Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)
wenn ich ihn sehe, dann bekommt er es mit mir zu tun.«
Aileen hatte ihn auch gehasst, doch in der Zwischenzeit war dieses Gefühl durch das Verlangen getrübt, das sie für ihn empfand.
»Hast du etwa geglaubt, ich würde wegen dem, was dir widerfahren ist, nicht mehr mit dir sprechen?«, fragte er, als er sie umarmte.
»Ja …«, murmelte sie an seiner Schulter.
»Du bist wie eine Schwester für mich. Ich liebe dich, und ich werde dich immer lieben, mit allem, was das nach sich zieht, und unter allen Umständen.«
»Gabriel« – sie hielt ihn fest –, »ich danke Gott dafür, euch zu haben.«
Daanna verfolgte diese Szene und lächelte komplizenhaft. Zweifellos könnte die Freundschaft dieser drei es mit allem Möglichen aufnehmen.
»Und du, Dunkelhaarige«, sagte Gabriel mit gerunzelter Stirn und sah Daanna dabei an, »du kannst zwar aussehen wie Megan Fox, aber ich bin sauer auf dich. Dring niemals mehr in meine Gedanken ein.«
Daanna lächelte zufrieden und nickte mit hochgezogenen Augenbrauen.
Während Ruth und Gabriel gemeinsam über einem Buch aus Daannas Bibliothek über skandinavische Mythologie brüteten und er ihr erklärte, wie deren Stammbaum verlief, sprachen Aileen und die Vanirin in einer Ecke miteinander.
»Daanna, … wie kann ich meine Gedanken aus eigenen Stücken vor fremdem Eindringen in meine Gedanken verschließen?«, fragte Aileen bestimmt.
Daanna schaute sie schief an und zog einen Schmollmund. »Hast du dich mit meinem Bruder gestritten?«
»Ich muss lernen, mich zu schützen, nicht nur, weil ich sauer auf ihn bin.«
»Dann bist du also zerstritten mit ihm«, fasste sie verständnisvoll lächelnd zusammen. »Mein Bruder ist es nicht gewohnt, mit Frauen umzugehen.«
»Ach, tatsächlich?«, murmelte Aileen sarkastisch.
»Er ist nicht böse oder grausam, Aileen. Ich glaube, er hat genauso viel Angst wie du. Jetzt seid ihr voneinander abhängig.«
»Ich sehe nicht, warum.« Sie verschränkte die Arme und warf einen Blick auf Ruth und Gabriel. »Die Abhängigkeit vom Blut hat nichts damit zu tun, sich dem anderen mit dem Herzen oder dem Körper hinzugeben«, sagte sie in dem Versuch, sich selbst damit zu überzeugen.
Verwundert öffnete Daanna den Mund. »Hast du Caleb etwa das gesagt?«, fragte sie entsetzt.
»Ja, habe ich«, sagte sie und unterstrich ihre Worte mit ausladenden Gesten. »Was ist los? Glaubst du etwa auch, dass das ein ›Muss‹ ist?«
»Er ist dein Seelenverwandter, dein Cáraid . Nur ihm kannst du deine Seele und dein Herz gänzlich ausliefern. Bei Odin, so etwas kannst du einem Vanir nicht sagen, Aileen.«
»Warum?«, fragte sie zornig.
»Wenn du den intimen Kontakt mit ihm abweist, wird er vor Trauer zergehen. Wenn er nicht alles mit dir teilen kann, deine Gedanken, deine Seele, dein Herz und deinen Körper«, zählte sie auf, »wird er deinetwegen vor Trübsinn umkommen. Die Götter haben uns so leidenschaftlich gemacht, so abhängig, Männer und Frauen gleichermaßen. Dafür gibt es keine Abhilfe. Ach …« – sie seufzte und führte ihre Hand zur Stirn –, »ich will mir gar nicht vorstellen, unter welchen Schmerzen der Ärmste gerade leidet.«
»Schmerzen?«, knurrte Aileen und versteifte sich. »Schmerzhaft ist, wenn du eines Tages aufwachst, nachdem du verprügelt und halb vergewaltigt wurdest und feststellst, dass du nicht menschlich bist. Schmerzhaft ist herauszufinden, dass deine Familie nicht deine wirkliche Familie ist und dass du plötzlich deine Abhängigkeit, deine Freiheit als Mensch verlierst, weil es einen Mann gibt, der so viel Macht über dich hat, dass du fast nicht mehr atmen kannst, wenn er in der Nähe ist.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Es ist schmerzhaft festzustellen, dass dieser Mann dich nicht versteht und … und dass er dich außerdem verschmäht und sich über dich lustig macht, dich übergeht, kurz nachdem du mit ihm geschlafen hast.« Sie drehte sich weg, damit ihre Freunde sie nicht weinen sahen. »Und dass er mir darüber hinaus nicht alles erzählt, was er weiß, und mental Dinge vor mir geheim halten kann, die für mich wichtig sind, und dass er das außerdem absichtlich macht.« Sie zitterte vor Wut.
Daanna wurde bei ihrem Anblick weich und nahm sie in den Arm. »Das hat mein Bruder gemacht?«, murmelte sie über ihren Kopf hinweg. Aileen nickte und schluckte ihre Tränen hinunter. »Was für ein Idiot … Er ist erschrocken. Beachte das einfach nicht, Aileen.«
»Ich … habe ihm gesagt, dass ich
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