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Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter

Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter

Titel: Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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auf der Türklinke. Seine Augenbrauen hoben sich, als er sie so dicht dahinter erblickte.
    „Miss Charingford“, bemerkte er, „Sie stehen sehr dicht vor der Tür. Wollten Sie mich etwa gerade holen?“
    Ihr Vater schaute von seinem Platz am Schreibtisch zu ihr und schüttelte den Kopf. „Sie hat an der Tür gelauscht, Grantham“, sagte er.
    Die Brauen des Arztes hoben sich noch weiter. „Miss Charingford, ich hatte ja keine Ahnung, dass unsere Unterhaltung Sie interessieren könnte.“
    „Sie lauscht immer“, erklärte ihr Vater. Er lächelte nicht, während er das sagte, aber da lag ein Anflug von Humor in seiner Stimme, ein Hinweis, dass er etwas über Lydia wusste – und dass er ihr ihre schlimmsten Charakterfehler vergab.
    „Ich lausche immer“, bestätigte Lydia. „Sie sind keine Ausnahme, daher bilden Sie sich nichts darauf ein. Dr. Grantham, wenn Sie so weit sind, können wir meinetwegen aufbrechen.“

    „A LSO“, SAGTE DER D OKTOR und deutete auf den Korb, den Lydia trug. „Was haben Sie mitgebracht? Weihnachtspudding? Süßigkeiten für die Kinder?“
    Während er sprach, spielte ein Lächeln um seinen Mund, das Lydia ohne Schwierigkeiten deuten konnte. Er glaubte, sie hätte keine Ahnung, wie es war, in Armut zu leben, und dass sie die nutzlosen Gaben brachte, die sie auch ihrem Neffen hätte mitbringen können.
    „Mehrere Ellen strapazierbaren dicken Stoff“, erwiderte sie. „Einen Schinken. Drei Pfund Mehl, ein Pfund Reis, etwas Obst und mehrere Gläser mit Eingemachtem.“ Ihre Arme schmerzten, so schwer war der Korb.
    Er betrachtete sie eine Weile, dann wandte er den Kopf nach vorne. „Das ist keine schlechte Wahl.“
    „Und ja“, fügte sie hinzu und starrte dabei auf seinen Kopf. „Ich habe auch ein Säckchen Kräutermalzbonbons dabei.“
    Er lächelte. „Ich wusste es.“
    Aber bevor sie aufgezählt hatte, was sich alles in ihrem Korb befand, hatte er gedacht, sie würde nur Süßigkeiten mitbringen. Er musste sie wirklich für eine Idiotin halten, zu denken, sie würde Kindern, die seit Monaten keine anständige Mahlzeit gegessen hatten, nichts anderes geben. Sie reckte das Kinn und ging weiter, weigerte sich, ihn anzusehen. Es war immer so mit ihm. Er deutete an und unterstellte über Umwege, ohne einfach offen auszusprechen, was er von ihr hielt. Nun, sie hatte dummerweise dieser Wette zugestimmt, aber das hieß nicht, dass sie seine unterschwelligen Beleidigungen während der gesamten Dauer einfach hinnehmen musste.
    „Dr. Grantham, ich frage mich, warum Sie mit mir Zeit verbringen, wenn Sie mich persönlich so wenig anziehend finden.“
    „Ganz im Gegenteil. Ich empfinde Ihre Gegenwart als außerordentlich anregend.“
    Anregend war eines dieser Wörter wie „interessant“ oder „nett“, die man benutzte, um verdeckt zu kritisieren.
    „Sie halten mich für naiv“, stellte sie fest. Die Luft wehte ihr kalt ins Gesicht.
    Er machte ein Geräusch, das halb wie ein Schnauben, halb wie ein Glucksen klang – wie um sie zu verunglimpfen, ohne es offen auszusprechen. Trotz der kalten Luft spürte Lydia, wie ihre Wangen warm wurden. Von allen Männern auf der Welt war er derjenige, von dem sie am wenigsten ausgelacht werden wollte. Dieser Mann kannte ihre Geheimnisse. Er sah sie zu wissend an, verurteilte sie wegen ihrer früheren Verfehlungen und zog sie in einem dunklen Winkel seines Verstandes für all ihre Taten zur Verantwortung.
    Sie starrte ihn hitzig an. „Es ist nichts falsch daran, zu glauben, dass Kinder – alle Kinder – an Weihnachten etwas Besonderes haben sollten. Die Tatsache, dass sie kaum etwas haben, bedeutet nur, dass sie mehr, nicht weniger etwas verdienen, was ihnen Freude bereitet. Ich bin sicher, Kräutermalz ist nicht praktisch in dem Sinn, dass es nahrhaft ist, aber es ist Nahrung für die Seele und schenkt Freude. Daher wagen Sie es nicht, mich dafür auszulachen, dass ich es mitbringe.“
    „Miss Charingford“, sagte er mit seiner sardonischen Stimme, „ich würde es nicht wagen, Sie auszulachen. Und zudem glaube ich auch nicht, dass ich es getan habe.“
    Oh nein. Nicht von außen sichtbar. Aber innerlich … Seine Augen waren dunkel, und in ihnen stand ein Funkeln, das andeutete, dass er sie in der Tat sehr amüsant fand. Und das reizte etwas in ihr bis zur Glut, etwas, was sich wie ein roter Schleier vor ihre Augen legte.
    „Ich bin nicht naiv.“ Sie blieb stehen und stellte den Korb zu ihren Füßen ab.
    Er blieb ebenfalls stehen

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