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Geliebter, betrogener Mann

Geliebter, betrogener Mann

Titel: Geliebter, betrogener Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nickte stumm, winkte zu ein paar Hockern und schrieb weiter. Da Nam Ngoi Phu sich nicht setzte, blieben auch Pohland und Heidkamp stehen.
    Der General hatte zu schreiben aufgehört. Er las seinen Brief noch einmal durch, faltete ihn dann zusammen und schob ihn in eine lederne, dünne Mappe. Erst dann sah er auf und lächelte Pohland gütig und vertrauensvoll an.
    »Es sieht für europäische Begriffe etwas unordentlich aus, nicht wahr?« sagte er in einem ebenfalls reinen Englisch. »Sie wundern sich über die Primitivität bei uns. Wir sind ein armes Volk, Sir, und dabei könnten wir so reich sein. Das ist ein Ziel, das wir erreichen möchten. Aber so, wie ein Bäcker, bevor er das fertige Brot aus dem Ofen zieht, erst Mehl und Wasser mischen und verkneten muß, müssen wir unser Land durchkneten, bevor es ein homogener Teig wird.«
    »Sehr anschaulich, General.« Michael Pohland zerrte nervös an der Schnalle seiner Feldbluse. »Man vergißt aber, daß ich nicht zu Ihrem Land gehöre.«
    »Ein guter Bäcker schafft sich Maschinen zum Kneten an. Betrachten Sie sich mit etwas Phantasie als eine solche Maschine.«
    »Danke.«
    »Bitte, seien Sie nicht beleidigt, Sir. Das wäre mir peinlich. Sie sind meine Gäste, und Sie sollen sich so wohl fühlen, wie wir die Möglichkeit haben, Ihnen dieses Wohlfühlen zu schaffen. Sie sehen die Probleme zu simpel, Oberst Nam Ngoi Phu berichtete mir schon davon. Wenn Sie mir erlauben, möchte ich Ihnen die Lage erklären.«
    »Das wäre vielleicht nützlich, General«, sagte Heidkamp laut.
    Nai Tuan Dien erhob sich. Jetzt erst sah man, daß er nicht der Greis war, als den man ihn auf den ersten Blick einschätzte. Er hatte einen drahtigen Körper und bewegte sich mit einer lautlosen Eleganz auf den dicken Gummisohlen seiner Fallschirmjägerstiefel. Sein Gang, seine Haltung, seine Art zu sprechen verbreiteten Energie und Autorität. Er kam auf Pohland und Heidkamp zu, lächelnd, freundlich, aber hinter dieser Maske des Wohlwollens die Gefährlichkeit ahnen lassend.
    »Ihr Land ist berühmt für seine Milliarden, die es als Entwicklungshilfe den jungen Völkern zahlt. Es sind Hilfen rein politischer Natur. Ein Wall aus Geldstücken gegen den Kommunismus, eine neue chinesische Mauer aus Gold. Daß dabei die Korruption gefördert wird, daß Millionenbeträge gar nicht dafür verwendet werden, wozu sie gedacht sind, daß man Paläste baut, Privatflugzeuge kauft oder goldene Betten – das nimmt man hin, um die jungen Politiker bei Laune zu halten. Man kann auch sagen: Diese Art der jungen Staaten, Geld zu bekommen, ist die eleganteste und legalste Spielregel der Erpressung. Geld oder Moskau – und der Westen wird weich gekocht … Man nennt auch uns Kommunisten.«
    »Das nehme ich an«, sagte Pohland ehrlich.
    »Wie wenig kennt man uns Asiaten. Wir sind Nationalisten.«
    »Das ist fast noch schlimmer«, sagte Pohland sarkastisch.
    »Nirgendwo auf der Welt ist ein Mensch so korrupt wie im Orient und Asien. Das ist eine menschliche Schwäche, an die wir uns bis zu einer gewissen Grenze gewöhnt haben. Es gehört zu uns. Wir wollen damit aufräumen. Wir wollen den Reichtum des Landes nicht unter der herrschenden Klasse aufteilen, sondern dem ganzen Volke zugute kommen lassen, in Form von Straßen, Schulen, Krankenhäusern, modernen Landmaschinen, einer aufzubauenden Industrie, sanitären Einrichtungen, Hygiene, Wohnbauten; wir wollen den Kampf aufnehmen gegen Seuchen und Kindersterblichkeit; kurz: Wir wollen aus unserem Land ein reiches, gutes Land machen. Ist das Kommunismus?«
    »Nein«, sagte Pohland erstaunt. »Aber die Voraussetzungen …«
    »Sie sind da. Wissen Sie, daß China in Sikiang nach Uran sucht? Wir wissen, daß wir sehr uranhaltige Berge haben. Wir könnten tauschen: Uran gegen Maschinen, Uran gegen Straßenbau, Uran gegen Elektrizitätswerke, Uran gegen den Aufbau einer bodenständigen Industrie. Wir haben auch Eisenvorkommen. Bauxit, Kupfer und Blei. Wir könnten es Sibirien gleichtun, wo in der Taiga ein riesiges Industriegebiet entstand. Unser Land könnte glücklich werden, und keiner brauchte mehr zu verhungern, wenn Trockenheit oder Regenzeit die Reisfelder vernichten. Dafür kämpfen wir, Sir, für das Glück von zwanzig Millionen Brüdern – und nicht für das Wohlleben von fünftausend Privilegierten. Wir haben Zinn, Wolfram und Goldvorkommen, wir haben der Welt viel anzubieten, und Sie sollen mithelfen, dieses Angebot auf den Markt zu bringen.«
    »Und wie

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