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Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)

Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)

Titel: Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Valenti
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schluckte, fuhr mit einer Hand an ihrem Hals entlang und warf die Haare anmutig nach hinten.
    Caleb spürte, wie der Druck in seiner Leiste zunahm.
    »Die Sonne ist noch nicht untergegangen«, bemerkte sie und konnte das Zittern in ihrer Stimme nicht unterdrücken. »Wie kannst du da nach draußen?«
    »Ich bin ziemlich geschützt. Die Scheiben unserer Autos sind verdunkelt und haben einen Schutz von fünfzig und mehr, außerdem ist es heute sehr bewölkt«, antwortete er, ohne den Blick von ihrem Mund abzuwenden.
    Zwischen ihnen lagen vier Meter. Sie war sich unschlüssig, ob sie ihm näher kommen sollte, und er war sich unschlüssig darüber, was sie tun würde, wenn er es täte.
    »Das mit dem Schutz war ein Scherz«, sagte er. »Wir befinden uns in einer Zone, die sich Black Country nennt«, erklärte er, ging einen Schritt auf sie zu und blieb dann sofort wieder stehen.
    »Das schwarze Land.«
    »Hast du dich etwa schlau gemacht?«, erkundigte er sich amüsiert.
    »Im Internet. Ich habe mich nur kurz umgesehen.«
    »Weißt du, warum man es so nennt?«, fragte er und machte einen weiteren Schritt auf sie zu. Jede Bewegung war sehr bedacht, er wollte verhindern, schroff oder begierig zu wirken. Wenigstens zog sich Aileen nicht zurück.
    »Nein, das weiß ich nicht«, flüsterte sie stockend.
    Caleb spürte, wie nervös sie war, hörte ihren beschleunigten Herzschlag. Seinetwegen beschleunigt, dachte er freudig. Er atmete tief ein und füllte seine Lunge mit ihrem weiblichen Duft.
    »Black Country wird von vier Gemeinden gebildet.« Seine Augen strahlten sie warm an. »Segdley, Dudley, Walsall und Wolverhampton liegen im Zentrum von England, nordwestlich von Birmingham. Dort nahm die erste industrielle Revolution ihren Ursprung. Alle dort angesiedelten Fabriken arbeiten mit Stahl und Gusseisen, außerdem gibt es dort große Bergwerke.«
    »Du hörst dich an wie Wikipedia.«
    Caleb runzelte die Stirn und lachte dann heiser auf. »Mehr oder weniger. Die Schornsteine der Fabriken stoßen laufend Rauch aus und haben im Himmel über diesen vier Gemeinden eine dicke Schicht aus schwarzem Ruß gebildet. Und diese Schicht lässt den Himmel tagsüber gräulich und dunkel und bei Sonnenuntergang blutrot erscheinen. Sie verhindert, dass die Sonne ganz normal durch sie hindurchdringt.« Wieder kam er zwei Schritte auf sie zu und stellte sich vor die junge Frau, die ihn mit großen Augen ansah, erstaunt über das, was sie hörte. »Wir haben uns daran gewöhnt, darunter herumzulaufen.«
    »Deshalb lebt ihr also hier.«
    »Unser Klan hat sich schon immer hier in dieser Region aufgehalten. Bevor die Industrie und die Fabriken hier hochgezogen wurden, hatten der Boden mit der dunklen Erde und die Gase, die aus dem Inneren der Minen herausdrangen, den Himmel bereits wahrnehmbar verdunkelt. Das ist sehr gut für unseren Teint«, scherzte er, ohne zu lächeln.
    Caleb nickte, als er sah, dass Aileen nicht nach Scherzen war. Er musste aufhören, sich wie ein unsicherer Teenager aufzuführen.
    »Und … was machst du hier?«, fragte sie und rieb sich unbehaglich die Arme.
    »Ich wollte sehen, wie es dir geht.«
    »Woher wusstest du, dass ich hier sein würde?«
    »Wie sollte ich nicht wissen, wo du bist?«
    Aileen schaute ihn einen Augenblick an, suchte in seinem Blick die Aufrichtigkeit seiner Worte. So wie es aussah, hatte er die Wahrheit gesagt.
    »Wie geht es dir?«, erkundigte sie sich schüchtern. »Dein Rücken muss ziemlich wehtun, aber wahrscheinlich heilt es bei dir sehr schnell.«
    »Mein Rücken ist ganz wund«, antwortete er zerknirscht. »Aber es stimmt, es heilt sehr schnell bei mir«, log er und betrachtete sie.
    Aileen wandte den Blick ab und verzog den Mund. »Du hättest das nicht tun sollen.«
    »Ich bereue es nicht«, lautete seine Antwort. »Jeder Schnitt erinnert mich daran, wie ungerecht ich dir gegenüber war, Aileen. Es geschieht mir recht.«
    Aileen drehte ihm den Rücken zu. Sie fürchtete sich davor, in seine grünen Augen zu schauen und sich von ihnen hypnotisieren zu lassen.
    »Was machst du hier, Aileen?« Er trat so nahe an sie heran, dass er ihren Rücken fast streifte.
    Seine verführerische Stimme machte sie nervös und angespannt.
    Aileen spürte die Wärme, die sein Körper ausstrahlte. Sie räusperte sich und antwortete: »Ich musste nach draußen, Luft schnappen.«
    Wohin, um Himmels willen, war der ganze Sauerstoff in diesem Wald verschwunden?
    »Warum? Ging es dir nicht gut?«, schnurrte er.

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