Geliebte Teufelin
Verdächtiges feststellen. Es gab kein Fenster, sodass niemand unbemerkt hineinkommen oder verschwinden konnte. Während er noch darüber nachdachte, klingelte es erneut. Er ging zur Tür und pr o bierte die Videoanlage aus, sie war immer noch gestört. Gerade, als er durch den Spion schauen wollte, klopfte es.
„Hallo Cornelius, ich steh vor der Tür“, sagte eine helle Kinderstimme. Das konnte doch nicht Sonya Kraus sein, deren Namen er als nächsten aufgeschrieben hatte.
Es klopfte wieder und die Stimme rief: „Hallo Cornelius, bist du zu Hause?“
Da wusste er, wer es war und öffnete die Tür. Vor ihm stand Nele, die zehnjährige Tochter seiner Nachbarin Julia mit einem Riesen-Blumenstrauß in den Händen. „Ich hab schon gedacht, du bist nicht zu Hause“, piepste sie mit ihrer hohen Stimme.
Cornelius trat auf den Flur und schaute zur Tür der Nachbarwohnung hinüber, sie war geschlossen. „Wo ist denn deine Mutter?“ , fragte er .
„Die muss heute den ganzen Tag arbeiten, hier, der ist für dich. Herzlichen Glüc k wunsch zum Geburtstag.“ Sie hielt ihm den Strauß, der fast so groß war wie sie selbst, entgegen.
„Das ist aber lieb von dir, vielen Dank, die Blumen sind wirklich toll.“
Er bückte sich zu ihr hinunter und nahm ihr die Blumen ab. Nele fiel ihm um den Hals und gab ihm einen dicken, feuchten Kuss auf den Mund.
Ganz schön frühreif, die Kleine, die Jungs kriegen später mal echt Spaß mit ihr.
„Na, na, na, wenn das deine Mutter gesehen hätte. Man küsst doch als junge D ame nicht einfach fremde Männer! “ Er hob den Zeigefinger und wackelte damit hin und her.
„Ich küss ja auch keine Fremden, du bist mein bester Freund“, flötete sie und lief an ihm vorbei ins Wohnzimmer. „Hast du schon viele Geschenke bekommen?“
Nur einen Kuss von Heidi Klum und der war absolute Spitze.
„Bisher habe ich nur Küsse bekommen, aber deiner war der beste“, flunkerte er. Ich möchte mal wissen, wo Sonya bleibt. Sitzt sie vielleicht schon auf der Toilette? Er ertappte sich bei dem Gedanken, tatsächlich nachzusehen, als es wieder klopfte.
„Ich mach auf“ , rief Nele und rannte schon zur Tür.
„Du siehst aus wie eine aus dem Fernsehen“, hörte er ihre Stimme durch den Flur schallen. „Cornelius ist im Wohnzimmer, guck mal Cornelius, noch mehr Blumen.“ Nele hüpfte wie ein Flummi durch die Wohnung und ihrem Schlepptau erschien S o nya Kraus mit einem noch größeren Blumenstrauß. „Na Alter, wie fühlst du dich, herzlichen Glückwunsch.“ Sonya kannte er ebenfalls aus der Talkshow, sie sah atemberaubend aus wie immer. Sie konnte anziehen was sie wollte, jedes Mal wenn er sie sah, musste er an die Pin-Up-Girls denken, die der Maler Mel Ramos in den Sechziger-Jahren gemalt hatte. Ihr Kleid saß wie eine zweite Haut und ließ alle Vo r züge ihrer weiblichen Rundungen mehr als deutlich erkennen. Die Absätze ihrer Schuhe waren so schwindelerregend hoch wie immer, aber irgendetwas war daran seltsam. Cornelius kam nicht dazu, weiter darüber nachzudenken, weil Sonya Kraus ihm einen Arm um die Schulter legte und ihn links und rechts auf die Wangen küs s te.
„Du siehst so nachdenklich aus“, sagte sie, als sie seinen Gesichtsausdruck bemerkte.
Cornelius nahm ihr die Blumen aus der Hand. „Ich habe nur gerade über etwas… ist nicht so wichtig. Wie wäre es mit einem Schluck Champagner?“
„Hm, Dom Perignon, Donnerwetter, nobel, nobel. Hast du noch mehr solch edle Tröpfchen im Haus?“
„Ach, nein, eigentlich trinke ja lieber Bier, die Flasche hier habe ich geschenkt b e kommen.“
Nachdem sie angestoßen und getrunken hatten, schaute sich Sonya im Wohnzimmer um. „Schön hast du’s hier, hast du die Wohnung selbst eingerichtet?“
Cornelius hatte ein Déjà-vu, hatte er nicht erst vor kurzem dieselben Worte gehört? Wer hatte das gesagt und wer hatte… dieselben Schuhe an wie Sonya? Jetzt fiel ihm ein, warum ihm ihre Schuhe merkwürdig vorkamen: Heidi Klum hatte genau die gleichen an. Da er zu der Sorte Männer gehörte, die beim Anblick von High Heels Lustgefühle bekamen, vorausgesetzt die Beine passten auch dazu, war er sich hu n dertprozentig sicher.
Merkwürdig, dieselben Schuhe, dieselben Worte. Er musste wieder an Luzia denken. Ich fress einen Besen, wenn sie nicht irgendwie dahintersteckt.
„Oder hattest du einen Innenarchitekten?“ Sonyas Frage lenkte ihn ab.
„Was meinst du? Ach so, die Einrichtung, die habe ich teilweise selbst ausgesucht.
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