Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)
hitzige Gefecht, das sich vor ihnen abspielte, hörte urplötzlich auf, als Aileens Schreie ertönten.
Caleb ließ Eileen los, als würde sie ihn verbrennen, und wich von ihr zurück. Er atmete so heftig, als hätte er eine immense körperliche Anstrengung hinter sich.
»Du lügst«, sagte er. Doch etwas in seinem Inneren sagte ihm, dass sie sich das nicht ausgedacht hatte. Etwas in seinem Inneren und die Tatsache, erneut in ihre, bei Vanir so ungewöhnlich lilafarbenen mandelförmigen Augen zu blicken, wie die seines besten Freundes Thor.
»Du glaubst immer, ich würde lügen.« Sie stieß ihn mit ihrer ganzen Wut von sich. Sie trocknete ihre Tränen mit dem Unterarm, rieb sich die Handgelenke und sah Caleb von der Seite an, als sie zuerst den Dolch ihres Vaters wieder aufhob und dann das Tagebuch, das aufgeschlagen auf dem sandigen Boden lag.
Berserker und Vanir formten einen Kreis um die beiden.
Caleb zitterte vor der Gefühlswallung, die diese Nachricht bei ihm auslöste.
»Um was für eine Art Scherz handelt es sich dabei?«, fragte Cahal und wischte sich eine Wunde im Gesicht ab, die bereits dabei war zu verheilen.
»Zweifelsohne ein sehr schlechter«, erwiderte Menw und strich sich das blonde Haar aus dem Gesicht. »Das kann nicht wahr sein.«
Caleb, völlig am Ende und mit gerunzelter Stirn, ließ Eileen nicht aus den Augen.
»Es stimmt«, sagte sie und suchte mit Blicken nach ihrem Großvater, der sich kurz darauf hinter sie stellte. »Warum in aller Welt habt ihr diesen lächerlichen Stab mit dem weißen Tuch, wenn ihr ihn überhaupt nicht beachtet?«, hielt sie As vor.
Verwandelt war er größer und breiter als Caleb, und dabei war der Vanir schon riesig. Sein schwarzes Fell reichte bis zum Gürtel. Es war ziemlich gewachsen. As legte seine riesige, behaarte Hand auf Aileens Schulter, und sie war dankbar für diese Geste. Ihn als verwandelten Berserker zu sehen war befremdlich.
Sie nahm Jades Buch und entfernte vorsichtig den Staub, der auf den Buchdeckeln lag. Dann hob sie das Kinn und blickte Caleb entschieden an.
»Das ist das Tagebuch meiner Mutter, Jade. Man hat es ihr vor sechsundzwanzig Jahren geschenkt, als sie achtzehn war.«
Caleb hörte ihr zu.
»Sie war eine Berserkerin«, erläuterte sie und beobachtete die Reaktionen des seelenlosen Monsters ihr gegenüber, das nichtsdestotrotz wunderschön war.
»Deine Mutter ist gestorben, als du geboren wurdest«, antwortete Caleb ohne den Anflug eines Zweifels. »Das habe ich in deinen Gedanken gelesen, als …«
»Das ist es, das mich mein Va … Mikhail glauben ließ«, korrigierte sie hartnäckig. »Mikhail hat mich aus den Armen meiner wirklichen Eltern gerissen. Thor und Jade.«
Die Vanir waren überrascht von Aileens Worten, ungläubiges Murmeln ertönte.
Caleb ballte die Hände zu Fäusten und schüttelte den Kopf.
»Beweis es«, drängte er.
»Vor dreiundzwanzig Jahren haben sich Thor und Jade in Wolverhampton, im West Park, kennengelernt. Sie haben sich ineinander verliebt, Caleb.« Vergnügt über seinen Gesichtsausdruck zog sie die Augenbrauen hoch.
»Thor würde sich niemals in eine räudige Hündin verlieben …«
As machte einen Schritt nach vorn und packte ihn an seinen dunklen Haaren, ohne ihm die Zeit zu lassen, darauf reagieren zu können.
»Großvater … nicht …« Aileen hielt ihn an den Armen fest, doch sie waren so breit, dass sie ihre Hände lediglich darauflegen konnte. »Lass ihn, oder wir werden das nie aufklären. Er ist ein Provokateur und ein Schwein.« Sie warf Caleb einen verächtlichen Blick zu. »Achte nicht auf ihn.«
Der Berserker sah zuerst sie und dann Caleb an.
»Jade war meine Tochter«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Beleidige sie niemals wieder.«
Calebs Miene veränderte sich. Er wurde ernst und ausdruckslos. »As, lass mich los, wenn du nicht willst, dass ich dir jetzt sofort das Herz herausreiße«, beschwor Caleb ihn.
»Großvater, bitte …«, bat Aileen.
As ließ ihn los und stellte sich erneut neben Aileen.
»Hör zu, du Scheusal«, sagte Aileen wütend, »meine Mutter und mein Vater mussten aus England fliehen, weil sie genau diese Reaktion zwischen den Klans befürchtet hatten. Ihr kommt in keiner Weise miteinander aus.« Das hatte der Kampf gerade gezeigt. »Sie sind in den Balkan geflüchtet, wo sie Berserker und Vanir getroffen haben, die einander weder als Freunde noch als Feinde sahen, sich aber gegenseitig in Frieden ließen«, fügte sie hinzu
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