Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)
mir nicht.«
»Du kannst raus ins Sonnenlicht, dasselbe essen wie ich, hast immer noch einen ausgezeichneten Kleidergeschmack und bist außerdem noch hübsch, reich und unsterblich. Verwandle mich auf der Stelle, um Himmels willen!«, verkündete sie theatralisch.
»Hör auf, Ruth«, lachte sie los.
»Das mit den spitzen Eckzähnen ist machbar«, fuhr Ruth fort. »Man feilt sie, Punkt. Wenn man sie genau ansieht, dann sind sie supersexy.« Sie zog die Augenbrauen mehrfach hintereinander hoch.
»Hast du das ernst gemeint mit dem Verwandeln?«
»Das kommt darauf an. Wächst mir dann ein Schwanz, oder bekomme ich Haare an den Füßen?«
»Ruth …«, schalt Aileen sie, ohne ein Lachen unterdrücken zu können.
»Nein, ich meine das ernst. Auch wenn du mir nicht glaubst«, beruhigte sie sich, »ich habe Angst vor allem, was dich umgibt. Aber ich habe keine Angst vor dir, jetzt, wo ich weiß, dass du du bist, meine verrückte Verkommene, Abenteuer- und Spielgefährtin. Du bist noch immer der Mensch, den ich am meisten mag, Eileen.«
»Dann mache ich dir also keine Angst? Vorher hattest du noch Angst.«
»Vorher war ich noch völlig wahnsinnig. Du musst mich verstehen, gestern bin ich von einem Hund angegriffen worden, der sich auf die Hinterbeine gestellt hat, größer und hässlicher als Quasimodo und darüber hinaus auch noch tollwütig war. Was erwartest du da?«
Aileen versuchte sich das Lachen zu verkneifen, das in ihr aufstieg, schaffte es aber nicht und fiel in ihr Gelächter ein. Als sie sich wieder beruhigt hatten, legte Ruth ihre Stirn an die von Aileen.
»Hör mir gut zu. Ich kenne dich, seit wir Knirpse waren. Du kannst auf mich zählen, immer. Das kannst du wirklich. Ich weiß zwar noch nicht, wie es meinem Gehirn bekommt zu wissen, dass es diese … Vanir und so gibt … Aber wenn es dir gut geht und du immer noch dieselbe bist, dann werde ich an deiner Seite sein.«
»Danke, Ruth«, murmelte Aileen.
»Was auch immer passiert, wo auch immer du bist, du wirst für immer wie eine Schwester für mich sein«, flüsterte Ruth und schluckte ein paar Tränen hinunter.
Das war einfach so herausgerutscht. Ganz instinktiv. Ruth und Aileen kamen einander näher und gaben sich einen keuschen, aber wunderschönen Kuss, bei dem ihre Lippen sich berührten.
Daanna, die dieses zärtliche Bild vor sich sah, bekam eine Gänsehaut, entfernte sich von der Wand und ging auf sie zu. »Wo habt ihr das gelernt?«, fragte sie mit leuchtenden Augen.
Aileen und Ruth lächelten einander komplizenhaft an und umarmten sich. Dann gingen sie auseinander, legten einander jedoch die Arme um die Schultern.
»Ich weiß nicht, es kam mir einfach richtig vor«, antwortete Ruth und warf ihr Haar nach hinten.
»Habt ihr das noch nie zuvor gemacht?«
»Uns geküsst? Das sind nur Küsschen unter Freunden«, entgegnete Aileen lächelnd.
»Nein«, erwiderte Daanna. »Was ihr hier gerade gemacht habt, ist ein sehr alter Schwur. Den leisteten Priesterinnen, die Jungfrauen der Orakel, wenn jemand Neues in die Schwesternschaft aufgenommen oder dazu ernannt wurde. Der Schwur Piuthar 24 . Der Schwur der Schwestern«, erklärte sie überrascht. »Woher kennst du den, Ruth?«
Ruth runzelte die Stirn. Sie hatte recht. Woher hatte sie das? »Ich weiß es nicht«, sagte sie verblüfft. »Das ist mir so rausgerutscht.«
»Aha. Es ist dir so rausgerutscht«, wiederholte Daanna vielsagend.
Die Vanirin verschränkte die Arme und musterte Ruth von oben bis unten. Auch Aileen sah Ruth neugierig an.
»Das war ein Zufall, das ist alles«, spielte sie die Angelegenheit herunter. »Komm schon, Aileen, ich glaube, du hast Gabriel jetzt einiges zu erzählen, bevor er durch eure mentalen Tricks noch völlig verkümmert und unbrauchbar wird.«
»Ich soll ihm alles erzählen?«
»Ja.« Ruth ergriff ihre Hand und zog sie mit sich. »Entweder erzählst du ihm alles, oder ich mache das. Und glaub mir, meine Version wird ihm überhaupt nicht gefallen. Außerdem hat er einen Kurs in mythologischen Göttern belegt, ich weiß nicht, ob du dich daran erinnerst.« Sie zog sie weiter. »Wenn du ihm erzählst, dass es die wirklich gibt, wird es ihn umhauen.«
»Und wenn er mich abweist?«
»Bist du bescheuert? Ich habe es nicht gemacht, weil ich dich liebe. Und er vergöttert dich.«
Mit diesen Worten folgten sie Daanna aus dem Zimmer.
Im Wohnzimmer saß Gabriel an der Theke und trank einen Cocktail. Sein Blick ging ins Leere.
Aileen lief zu ihm und setzte
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