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Geliebter, betrogener Mann

Geliebter, betrogener Mann

Titel: Geliebter, betrogener Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Watteunterlage. »Das hat man nun von seinem Schicksalspielen. Statt Dankbarkeit wird man in den Hintern getreten. Dechant, gehen wir! Für Sonntag haben Sie ein gutes Predigtthema: Undank ist der Welt Lohn. – Hier zeigt es sich.«
    »Wie können Sie Witze machen, Doktor«, sagte Gerda leise, »wo für mich eine neue Welt beginnt. Ich … ich kann es noch gar nicht begreifen. Und ich habe Angst, daß …«
    »Himmel, Arsch und Zwirn!« brüllte Dr. Wehrmann. »Wenn ich das dämliche Wort Angst noch einmal von Ihnen höre, vergesse ich mich! Springen Sie vor Glück an die Decke – das steht Ihnen zu!«
    »Ich möchte es, Doktor, aber ich bin wie gelähmt von dem Wissen: Micha wird durch mich weiterleben … Mein Gott, o mein Gott!« Sie schlug die Hände vor das Gesicht und weinte laut. »Er ist nicht gestorben, er ist in mir …«
    »Hören Sie auf zu heulen!« rief Dr. Wehrmann.
    »Ich bin doch so glücklich.«
    »Auf einmal! Dechant, jetzt müßten Sie eine Standpauke halten à la Abraham a Sancta Clara. Hätte ich nicht die Pillen …«
    »Doktor, seien Sie still.« Dechant Bader wedelte mit seinen großen Händen durch die Luft. »Frau Gerda braucht jetzt Ruhe.«
    »Das weiß ich als Arzt besser.« Dr. Wehrmann trat an Gerda Pohland heran und zog ihr die Hände vom Gesicht. Hinter Tränen schimmerten ihre Augen voll Glück und unfaßbarer Freude. »Mit dem heutigen Tag wird es eine andere Gerda Pohland geben. Bis heute war sie eine schöne, liebliche, betörende Larve, aber im Grunde doch nur eine taube Nuß.«
    »Doktor!« rief Dechant Bader entsetzt.
    »Ab jetzt ist sie eine Pohland. Micha ist nicht da, also wird sie an seine Stelle treten. Jetzt hat sie ein Erbe nicht nur zu verwalten, sondern zu vermehren. Für das Kind, das die Pohland-Linie weitertragen wird. Sie haben nicht nur ein Kind unter dem Herzen, Gerda, sondern einen ganzen Industriekonzern. Das klingt zwar widerlich pathetisch, aber es trifft die Tatsache genau.« Er klopfte Gerda auf die Schulter, daß Dechant Bader glaubte, sie bräche dabei zusammen. »So, mein Kind, und nun trinken wir eine dicke Pulle. Sekt ist gerade richtig in Ihrem Zustand, er regt den Kreislauf an.«
    Gerda Pohland nickte und ging zu dem großen geschnitzten Schrank, der innen als Hausbar umgearbeitet worden war. Sie ging wie eine aufgezogene Puppe, in der das Federwerk zittert und sich auf den Körper überträgt. Dechant Bader beugte sich zu Dr. Wehrmann vor.
    »Sie sind ein unmöglicher Mensch«, flüsterte er wütend. »Erkennen Sie nicht, daß sie ins Bett muß.«
    »Warum?«
    »Dieser Schock …«
    »Er hat sie geheilt, Sie sehen es ja.«
    »Die Reaktion wird später kommen, in der Nacht.«
    »Nichts wird kommen, lieber Dechant. Doch, ja … Sie werden in Kürze Gerda nicht mehr wiedererkennen. Bisher hatte sie die Aufgabe, schön und Geliebte zu sein; jetzt hat sie einen Konzern zu tragen. Ich habe die große Hoffnung, daß sie es kann. Sie ahnen nicht, wie vollgepumpt mit ungenützter Energie diese Frau ist. Jetzt habe ich den Hahn aufgedreht, Sie werden staunen.«
    »Gott füge es so«, sagte Dechant Bader und faltete die Hände. »Und Michael Pohland? Glauben Sie an seinen Tod?«
    »Ja«, sagte Dr. Wehrmann gedehnt. »Auch wenn ich mich dagegen wehre, was bleibt uns anderes übrig? Das ist eine Tatsache, die mich zum alten Mann macht.« Er sah plötzlich wirklich wie verfallen aus. Sein immer wütendes Gesicht mit der Löwenmähne darüber zerfloß zu einer traurigen Maske. »Ich habe Micha wie einen Sohn geliebt, Dechant«, sagte er kaum hörbar. »Ich habe ihn ja mit großgezogen.« Er wandte sich ab, als schäme er sich seines Schmerzes. »Ich darf gar nicht daran denken.«
    Gerda Pohland kam mit drei Gläsern und einer Flasche Sekt zurück. Wehrmann nahm ihr die Flasche aus der Hand und löste die Drahtsicherung des Korkens. In diesem Augenblick beugte sich Gerda zu ihm herunter, nahm seinen Kopf zwischen ihre Hände und küßte den verblüfften Arzt mit aller Innigkeit auf den Mund.
    »Ich danke Ihnen«, sagte sie, als sie ihn wieder losließ. »Ihr Betrug hat mich wieder zu einem Menschen gemacht. Ich danke Ihnen!«
    »Prost!« Dechant Bader hatte die Flasche entkorkt und schüttete die Gläser voll. »Nun, wie fühlen Sie sich, Doktor?«
    Dr. Wehrmann zerwühlte wieder seine Löwenmähne und leckte mit der Zunge über die Lippen.
    »Dechant, ich könnte darauf einen Eid leisten: Zwanzig Jahre jünger, und Sie könnten mich wie einen Auerhahn balzen

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