbst als Klofrau angeboten hatte, musste sie zur Strafe tatsächlich ein Jahr lang auf dem Flughafen die Toiletten putzen. Adrian erwischte es auch nicht viel besser, er bekam einen Job bei der städtischen Kanalreinigung. So lernte er Frankfurt von unten kennen, was ihm später bei einigen Aufträgen noch von Nutzen sein sollte. Um ihre wahren Fähigkeiten nicht zu vergeuden, wurden beide nach e i nem Jahr in die Frankfurter Filiale der Firma versetzt, wo sie mit den verschieden s ten Aufgaben betraut wurden.
Adrian war seit ihrer Versetzung auf Rache aus, er ließ sich zwar nichts anmerken, wartete aber nur auf eine günstige Gelegenheit, es Luzia heimzuzahlen. Sie hatte se i ne Karriere zerstört. Statt in Amerika in die höchste Konzernspitze aufzusteigen, musste er in Frankfurt wieder ganz von vorne anfangen. Er hasste außerdem die deutsche Sprache, die er nach einem Jahr Aufenthalt immer noch nicht akzentfrei sprechen konnte. Zwar gab es für fast jede Sprache, die auf der Erde gesprochen wurde, Module, die ins Gehirn gepflanzt werden konnten, aber irgendwie funkti o nierte bei ihm nichts richtig. Wahrscheinlich lag es aber einfach nur an seiner Abne i gung gegen alle Länder außer den USA. Das war sein Land , hier fühlte er sich wohl und sicher und irgendwie lag ihm auch die Mentalität der Amerikaner am besten. Die Deutschen waren ihm zu… er konnte gar nicht ausdrücken, was ihn eigentlich störte, aber im Prinzip störte ihn einfach Alles.
Fünf Jahre später, in Luzias Wohnung klingelte immer noch ihr Handy. Widerwillig schaltete sie auf Empfang, nachdem sie den Namen des Anrufers auf dem Display gesehen hatte.
„Ich habe mir gerade die Aufzeichnung angesehen, das war ja eine schöne Pleite. Der Typ glaubt dir kein Wort, er hält dich offensichtlich für eine Schauspielerin, ha, ha.“
Luzia hatte am Abend zuvor gelogen, sie hatte tatsächlich eine Kamera in ihrem Kleid versteckt. Die Aufzeichnung war aber nicht für eine Fernsehsendung gedacht, sondern musste aufgrund einer neuen Vorschrift erfolgen. Seit einem halben Jahr wurden wichtigen Kontakte mit Menschen in Bild und Ton festgehalten. Die Au f zeichnungen dienten der Mitarbeiterkontrolle und wurden außerdem für die Au s bildung von Nachwuchskräften benötigt.
„Guten Morgen lieber Adrian, wie schön von dir zu hören. Der Klang deiner Stimme muntert mich immer richtig auf und deine gute Laune ist echt ansteckend.“ Luzias Sarkasmus war nicht
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