Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)
gefragt.
»Es ist ein Zeichen auf der Haut. Ein Tattoo von brauner Farbe, das auf einer bestimmten Stelle des Körpers erscheint, einer besonderen Stelle, die für die Beziehung von Bedeutung ist. Dieses Zeichen ist unwiderruflich und verpasst dir in den Augen der anderen das Etikett ›Nicht berühren‹.«
»Ich bekomme ein Tattoo?«
»Das Symbol erscheint einfach auf deiner Haut.« In diesem Moment hatte Daanna angefangen, ihr Zöpfe zu flechten.
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich ein Tattoo haben will.«
»Darauf hast du keinen Einfluss.«
»Ja natürlich, wie könnte es auch anders sein …«, seufzte sie, was Daanna schmunzeln ließ. »Und dieses Zeichen der Verbundenheit kommt nur in dieser Nacht?«
»Nein. Eigentlich sollte es erscheinen, wenn ihr zum dritten Mal miteinander intim seid, der Austausch von Blut natürlich inbegriffen«, sagte sie errötend.
Aileen dachte darüber nach, wie sie vor Daanna stand, sie bewundernd beobachtete und dankbar dafür war, jemand so Freundliches wie sie zu haben, der ihr alles so einleuchtend und geduldig erklärte. Sie behandelte sie liebevoll, genau wie Ruth. Ja, sie würden gute Freunde werden.
»Aber ich habe es nicht, und ich versichere dir …«
»Mehr als dreimal … nehme ich an.« Daanna nahm richtig an.
»Ja«, erwiderte Aileen und sah beschämt weg.
»Das ist so, weil du noch immer nicht hundert Prozent gibst. Verwehrst du ihm noch immer den Zugang zu deinen Gedanken?« Daanna war mit dem letzten Zopf fertig.
»Ich will nicht so durchsichtig sein, wenn er es nicht ist. Und glaub nicht, ich hätte keine Lust, mich ihm gegenüber zu öffnen, aber wenn er noch einmal etwas vor mir verheimlicht oder mich betrügt, dann wäre ich viel zu verletzt. Meine Gefühle sind unglaublich stark, und momentan komme ich damit noch nicht klar.«
»Caleb macht sich schreckliche Vorwürfe.«
»Das weiß ich.«
Daanna nickte. »Alles wird gut, aber ihr müsst es wagen.«
Aileen dachte an Caleb und spürte, wie ihr warm ums Herz wurde. Es wagen. Als ob das, was ihn betraf, nicht schon reinster Suizid wäre. Sie räusperte sich. »Wie sieht das Tattoo aus, das wir bekommen?«
Daannas Mundwinkel gingen leicht nach oben und deuteten ein Lächeln an. »Das ist ein keltischer Knoten.«
»Ein Knoten?«
»Ein keltisches Symbol. Der keltische Knoten geht niemals auf und steht für Vollständigkeit, bedingungslose Unterstützung, Stärke und das Verschmelzen des Paares. Wir Kelten haben es mit unseren Geliebten ausgetauscht, um so zu zeigen, dass die Beziehung für immer war. Ich denke, Freya hat diese romantische Vorstellung gefallen, deshalb entschied sie, diejenigen, die sich miteinander verbinden, mit demselben Zeichen zu versehen.«
»Was für eine Göttin …«
»Sie ist ziemlich gemein. Sie ärgert die Paare und lässt sie eine schwere Zeit durchmachen, und das nur, weil ihr bescheuerter Ehemann ein notorischer Schürzenjäger war. Ich verstehe noch immer nicht, warum Morgana uns nicht verteidigt und Freyas hübschen Hintern versohlt hat.«
»Dir gefällt also nicht, was sie mit euch gemacht hat.« Aileen lachte los. »Du weißt schon … die spitzen Eckzähne, die andersfarbigen Augen, der Durst nach Blut und natürlich die Tatsache zu wissen, dass du nicht glücklich werden kannst, wenn du deinen Auserwählten nicht findest.«
»Das ist eine sehr fordernde und harte Verbindung. Ich glaube, man kann nicht immer auf seine bessere Hälfte treffen. Verstehst du? Manchmal glaubt man, sie gefunden zu haben, und es stellt sich heraus, dass man sich getäuscht hat …« Ihre grünen Augen wurden ganz traurig, wechselten den Ausdruck aber so schnell wieder, dass Aileen glaubte, es sich eingebildet zu haben. »Aber sie sollten uns die Tür nicht vor der Möglichkeit versperren, mit anderen glücklich zu werden. Wir gehören einem mächtigen Klan an, wir versuchen die Menschheit zu schützen und verbringen ein Leben im Verborgenen, damit sie nicht wissen, dass es uns gibt. Wir Frauen« – sie strich sich eine schwarze Strähne nach hinten – »werden sehr beschützt und haben nicht viele Freiheiten. Wir sind ständig umgeben von denselben Männern und haben keine Möglichkeit, jemanden kennenzulernen, der uns interessiert, uns fasziniert … so wie es Caleb zum Beispiel mit dir ergangen ist.«
»Er ist also fasziniert von mir«, murmelte Aileen amüsiert.
»Deinetwegen ist mein Bruder in einem sehr beunruhigenden Zustand geistiger Unzurechnungsfähigkeit,
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