Geliebter Barbar
sich lächelnd zu ihm.
Er verbeugte sich vor ihr. »Alle warten auf dich, Iain«, rief er. »Judith, Ihr hättet Euer Auge verlieren können. Ihr habt verdammtes Glück gehabt.«
»Aye, das hat sie«, warf Gelfrid ein. Dann fügte er hinzu. »Ich habe keine Ahnung, warum unser Clansherr zu den Frauen sprechen will.«
Es war deutlich, daß er auf eine Erklärung wartete, aber Judith dachte nicht daran, ihm eine zu geben. Sie schenkte dem älteren Mann ein Lächeln und wandte sich ihrem Mann zu. Er nahm sie bei der Hand und führte sie zur Tür.
»Iain, du vertraust mir doch, nicht wahr?« fragte sie.
Ihre Frage bestürzte ihn. »Sicher«, antwortete er. »Judith, was soll diese Frage?«
»Weil es da eine besondere … Sache zu regeln gibt, und ich möchte sichergehen, daß du mir genug vertraust, um dich nicht einzumischen.«
»Wir besprechen das heute abend«, sagte er.
»Oh, bis dahin wird es wohl schon erledigt sein.«
Er hielt ihr die Tür auf und folgte ihr nach draußen. Als sie die Treppe hinuntergehen wollte, legte er den Arm um ihre Schulter und zog sie an seine Seite.
Dann wandte er sich an die versammelte Menge. Die Frauen, zu viele, als daß sie sie hätte zählen können, nahmen mit ihren Kindern den gesamten Vorplatz und einen guten Teil der Hügel ein.
Judith achtete kaum darauf, was Iain der Menge sagte. Sie hatte wenig Hoffnung, den Jungen in einer solchen Menschenmasse zu finden, aber sie wollte es wenigstens versuchen. Frances Catherine entdeckte sie dagegen bald und war zufrieden, ihre Freundin neben Isabelle zu sehen.
Iain hörte auf. »Rede weiter«, flüsterte sie.
»Ich bin fertig.«
»Iain, bitte! Ich habe ihn noch nicht gefunden. Und sieh mich nicht so an. Sie müssen ja denken, du hältst mich für verrückt.«
»Ich halte dich auch für verrückt«, brummte er.
Sie stieß ihn in die Seiten, und er setzte seine Rede fort. Judith war schon drauf und dran aufzugeben, als ihr Blick auf eine der Hebammen, Helen, fiel. Die Hebamme sah aus, als fühlte sie sich unwohl. Und als hätte sie Angst! Judith beobachtete sie ein wenig länger als nötig, während sie überlegte, warum die Kunde der Hochzeit sie so sichtbar betroffen machte. Indessen drehte sich Helen halb um, um hinter sich zu schauen. Da sah Judith den Jungen. Er versuchte hartnäckig, sich in den Röcken seiner Mutter zu verstecken.
Sie stieß Iain wieder in die Seite. »Du kannst jetzt aufhören.« Iain tat dies sofort. Der Clan brauchte eine volle Minute, bis er feststellte, daß ihr Anführer seine Rede geendet hatte. Dann wurde seine Verkündung mit Hochrufen bedacht. Krieger, die an der Seite der Festung gestanden hatten, traten vor, um ihrem Clansherrn zu gratulieren. »Das war die längste Rede, die ich je aus Eurem Mund gehört habe«, bemerkte einer.
»Das war die einzige Rede, die du je von ihm gehört hast«, warf Patrick ein.
Judith achtete nicht auf die Männer. Sie wollte sich den Jungen schnappen, bevor seine Mutter ihn wegbringen konnte.
»Bitte entschuldigt mich«, sagte sie.
Sie war fort, bevor Iain etwas sagen konnte. Judith winkte Frances Catherine im Vorübergehen zu und eilte durch die Menge. Einige Frauen hielten sie auf, um ihr zu gratulieren, und sie schienen es ernst zu meinen. Judith dankte mit der Einladung zu einem Besuch in der Festung.
Inzwischen hatte Helen ihren Sohn an der Hand genommen. Je näher Judith kam, um so erschreckter blickte sie.
Offenbar hatte der Junge seiner Mutter die Tat gestanden. Judith drängte sich weiter durch die Frauen, bis sie schließlich vor Helen stand.
»Guten Tag, Helen«, begann sie.
»Wir waren gerade auf dem Weg zum Clansherrn«, platzte die Hebamme heraus. »Dann kam der Aufruf, uns auf dem Vorplatz zu versammeln, und ich …«
Helen schluchzte auf. Schon sahen einige Frauen herüber, und Judith wollte nicht, daß sie etwas mitbekamen. »Helen«, begann sie leise. »Ich habe etwas Wichtiges mit deinem Sohn zu besprechen. Kann ich ihn bitte für einen Augenblick mitnehmen?«
Tränen verschleierten Helens Blick. »Andrew und ich wollten dem Clansherrn wirklich …«
Judith unterbrach sie mit einem Kopfschütteln. »Diese Sache geht nur deinen Sohn und mich etwas an«, sagte sie. »Euer Clansherr braucht davon nichts zu erfahren. Mein Mann ist sehr beschäftigt, Helen. Wenn das, was du mit ihm besprechen wolltest, das Werfen von Steinen betrifft, denke ich, wir sollten es unter uns dreien ausmachen.«
Endlich verstand Helen. Ihre Erleichterung
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