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Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter

Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter

Titel: Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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und legte den Kopf zur Seite, schaute sie an.
    „Ich weiß, was naiv ist“, teilte sie ihm mit. „Wissen Sie, was naiv ist? Naiv ist, wenn man mit fünfzehn von einem Mann, der zehn Jahre älter ist als man selbst, gesagt bekommt, dass er einen liebt und heiraten will, sobald man alt genug ist, dass der eigene Vater zustimmen wird.“ Sie zeigte mit dem Finger auf ihn. „Naiv ist, wenn man ihn auch liebt. Naiv ist, wenn man ihm sagt, dass man bereit ist, alles bis auf den letzten Schritt, der der Ehe vorbehalten ist, zu tun – weil man nicht dumm ist und auch nicht außerhalb der Ehe schwanger werden will.“
    Eine seiner Brauen hob sich, und sie konnte ihn fast spötteln hören. Das hat aber wohl nicht so geklappt, was?
    „Naiv ist, wenn er einwilligt, und man alles tut bis auf das Eine, mit dem man eine Schwangerschaft riskiert, was man sich für die Hochzeitsnacht aufheben will. Er sagt einem, dass er es nicht erwarten kann, dieses Eine zu tun.“ Ihre Augen brannten – nur der kalte Wind und auf keinen Fall Tränen –, aber sie hob die Handschuhe an die Augen und wischte die Flüssigkeit weg. „Er sagt einem, was es alles noch gibt, wieder und wieder, während er einen schier besinnungslos bumst. Ich weiß, was es heißt, naiv zu sein. Es ist, wenn man einem Mann glaubt, der einem versichert, so könne man nicht schwanger werden. Weil man ihm vertraut und niemand einem jemals gesagt hat, was einen erwartet.“
    Seine Augen hatten sich geweitet, während sie redete. „Miss Charingford.“
    „Naiv ist eine Frau, wenn er drei Monate nach ihrer heimlichen Verlobung zum Dinner kommt und sie sich fragt, ob er heute Nacht um ihre Hand anhalten will.“ Lydia biss die Zähne zusammen. „Ich kann Ihnen auch sagen, wann man aufhört, naiv zu sein, Dr. Grantham. Das tut man, wenn der eigene Vater den Mann, den man für seinen Verlobten hält, fragt, wann er denn seine Frau zu sich in die Stadt nachholen will.“
    Dr. Grantham machte einen Schritt auf sie zu. „Oh Gott.“
    „Daher sagen Sie mir nicht, ich sei naiv. Denken Sie es noch nicht einmal.“ Lydias Stimme bebte, und sie hasste dieses Zeichen von Schwäche, diese Zuschaustellung ihrer Gefühle angesichts von Ereignissen, die längst vergangen und vorbei waren. „Nachdem … nachdem alles vorüber war, nachdem ich begriffen hatte, wie dumm ich gewesen war, wie unwissend, wollte ich alles und jeden hassen. Aber wenn ich das getan hätte, hätte er gewonnen. Er hätte mich ruiniert. Ich würde nicht zu Abfall werden, nur weil er mich weggeworfen hatte.“ Sie schaute Dr. Grantham finster an. „Und ich habe mich geweigert, daran zu zerbrechen. Diesen Gefallen werde ich ihm nicht erweisen.“
    Er atmete fast so schwer wie sie. Sein Blick bohrte sich brennend in ihren. Er presste seine Lippen zusammen, und sie konnte diesen wissenden, verurteilenden Ausdruck auf seinem Gesicht sehen. Als brauchte er noch mehr Gründe, auf sie herabzusehen.
    Die Hitze ließ nach, und Lydia war fast ein wenig schwindelig. Sie holte tief Luft, sammelte sich und konnte ihn mit einem Mal überhaupt nicht mehr ansehen. Sie hatte gerade … sie hatte gerade …
    Lydia legte sich eine Hand auf die Stirn. „Gütiger Himmel“, sagte sie, „ich weiß gar nicht, warum ich Ihnen das erzählt habe.“
    „Ich schon.“ Er sprach langsam, zögernd. „Es ist, weil Sie wütend sind und ein gutes Herz haben. Sie können nicht auf die Leute böse sein, die Sie lieben – Ihren Vater, Ihre Mutter. Und Sie könnten niemals Leute auf diese Weise angehen, die nicht wissen, was geschehen ist. Damit bleibe ich übrig.“ Er machte eine leichte Verbeugung. „Ich weiß es, auch wenn ich es nicht sollte. Ich bin die beste Zielscheibe, die Ihnen zur Verfügung steht. Ich bin der einzige Mensch auf der Welt, den Sie anschreien können.“
    Da war wieder, dieses sardonische Lächeln.
    „Ich bin nicht wütend“, erwiderte sie empört. „Nach all den Jahren denke ich praktisch gar nicht mehr daran.“
    „Sie sind nicht wütend?“ Er schnaubte. „Das glaube ich keine Sekunde, meine Liebe. Ich bin nicht Sie, und ich bin fuchsteufelswütend. Wenn Sie mir seinen Namen verrieten, würde ich ihn ausfindig machen und …“
    „Und was?“
    Er zuckte die Achseln. „Das weiß ich nicht. Ich habe nie zu den Jungen gehört, die als Kinder in Raufereien gerieten, und ich bin auch nicht zu einem solchen Mann herangewachsen. Aber Sie können sich darauf verlassen, meine liebe Miss Charingford, dass mich

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