Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)
alles, was ihm jetzt widerfuhr, hatte er verdient. Das Gesetz von Ursache und Wirkung.
Er knurrte und verbarg sein Gesicht in der Matratze.
Alles Klagen nützte nichts. Seine Kräfte nahmen ab, seine Sterblichkeit wieder zu, und bei einem menschlichen Körper führten diese Verletzungen zu Fieber, Entzündungen und schließlich zum Tod. Und wenn nicht die Verletzungen, dann könnten ihn eine Auseinandersetzung mit einem Wolfling, einem Nosferaten oder einem bewaffneten Menschen umbringen. Und falls auch das nicht einträte, würde er sterben, weil er sich nach ihr verzehrte. Jetzt war er verletzlich. Ohne Nahrung von seiner Cáraid wurde sein Körper völlig kraftlos. Eine Schwäche, die aus einer Laune der Götter heraus entstanden war. Rasend vor Wut verfluchte er sie.
Doch er würde nicht kapitulieren. Diese wunderschöne Frau mit dem pechschwarzen Haar hatte sich getäuscht, wenn sie glaubte, er ließe sie in Ruhe. Solange es sein geschundener Körper zuließ, würde er um sie kämpfen.
Die Schmerzen, die er spürte, machten ihm klar, dass dies nicht lange der Fall sein würde, dennoch wäre er in wenigen Stunden am Flughafen, um dort ein weiteres Geschenk für Aileen abzuholen.
Sie war in ihrem neuen Zimmer in der Villa ihres Großvaters. Und sie musste zugeben, dass er einen ausgezeichneten Geschmack hatte, was die Einrichtung betraf. In weniger als zwölf Stunden hatte er mit ein paar Anrufen ein mehrköpfiges Einrichtungsteam kommen lassen und ihr einen ganzen Flügel zu ihrer alleinigen Nutzung eingerichtet. Einen Bereich ganz für sie allein, mit allem Komfort, den eine Frau ihres Alters sich wünschen konnte. Ihr Zimmer war in Pflaumentönen gestrichen und in eine Luxussuite umgewandelt worden, sehr unprätentiös und jung. Computer, Flachbildfernseher, Musikanlage … Das Badezimmer wurde mit einer Badewanne mit Massagedüsen von knapp drei Metern Durchmesser neu eingerichtet. Und in einem daran angrenzenden Raum war ein Ankleideraum in blassvioletten Tönen, der ihm an Geräumigkeit und Ausstattung in nichts nachstand.
Oh ja! Ihr Großvater hatte Geschmack und verfügte über eine Unzahl an Leuten, die für ihn arbeiteten. Aber nichts von alledem hatte sie das Durchlebte vergessen lassen.
Sie saß auf dem Bett, angelehnt an die großen Daunenfederkissen, und dachte über das nach, was Daanna ihr gesagt hatte.
Versuch ihm zuzuhören. Rede mit ihm. Vergib ihm.
Sie sah aus dem Fenster. Es war fünf Uhr nachmittags, bald würde es dunkel werden.
Sie war entschlossen zuzuhören. Entschlossen, Calebs Verhalten zu verstehen, wenn sie das konnte. Sie hatte die ganze Nacht kein Auge zugemacht. Das, was sie gesehen hatte, lastete schwer auf ihr und bestürzte sie. Calebs geschundener Körper. Offen, blutig.
Sie umfasst ihre Knie und verbarg ihr Gesicht dazwischen. Sie spürte einen Kloß im Hals und hätte gerne geweint und geschrien, weil sie es immer noch nicht verstand.
Es schmerzte. Das Leiden dieses Mannes schmerzte sie, als wäre es ihr eigenes, und der Wunsch, es zu lindern, fraß sie auf – sie wurde fast wahnsinnig. Es fühlte sich an, als würde ihr Herz ausgewrungen, als wäre es ein Scheuerlappen.
In dieser Nacht, als sie sich an der Bettdecke festhielt, hatte sie gespürt, wie Kälte und Einsamkeit nach ihr griffen. Aufgeregt war sie durch das Zimmer gelaufen, hatte sich die Arme gerieben und an ihn gedacht. An seine Augen, seinen Mund, sein Haar, seinen Körper. Alles, was seine Poren verströmten, war Gefahr, doch nach der Bestrafung hatte sie gesehen, wie gebrochen er war, und sorgte sich um sein Wohlergehen. Nach allem, was er ihr zugefügt hatte, stellte sich heraus, dass sie sich aufgrund seiner Schmerzen schlecht fühlte. Caleb konnte einen ängstigen, doch sie empfand keine Angst. Nicht vor ihm und auch nicht vor sich selbst. Warum? Was ging zwischen ihr und diesem Mann vor? Etwas in ihrem Innersten hatte sich verändert, und dieses Etwas veränderte ihre Gefühle und Empfindungen, die Caleb in ihr hervorrief.
Vielleicht versuchte er, sie nervös zu machen oder sie auf eine Weise in seinen Besitz zu bringen, mit der sie nicht einverstanden war. Es konnte aber auch sein, dass er wirklich Reue empfand, und wenn dem so war, dann wäre sie dazu imstande zu verzeihen. So war sie.
Ihre Mutter hatte Thor vergeben, als er sie beim ersten Mal brutal genommen hatte. Sie ließ ihren Kopf an das Kopfteil des Bettes fallen, atmete heftig aus und sah zur Decke. Wenn doch nur Ruth hier wäre,
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