Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)
und zuckte mit den Achseln. »Mit zweiundzwanzig ist Jade schwanger geworden. Mit mir.«
Man hörte erstaunte Äußerungen.
»Schwör es mir«, befahl Caleb und kam einen Schritt auf sie zu.
»Ich würde dir gerne Jades Buch geben«, räumte Aileen ein und machte einen Schritt zurück. »Aber das kann ich nicht tun, weil zu viele intime Dinge darin stehen.« Dinge, die eigentlich selbst für sie zu intim waren, doch sie hatte sie bereits gelesen. »Ich habe die wichtigsten Seiten fotokopiert, die beweisen, dass ich ihre Tochter bin. Meine Mutter erzählt alles, was geschehen ist, seitdem sie sich kennengelernt haben. Ihre Erfahrungen im Balkan, was sie dort herausgefunden haben, alles … Und ich glaube, es betrifft euch gleichermaßen wie die Berserker.«
»Warum?«, fragte Caleb, ohne sie aus den Augen zu lassen, und ging wieder einen Schritt auf sie zu.
»Wenn ihr wisst, was auf diesen Seiten steht, werden wir gemeinsam eine Lösung für das bevorstehende Problem suchen müssen. Und …« –, wieder ging sie einen Schritt zurück – »weil mein Vater viel zu gut von dir gesprochen hat und du dem nicht standhältst, du Scheusal. Was würde mein Vater von dir denken, nach allem, was du mir angetan hast?«
Caleb steckte diesen Vorwurf demütig ein, er hatte ihn verdient. Er blieb stehen und griff nach den Seiten.
»Mikhail war nicht mein tatsächlicher Vater«, fuhr sie fort, als sie ihm die Kopien reichte. »Vor sechzehn Jahren sind Thor und Jade nach England zurückgekehrt, um die Klans vor der Bedrohung zu warnen, die über beiden Rassen schwebte. Sie wollten eine wirkliche Einigung zwischen beiden Gruppen erreichen, um Seite an Seite zu kämpfen. Ein Bündnis. Aber sie wurden irgendwo zwischen Wolverhampton und Dudley gefangen genommen. Ich war an diesem Abend bei ihnen. Ich erhielt einen Schlag auf den Kopf, und ich glaube … dass ich dann das Gedächtnis verloren habe. Das Einzige, was ich über das Nachfolgende weiß, ist, dass Mikhail Ernepo einer der Jäger war, die es auf Berserker und Vanir abgesehen hatten, dass er mich entführt und sich dann als mein Vater ausgegeben hat. Er nutzte meine Amnesie aus.« Sie presste die Kiefer aufeinander und atmete tief ein in dem Versuch, den Hass, den sie diesem Mann gegenüber empfand, unter Kontrolle zu bringen. »Er hat … Er hat mich die ganze Zeit über getäuscht, weil ich mich nicht erinnern konnte.« Ihre Stimme durfte jetzt nicht so verunsichert klingen, durfte nicht so zittern, aber sie wurde immer leiser. »Er hat mich Dinge glauben lassen, die nicht so waren, mir gesagt, dass meine Mutter …«. Ihre Stimme wurde wieder härter, und sie ließ die Erinnerung an Mikhails Worte unbeachtet und schaute Caleb an. »Kurzum, ich glaube, sie behielten mich zurück, weil sie meine Verwandlung abwarteten.« Sie sah zu ihrem Großvater, und langsam begriff auch sie, warum Mikhail sie adoptiert hatte. »Ich war eine Tochter beider übernatürlicher Rassen, und doch war ich noch immer menschlich. Bis vorgestern Abend, als gemäß der Tradition der Berserker meine Verwandlung einsetzte. Mit zweiundzwanzig Jahren.«
Zu viel Information für Caleb. Wenn all das stimmte, dann war Eileen …
»Mein wirklicher Name ist Aileen«, stellte sie fest und rieb sich erneut die Handgelenke. »Auf Gälisch bedeutet das Licht .«
»Ich weiß, was das bedeutet«, gab Caleb so gleichgültig wie möglich von sich. Er erkannte seine Stimme kaum wieder. Er ging einen Schritt auf sie zu, sehr vorsichtig, betrachtete sie wie ein Jäger, der seiner Beute auflauert.
»Irgendwann wäre ihre Erinnerung wieder zurückgekommen«, bemerkte Cahal, der zu Caleb getreten war und ihm die Hand auf den Arm legte. »Das könnte stimmen. Mit Sicherheit hätte sie sich durch ihre Träume erinnert. Deshalb verabreichte Mikhail ihr die Betablocker, solange sie ihm ausgeliefert war. Hätte Aileen ihr Gedächtnis wiedererlangt, wäre es sehr schwierig geworden, mit ihr umzugehen, und Mikhail wollte, dass sie nach der Verwandlung fügsam blieb, deshalb hatte er sie adoptiert«, fasste er zusammen, nickte und betrachtete Aileen von Kopf bis Fuß. »Sie erinnerte sich an nichts, weil Mikhail nicht wollte, dass sie das tat.«
»Jetzt weiß ich, dass ich nicht krank war, doch sehr viel mehr weiß ich nicht«, murmelte sie verwirrt. »Ich kann mich nicht an vieles erinnern …«
»Ich werde das hier lesen.« Caleb wedelte übellaunig mit den unzähligen gebundenen Seiten vor Aileens Gesicht herum.
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