Geliebte Teufelin
und als er Cornelius bemerkte, machte er beide miteinander bekannt: „Uriel, darf ich dir Cornelius Fischer vorste l len, Cornelius…“ weiter kam er nicht, weil ihn Cornelius mit den Worten „Mein Gott, ein leibhaftiger Engel“ unterbrach und sich ebenfalls verbeugte. Uriel legte ihm die rechte Hand auf die Schulter und sprach mit einer samtweichen Stimme: „Mein lieber Cornelius, du brauchst dich vor mir nicht zu verbeugen, es ist vielmehr an mir, dir für deine Gastfreundschaft zu danken. Lass uns hineingehen und die anderen begrüßen.“
In diesem Moment kam Luzia die Treppe herunter. Sie trug ein elegant aussehendes graues Kostüm, das Cornelius irgendwie bekannt vorkam.
Hatte sie das nicht beim Frühstück im Hotel an, aber ohne die Jacke? Und sie behauptet, sie hätte nichts anzuziehen. Ich sag‘s ja, typisch Frau.
Auch Luzia war von Uriels Erscheinung offensichtlich sehr beeindruckt und ve r beugte sich tief. Uriel begrüßte sie ebenso freundlich wie Cornelius und als er dann auch noch sagte „Ich wusste gar nicht, dass Teufel so schön sein können, du könntest fast eine von uns sein“, war es mit Luzias Beherrschung vorbei. Sie erröte und schlug die Hände vor das Gesicht. Als Uriel sah, das s sich ihre Augen mit Tränen füllten, nahm er sie in die Arme, wobei er sie fast völlig mit seinem Gewand umhüllte. Er strich ihr sanft über die Haare und sagte zu Luzifer: „Bist du sicher, dass sie deine Tochter ist? Deine anderen Kinder, die ich bisher kennen gelernt habe, waren noch nicht einmal annähernd so hübsch.“
Er trocknete mit einem Zipfel seines Gewandes ihre Tränen und sagte mit einem L ä cheln: „Bloß nicht weinen, sonst zerläuft das Make-up, das du eigentlich gar nicht nötig hast. Ihr Teufel habt viel mit den Menschen gemein, vor allem eure Eitelkeit.“ Er entließ Luzia aus seiner Umarmung und sie gingen gemeinsam ins Wohnzimmer, wo schon die anderen Gäste versammelt waren. Cornelius bemerkte noch drei Mä n ner, von denen einer am Tisch saß und das reichhaltige Essensangebot studierte. Die beiden anderen standen am Fenster und unterhielten sich.
Nachdem alle am Tisch Platz genommen hatten, erhob sich Luzifer und bat um R u he.
„Meine sehr geehrten Gäste, Luzia, Cornelius.
Zunächst einmal möchte ich unserem Gastgeber, Herrn Cornelius Fischer, dafür danken, dass er uns sein Haus für diese Zusammenkunft zur Verfügung gestellt hat.
Unsere Versammlung ist ein wahrhaft historisches Ereignis. Noch nie haben Vertr e ter der Kirche, der Presse und einer Regierung mit leibhaftigen Engeln und Teufeln an einem Tisch gesessen, um darüber zu beraten, wie es mit der Welt weitergehen soll. Uns bietet sich die einmalige Chance, miteinander Entschlüsse zu fassen, statt, wie in den letzten Jahrhunderten und Jahrtausenden üblich, gegeneinander zu arbe i ten und zu kämpfen.
Wie sie sehen können, habe ich mir erlaubt, für unser leibliches Wohl zu sorgen. Mit leerem Ma gen diskutiert es sich nicht gern . Bevor wir uns jedoch all den Köstlichke i ten zuwenden, möchte ich die Anwesenden bitten, sich kurz vorzustellen. Unseren Gastgeber habe ich bereits erwähnt, es wäre aber ganz hilfreich, wenn du uns erzä h len würdest, was du vor deiner Karriere als Schriftsteller gemacht hast.“ Mit diesen Worten schaute er Cornelius an, der sich räusperte und mit einer leichten Unsiche r heit in der Stimme begann:
„Ja, hm, um es kurz zu machen. Bevor ich mein erstes Buch geschrieben habe, habe ich längere Zeit in einer der weltweit größten Computer-Firmen als Leiter der Mark e ting-Abteilung gearbeitet. Nebenbei war ich drei Jahre lang Privatdozent an der Frankfurter Uni und habe ich mich bemüht, mein Wissen und meine Berufserfa h rung an Studenten weiterzugeben. In dieser Zeit hat man mir auch den Posten des Regierungssprechers angeboten, was ich aber aus persönlichen Gründen abgelehnt habe.“
Luzifer dankte ihm und wandte sich an seine Tochter: „Ich denke, das reicht erst einmal. Luzia, möchtest du dich auch selbst vorstellen oder soll ich … ?“
Da Luzia den Kopf schüttelte, fuhr er fort: „Luzia, mit bürgerlichem Menschen-Namen Luzia Winter, meine Tochter und persönliche Assistentin.“
Luzia und Cornelius schauten sich verblüfft an. Cornelius beugte sich zu ihr herüber und flüsterte ihr ins Ohr: „Herzlichen Glückwunsch zur Beförderung, das Kostüm steht dir übrigens hervorragend.“
Luzia zischte ein leises „Psst, danke“ zurück und
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