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Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)

Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)

Titel: Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Valenti
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damit sie mit ihr reden könnte. Sie war völlig durcheinander. Sie war wütend auf ihn, und gleichzeitig sehnte sie sich danach, ihn zu sehen und ihn in seinem Schmerz zu trösten.
    Aber das, was zwischen ihr und Caleb vorgefallen war, unterschied sich von dem ihrer Eltern. Alles war anders, die Umstände, das Wesen, und dennoch war sie tatsächlich so verrückt, dass sie ihm verzeihen und ihm eine zweite Chance einräumen wollte.
    Aileen musste ihr anderes Wesen mit Fassung tragen. Warum war sie so an Caleb interessiert? Warum weckte er ihre Sinne und gab ihr das Gefühl, eine Blume zu sein, die im Frühling erblühte? Ihr zu den Berserkern gehörendes Wesen verstand sie, doch das der Vanir war etwas anderes. Und sie verstand es nicht, weil sie es nicht kannte. Sie hatte es nur gefürchtet, sich von dieser dunklen Seite ferngehalten, für den Fall, dass diese Seite wirklich so dunkel und nicht nur grau war.
    Wie sie so dalag, aus dem Fenster sah und die langsam untergehende Sonne beobachtete, wünschte sie sich, sie könnte diese neue Realität begreifen, ihre Ängste ausschalten und die Gefühle, die dieser anmaßende Vanir immer stärker in ihr auslöste, heraustrennen. Und wenn es nicht das Stockholm-Syndrom war, an dem sie litt? Wenn sie diesen Mann wirklich begehrte?
    Denn genauso fühlte sie sich. Als müsse sie ihre Füße anbinden, damit sie nicht zu ihm rannte. Zu ihrem Fänger. Ihrem Folterer. Ihrem Räuber.
    Sie musste mit Daanna sprechen. Sie musste herausfinden, ob es Caleb gut ging. Und sie hatte einen Heißhunger wie eine nüchterne Hyäne. Sie würde darauf warten, dass Noah und Adam sie abholten und mit nach London nahmen, zum Sitz von Newscientists. Doch zuvor würde sie noch etwas an die frische Luft gehen, um sich zu beruhigen und etwas zu sich selbst zu finden. Sie würde zum Totem gehen.

13. Kapitel
    Beim Totem war es noch stiller als sonst. Kein Wind wehte, und alles, was sie umgab, schloss sich der Stille und der Unbeweglichkeit der Erwartung an. Bäume, Pflanzen und Tiere umkreisten sie, als würden sie auf etwas Neues warten. Sie konnte sie spüren, sie hören. Ein Hirsch auf der einen, ein Wildschwein auf der anderen Seite … ein Hase, der einem Wolf entkam und sich in einem Bau verkroch.
    Aileen wusste, was sie hier tat. Sie wollte nicht nur ihren inneren Frieden finden. Nein, das war es nicht. Sie saß auf dem Boden, lehnte an dem Monument, das dem Wolfsgott geweiht war, zupfte die Blütenblätter einer Wiesenblume ab und sann über den wahren Grund nach, der sie hierhergebracht hatte.
    Sie hoffte, Caleb beobachtete sie wie am Tag zuvor. Sie hoffte, er passte auf sie auf.
    Enttäuscht und ohne sich intensiver mit dem Warum ihrer Enttäuschung auseinandersetzen zu wollen, stand sie auf, nachdem sie eine halbe Ewigkeit gewartet hatte, klopfte sich die eng anliegende Hose ab und schickte sich an, zurück zum Haus zu gehen.
    »Aileen.«
    Kaum hörte sie diese melodiöse und tiefe Stimme, fing ihr Herz an, wie wild zu schlagen. Ihr Atem stockte, und es fiel ihr schwer, ihn zu kontrollieren, als sie nach vorn sah.
    Die Kapuze seiner schwarzen Lederjacke über den Kopf gezogen, bekleidet mit schwarzen Jeans und schwarzen Stiefeln musterte Caleb sie. Mit den Händen in den Hosentaschen stand er unerschrocken und unerschütterlich da, nahm den ganzen Raum für sich ein und raubte die Luft dieses Ortes.
    Aileen war sehr schön. Sie trug hohe, robuste Schnürstiefel, die bis unter die Knie reichten, eine kurze Jeans, die sich ihrem Hintern perfekt anschmiegte, und ein eng anliegendes weißes Hemd mit kurzen Ärmeln. Ein schwarzes Seidentuch war um ihren Hals geschlungen, und die beiden Enden fielen bis auf ihre Brüste hinunter. Ihr Haar hatte sie mit einem sehr dünnen braunen Lederriemen zusammengebunden, der ihre Strähnchen davon abhielt, ihr ins Gesicht zu fallen. Ihre Wangen hatten sich mit einem zarten Rosa überzogen, und sie hatte einen nudefarbenen Lippenstift aufgetragen, der die Natürlichkeit und die Wärme ihres gebräunten Gesichts noch mehr betonte. Die Augen hatte sie mit schwarzem Kajal umrandet.
    Ihr lilafarbener Blick bohrte sich in seinen grünen. Sie blieben einige sehr intime und endlos scheinende Augenblicke so stehen, betrachteten sich, taxierten sich.
    »Du bist früher gekommen«, sagte sie leise. »Schon wieder.«
    Sie hatten vereinbart, sich um fünf zu treffen. Bis dahin war es noch eine Stunde, und Caleb war schon jetzt in Wolverhampton. Mit ihr. Allein.
    Sie

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