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Geliebter, betrogener Mann

Geliebter, betrogener Mann

Titel: Geliebter, betrogener Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sie in dieser Absteige? Mit wem trifft sie sich da?«
    »Das werden Sie Ihre Frau nun alles selbst fragen, wenn sie zurückkommt.«
    »Ich wollte es. Aber ich werde es jetzt nicht mehr tun. Ich hatte Zeit genug, zu überlegen.«
    »Und was werden Sie tun?«
    »Ich werde mich so weit erniedrigen, daß ich diesen Faden aufnehme. Ich werde den Weg meiner Frau aufrollen.«
    »Prost, kleiner Sherlock Holmes!« Dr. Wehrmann hob das Glas. »Merken Sie nicht, wie lächerlich Sie sich machen?«
    »Das ist mir gleichgültig. Ich werde mir Gewißheit verschaffen. Sie kennen mich gut genug – ich werde mein Ziel mit aller Energie erreichen.«
    »Und dann?«
    »Dann haben wir Klarheit.«
    »Und was machen Sie mit der Klarheit?«
    »Dann entscheide ich mich.«
    »Und das alles nennt man schlicht: Die große Liebe. – Mein Gott, was bin ich glücklich, Junggeselle zu sein. Ich liebe meinen Wein, und wenn er noch einem Menschen schmeckt wie mir, so lade ich ihn ein und gebe ihm davon, ohne eifersüchtig zu sein auf die Freude und Lust des anderen.«
    »Ein solcher Vergleich ist nur bei Ihnen möglich, Doktor.« Pohland wandte sich ab. »Ich erwarte nur noch einen Anruf, um zu wissen, was ich endgültig tun werde.«
    Im gleichen Augenblick schellte das Telefon. Dr. Wehrmann nickte zufrieden.
    »Wie auf das Stichwort: Es schellt. Die Inszenierung klappt. Eine perfekte Komödie.«
    Pohland hatte den Hörer abgenommen. Dr. Corbeck berichtete über seine Nachforschungen.
    »Ich habe hier eine Liste, Herr Pohland«, sagte er. »Ob Ihnen damit geholfen ist?«
    »Bitte, sagen Sie durch. Dr. Wehrmann ist auch hier, er wird mitschreiben. Doktor, haben Sie etwas zur Hand?«
    »Natürlich, den Rezeptblock.« Dr. Wehrmann setzte sich und machte seinen Füllhalter schreibfertig. »Es kann losgehen. Bajazzo diktiert dem blöden Beppo.«
    »Fangen Sie an, Corbeck«, sagte Pohland heiser. »Ja, ich höre gut. Also dann: Oberholzen in Südbaden, Oberholzen im Sauerland, Oberholzen bei Coburg, Oberholzen in der Eifel, Oberholzen im Allgäu, Oberholzen bei Thurgau/Schweiz, Oberholzen bei St. Gallen/Schweiz, Oberholzen bei Asunción in Paraguay …«
    »Das dürfte es mit Bestimmtheit nicht sein«, sagte Dr. Wehrmann trocken.
    »Danke.« Michael Pohland legte den Hörer wieder auf. Er trat zu dem Arzt und blickte ihm über die Schulter auf die Liste. »Da haben wir sie alle. Und ich werde sie der Reihe nach abfahren.«
    »Dann fangen wir am besten in Paraguay an. Ich nehme an, es handelt sich um eine deutsche Siedlung im Urwald. Eine Gummisammelstelle in der grünen Hölle.« Dr. Wehrmann riß das Blatt aus seinem Rezeptblock und schob es Pohland hin. »Kommen Sie morgen früh zu mir. Ich muß Sie dafür gegen Gelbfieber, Cholera und Typhus impfen.«
    »Ich werde bei Oberholzen in der Eifel anfangen«, sagte Pohland laut. »Es liegt am nächsten. Und wenn Sie mich auslachen, Doktor, und wenn Sie mich einen Narren nennen: Ich will Klarheit haben! Unbedingte Klarheit.« Er zögerte, aber dann sagte er es doch, leise und mit schwankender Stimme: »Ich … ich liebe doch meine Frau über alles …«
    Gerda Pohland kehrte von ihrer Weihnachtsreise zurück, bevor Mi chael nach einem genauen Plan das Geheimnis seiner Frau aufrol len konnte.
    Mit zwei neuen Koffern und den Hintersitzen voller Pakete fuhr sie laut hupend in den Innenhof von Gut Heidfeld ein und lief Pohland fröhlich wie ein kleines Mädchen entgegen.
    »Nicht neugierig sein, Liebster«, rief sie, als Pohland auf die vielen Pakete sah, die von den Hausmädchen aus dem Wagen geholt wurden. »Du wirst dich wundern, was ich alles aufgetrieben habe.«
    Sie küßte ihn ungeniert vor allen Leuten und merkte anscheinend nicht, wie steif und sichtlich korrekt Pohland sich verhielt. Sie hakte sich bei ihm unter, atmete tief auf und legte den Kopf an seine Schulter.
    »Es ist so schön, zu Hause zu sein«, sagte sie. »So schön, wenn man weiß, daß man eine Heimat hat.«
    Michael Pohland sah sich in einen neuen Widerstreit von Gedanken und Gefühlen verstrickt. Er mußte an die Worte Dr. Wehrmanns denken: Vielleicht ist Oberholzen ein Modesalon. Er mußte daran denken, wie er selbst eine Zeitlang nicht glauben wollte, daß dieser dumme Zettel eine Bedeutung habe, bis ihn die Eifersucht in allem etwas entdecken ließ.
    Er führte Gerda ins Haus und war bemüht, sich von ihrer Fröhlichkeit anstecken zu lassen. »Sicherlich bist du müde von der Fahrt«, sagte er. »Soll ich dir einen Cocktail

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