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Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter

Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter

Titel: Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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schaute zur Seite, biss sich auf die Lippe, und ihr Vater hob eine Braue, sah sie an.
    „Das habe ich so nicht gemeint“, murmelte Lydia.
    Aber ihr Vater nahm einfach seine Brille ab und legte sie auf seinen Schreibtisch.
    Grantham blickte sie nicht an. „Ich glaube, was Ihre Tochter meinte, war, dass sie sich bereit erklärt hat, mich auf meinen Hausbesuch bei den Halls draußen in der Lipham Road zu begleiten.“
    „Hall, Hall.“ Ihr Vater runzelte die Stirn. „Kenne ich diese Halls?“
    „Das ist unwahrscheinlich. Sie arbeitet als Waschfrau“, erklärte Grantham. „Ihr Ehemann ist gestorben, sodass sie jetzt allein für acht Kinder verantwortlich ist. Als wir uns beim Arbeitergesundheitsverein darüber unterhalten haben, hat Ihre Tochter sich bereiterklärt, den Halls einen Korb mit Gaben für die bevorstehenden Feiertage zu bringen.“
    Ihr Vater sah Lydia mit einem kleinen Lächeln an.
    „Es wird ein in keiner Weise bemerkenswerter Besuch sein“, fügte Grantham hinzu. „Bis zum Schluss bleiben wir auf öffentlichen Straßen, und im Haus ist ja dann Mrs. Hall da, um den Anstand zu wahren.“
    „War es das, womit du heute Vormittag beschäftigt warst?“, wollte ihr Vater wissen. „Einen Korb für Mrs. Hall zusammenzustellen?“
    Lydia nickte.
    Ihr Vater richtete seinen Blick wieder auf Dr. Grantham. „Nun, Doktor, trotz der gegenteiligen Behauptungen meiner Tochter scheinen Sie mir ein Mann zu sein. Auf ein Wort, wenn Sie so freundlich wären.“
    Dr. Grantham trat in das Arbeitszimmer. Mit einer ruckartigen Kopfbewegung schickte ihr Vater Lydia aus dem Zimmer. Hocherhobenen Hauptes fegte sie hinaus, schloss die Tür hinter sich. Das hinderte sie jedoch nicht daran, auf der Türschwelle stehenzubleiben und das Ohr an die Tür zu pressen.
    „So“, sagte ihr Vater ohne lange Vorrede. „Sie wollen also mit meiner Lydia spazieren gehen.“ Sein Tonfall ließ wenig Zweifel daran, was er mit diesen Worten meinte.
    Sie wartete darauf, dass Grantham der darin enthaltenen Unterstellung widersprach – in der Art, dass er keinerlei romantisches Interesse an Lydia habe. Aber wenn er darauf eine gesprochene Antwort gab, dann konnte sie sie nicht verstehen.
    Was immer er sagte – oder welche Handbewegung er auch machte – ihr Vater brummte. „Ja, ja“, sagte er. „Ich verstehe. Aber ich will eines klarstellen. Wenn Sie meine Tochter durch Wort oder Tat verletzen …“
    „Mr. Charingford“, erwiderte Dr. Grantham, „ich habe geschworen, niemandem zu schaden, und das sind nicht nur leere Worte für mich, die ich vor mich hin gemurmelt habe, damit ich Buchstaben, die was her machen, vor meinen Namen schreiben kann. Ich glaube daran. Ich verletze Leute nicht. Und am allerwenigsten würde ich Ihrer Tochter wehtun wollen.“
    Lydia wich zurück, leicht verwirrt, und starrte auf die Tür. Sie hatte damit gerechnet, dass Grantham irgendeine sarkastische Bemerkung machen würde, wie beispielsweise, dass der Schaden bei Lydia ja schon angerichtet sei. Aber in seiner Stimme hatte sie keinen Anflug von Sarkasmus hören können.
    „Sie ist wesentlich zarter, als sie auf den ersten Blick wirkt“, sagte ihr Vater gerade. „Denken Sie nicht, Sie könnten in Ihrer gewohnten Art mit ihr sprechen. Sie ist empfindsam und …“
    „Ihre Tochter“, antwortete Grantham, „ist wesentlich stärker, als Sie vielleicht glauben. Ich würde sie nicht mit zu Mrs. Hall nehmen, wenn sie angesichts ein paar harscher Worte zusammenbräche. Vertrauen Sie mir, Mr. Charingford. Ich weiß, was ich tue. Und ich weiß auch, was ich anderen zumuten kann.“
    Darauf folgte Schweigen. Lydia spürte, wie sie die Stirn runzelte. Seit wann hielt Grantham sie für stark? Seit wann dachte er an sie, ohne sie gleich als oberflächlich abzustempeln?
    Seit er eine Wette abgeschlossen hat, in der der Einsatz ein Kuss ist. Ihre Handflächen prickelten. Lydia schüttelte den Kopf, versuchte das Gefühl zu vertreiben.
    „Sie erkennen das?“, sagte ihr Vater schließlich. „Ich denke nicht, dass viele Männer das würden. Dennoch, seien Sie gut zu meiner Tochter, Grantham, oder Sie werden sich vor mir verantworten müssen.“
    „Was immer Sie tun können, nichts kann so schlimm sein wie das, was ich dabei empfinden würde“, antwortete er.
    Das war eine sogar noch verwirrendere Antwort, und sie dachte angestrengt nicht darüber nach, was es bedeuten sollte, als Grantham plötzlich die Tür öffnete und ihr gegenüber stand, die Finger noch

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