Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)
könnten wir reden. Zwischen den Klans herrscht Waffenstillstand, es sollte also zu keinen weiteren Konflikten kommen.«
Aileen hatte große Lust, mit jemandem vom weiblichen Geschlecht zu sprechen. Diese testosterongefüllte Welt machte sie noch ganz wahnsinnig. Außerdem fehlten ihr Ruth und Gabriel. Was sie wohl von ihr und dem, was ihr passiert war, halten würden? Vielleicht würden sie sie zurückweisen? Vielleicht würde sie niemals wieder Freunde wie sie haben.
Sie biss sich auf die Lippe, um ein Aufschluchzen zurückzuhalten.
»In Ordnung«, sagte sie schließlich. »Morgen können wir reden.«
Daanna lächelte sie an, und Aileen bewunderte ihre Schönheit.
»Es freut mich, das zu hören. Dann sehen wir uns also morgen Abend. Jetzt muss ich mich um meinen Bruder kümmern.«
Aileen nickte und nahm ihren ganzen Mut zusammen, um die nächste Frage zu stellen: »Er … wird doch wieder gesund?«
Überrascht und zugleich erleichtert darüber, so etwas gefragt zu werden, schaute die Vanirin sie aufmerksam an. »Caleb wird schneller wieder auf die Beine kommen, als du es dir vorstellen kannst, aber nur, wenn du ihm hilfst.«
»Sag mir, wie.«
Sie war bereit, ihm zu helfen. Diese Wunden waren schrecklich, und er hatte sich ihretwegen bestrafen lassen. Aber warum war sie nur so teilnahmsvoll?
Daanna betrachtete sie und zog ihre Mundwinkel leicht nach oben.
»Du willst ihm wirklich helfen? Nach allem?«
Aileen nickte bestimmt.
»Dann versuch ihm zuzuhören. Rede mit ihm. Vergib ihm.«
19 Peanás follaiseach : keltisches Gälisch für »öffentliche Bestrafung«.
12. Kapitel
Caleb befand sich in seinem Haus. Ausgestreckt auf dem Bett konnte er noch immer Aileens Parfum riechen. Er hatte so viel Blut verloren, dass er kaum noch Kraft hatte zu gehen, war verletzt und niedergeschlagen, doch ihr Duft hielt ihn noch immer wach.
Menw und Cahal machten sich große Sorgen um ihn. Wenn es Caleb nicht gelang, Aileen zurückzuerobern, würde er nicht genesen und könnte auch seine Fähigkeiten nicht einsetzen. Wer einmal von seiner Cáraid getrunken hatte, konnte sich nicht mehr bei jemand anderem nähren, es sei denn, er ging die Gefahr ein, seine Seele zu verlieren. Nur bei ihr konnte er trinken. Seine Cáraid würde ihn bis in alle Ewigkeit am Leben erhalten, genau wie er sie. Sein Blut würde sich in die köstlichste Speise verwandeln, in den Ursprung ihrer Kräfte. Ohne sie würde er langsam sterben. Und wenn er mehr als einmal von einer anderen tränke, würde er seine Seele verlieren und sich in einen Nosferaten verwandeln.
Menw versorgte seine Wunden. Er reinigte sie und trug eine vernarbende Salbe auf, die bei diesen tiefen Schnitten und dem verbrannten, aufgeplatzten Fleisch allerdings nur wenig ausrichten konnte. Es war mühsam gewesen, die ganzen Kristallsplitter, die in seinen Rücken eingedrungen waren, herauszuziehen.
Caleb erinnerte sich an Aileens Gesicht, als sie Brave gesehen hatte. Was sie nicht wusste, war, dass er Menw an dem Tag, an dem sie aus Barcelona entführt wurde, aufgetragen hatte, den Hund mitzunehmen. Damals wusste er nicht genau, warum er an diesem Detail festhielt, wenn man bedachte, dass er sie hasste. Aber so, wie sich die Dinge später entwickelt hatten, konnte er diesem Instinkt, dieser Eingebung nicht dankbar genug sein. Diese Geste könnte ausschlaggebend dafür sein, dass er bei ihr bessere Chancen hatte.
Seine Überraschung hatte sie zum Strahlen gebracht. Er hatte sie zum Strahlen gebracht und wollte es wieder tun. Sie war so bezaubernd gewesen mit diesem unbeschwerten Lächeln, das sich in ihren Augen spiegelte. Und ihre Zähne? Ihre Eckzähne waren klein, weiblich und sexy. In seinem momentanen Zustand, wo seine Kraft gerade reichte, sich auf dem Bett im Schlafzimmer zu halten, spürte er, wie seine Virilität zum Leben erwachte. Nicht einmal halb bewusstlos konnte er das Feuer löschen, das Aileen in seinem Inneren schürte.
Und das würde sein Ende sein. Aileen würde ihm nicht verzeihen können, sich ihm nicht ausliefern. Doch sie hatte versucht, ihn vor den Peitschenhieben zu bewahren, und außerdem hatte er gehört, wie sie den anmaßenden Noah dafür beleidigte, wie er ihn zugerichtet hatte.
Und er konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob die Berührung seines Gesichts und die traurigen, schmerzerfüllten Augen seiner Cáraid danach das Ergebnis seines Wegtreibens oder Wirklichkeit gewesen waren.
Er brauchte sie. Musste sie berühren und spüren. Aber alles,
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