Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)
in die Höhe reckte –, »ihr Leben gegen das deiner Söhne. Es steht zwei zu zwei. Ist das nicht gerecht? Jetzt seid ihr ebenso wie diese Leute, die ihr Jäger nennt. Jetzt habt ihr euren Frieden.«
Glaubte sie das wirklich? Aber natürlich. Ihr Vater und ihr Leibwächter waren unschuldig. Genau wie die zwei Kinder von Beatha. Bestimmt … Konnten Vampire überhaupt Kinder bekommen? Vielleicht hatte Beatha sie noch bekommen, bevor sie sich verwandelt hatte …
Die Stimmung im Saal wurde frostiger. Die Gesichtszüge der Vanir verhärteten sich, und Aileen hatte den Eindruck, dass sie sehr an sich halten mussten, um sich nicht sofort auf sie zu stürzen und sie zu vierteilen. Nur aus Respekt vor Caleb hielten sie sich zurück. Er musste einen gewissen Rang bei ihnen innehaben.
Beatha stand mit der Grazilität einer Schlange auf und lächelte. »Du hast ganz schön viel Mumm, du kleines Luder«, murmelte sie ganz dicht an ihrer Kehle. Die Blonde war größer als sie. »Außerdem bist du eine sehr gute Schauspielerin. Hier gibt es keinen Vampir, und das weißt du ganz genau. Wir sind Vanir, geschaffen von den Göttern, um die Menschheit vor Nosferaten und Menschen wie dir zu schützen. Wirklich schade, dass du dich dazu entschieden hast, eine Mörderin zu sein, Eileen.« Sie sah sie aufrichtig an. »Ich glaube, bei dieser Inbrunst einer Amazone, die du hier an den Tag legst, wäre jeder Vanir damit einverstanden, sich bis in alle Ewigkeit von dir reiten zu lassen. Mehr als einer hätte dich dazu aufgefordert, dich mit uns zu verbünden. Ungeachtet dessen bist du Opfer deiner Entscheidungen. Außerdem« – sie zog die Augenbrauen nach oben, sah sie an und lächelte verächtlich – »ist das jetzt auch egal, denn sie werden dich in jedem Fall besteigen. Du wirst heute sterben – so oder so.«
Alle brachen in Applaus aus. Eileen umklammerte sich noch fester, um sich zu wärmen. Diese Leute waren besessen von Sex. Eigentlich sollte sie sich eingeschüchtert fühlen, doch alles, was sie fühlte, war Wut über die Machtlosigkeit, ihnen die Wahrheit nicht beweisen zu können. Was für einen Unterschied gab es schon zwischen ihnen und den Vampiren?
Beatha drehte sich um, ging bis zu ihrem Sessel, setzte sich und verdeckte ihr Antlitz erneut.
Die Mitglieder des Rates sahen Caleb an und nickten. Sie gaben ihre Zustimmung, dass er sie von hier mitnehmen und endlich alles das tun konnte, wonach ihm der Sinn stand.
Caleb ergriff Eileen am Ellbogen und zwang sie dazu, sich umzudrehen. Sie hatte kaum noch Kraft zu gehen. Zum ersten Mal wurde Caleb bewusst, wie hart sie mit ihr umgegangen waren. Ihre Wange war angeschwollen und dunkelviolett, ihre untere Lippe, diese wunderbare Lippe, war ebenfalls leicht geschwollen. Ihr Handgelenk war gebrochen. Sie hatte den Schmerz ertragen, ohne zu jammern, ohne Schwäche zu zeigen. Eine Amazone.
Eine böse Amazone.
Eine grausame, böse und mörderische Amazone.
Er durfte sich nicht erlauben, für das, was sie ihr angetan hatten, Reue zu empfinden.
Nein, das würde er sich nicht erlauben.
»Los.« Er zog an ihr, damit sie mit ihm mitkam.
»Wohin bringst du mich?«
»In den Augen vieler bringe ich dich geradewegs in den Himmel. Für dich könnte das aber natürlich die Hölle sein.«
Als Caleb sie anlächelte, hätte sie schwören können, dass er ihr die Zähne zeigte. Sie ließ den Kopf hängen und schleifte die Füße über den Boden, hin zu ihrer persönlichen Hölle. Ihr ganzer Körper schmerzte. Sie würde viel Kraft benötigen, um Caleb zu ertragen.
Sie gingen durch einen breiten Gang, der ihr endlos vorkam. Als sie schon glaubte, angekommen zu sein, trafen sie auf eine Treppe mit mindestens zweihundert Stufen, die nach oben führte.
Sie konnte keinen Schritt mehr gehen. Die Wunden an den Füßen brannten viel zu sehr, also lehnte sie sich einfach unter einer Fackel an die Wand und schloss die Augen.
»Was ist jetzt los mit dir?«, fragte er verärgert.
»Ich kann nicht weiter.«
Caleb ließ seinen Blick über ihre unglaublichen Beine gleiten, bis er an ihren kleinen, zarten Füßen hängen blieb. Zwischen den Zehen waren sie gerötet und aufgerissen, und um die Ferse sah er auch einige entzündete und dadurch angeschwollene Wunden.
»Geh weiter«, sagte er.
Sie öffnete die Augen und schaute ihn mit leerem Blick an. »Ich hab dir gesagt, dass ich nicht mehr kann, du Huren …«
In null Komma nichts hatte Caleb einen Arm in ihre Kniekehlen, den anderen um ihre
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