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Geliebter, betrogener Mann

Geliebter, betrogener Mann

Titel: Geliebter, betrogener Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Versuchen Sie es, Herr Pohland.«
    Michael Pohland nickte. »Ich danke Ihnen, Doktor. Und ich glaube, ich brauche Ihnen nicht zu sagen, wie sehr ich meine Frau liebe … gerade jetzt.«
    Am Abend, als sie wieder im Dorf waren, schickte Pohland den Fahrer Johannes mit dem großen Wagen nach Hause. Dann rief er Dr. Corbeck an und sagte alle Gratulationen ab. Der Weihnachtsempfang wurde auf unbestimmte Zeit verlegt. Die Gäste wurden ausgeladen, ohne Rücksicht darauf, ob sie es als Beleidigung ansahen oder nicht.
    »Erfinden Sie irgendeine Ausrede, Corbeck«, sagte Pohland am Telefon. »Von mir aus sagen Sie auch die Wahrheit. Ich habe keine Lust, jetzt in geschminkte, gepuderte und aufgedonnerte Gesichter zu sehen und hundertmal dasselbe zu sagen: Danke, Gnädigste. Sie sehen bezaubernd aus … Es kotzt mich alles an. Sagen Sie das!«
    Dr. Corbeck wischte sich den Schweiß von der Stirn. Stille Nacht, dachte er. Und das alles am Vorabend. Welch eine Arbeit kam jetzt auf ihn zu. Die Ausladungen, die Begründungen, Blumensträuße im Auftrag Pohlands, Entschuldigungen, abgestuft nach der Bedeutung der ausgeladenen Gäste.
    »Ich werde sagen, Sie hätten einen Skiunfall gehabt«, schlug Dr. Corbeck vor. Es war ein billiger, aber immer wirksamer Einfall. Der sportliche Konzernherr, der sich einen Haxen gebrochen hat. Das versüßte die Ausladungen mit Schadenfreude der guten Freunde.
    »Sagen Sie, was Sie wollen, Corbeck. Wir kommen erst am achtundzwanzigsten wieder.«
    Er legte auf und überließ Dr. Corbeck seinem Schicksal. Er würde das Gesicht des Konzerns irgendwie zu wahren wissen.
    »Das habe ich nicht gewollt«, sagte Gerda, als er zu ihr an den Tisch kam. Der würzige Geruch von Glühwein lag im Zimmer, der Duft von Zitronen und heißen Nelken.
    »Aber ich.« Er lachte und baute sich mit herausgedrückter Brust vor ihr auf. »Jetzt, wo du gar kein Geheimnis mehr vor mir hast, wird überhaupt nur getan, was ich will, verstanden?«
    »Ja.« Sie lachte etwas gequält. »Du bist nun mein Herr und Gebieter.«
    »Und ich werde dafür sorgen, daß wir nicht verhungern. Unten gibt es Leberknödel, das habe ich gerochen. Ich werde dem Wirt mal auf die Schulter klopfen und ein paar dicke Klöße heraufbringen lassen.«
    Er lief aus dem Zimmer, aber auch Gerda sah, daß seine Fröhlichkeit und Burschikosität gespielt und aufgezwungen war. Sie wartete, bis sie seine Stimme unten im Schankraum hörte. Dann stand sie auf, ging zu ihrer Handtasche und nahm den Behälter mit den Dragees heraus. Anovlar stand auf der Packung. Sie schüttete ein Dragee in die Hand, schluckte es und trank einen kleinen Schluck Wasser hinterher.
    Eine Pille und ein Schluck Wasser, dachte sie. Und nie mehr die Angst, nie mehr die Gefahr …
    Er darf es nie, nie erfahren!
    Als Michael Pohland zurückkam, lag Gerda im Bett und winkte ihm zu.
    »Nanu?« sagte er. »Geruhen gnädige Frau im Bett zu speisen?«
    »Es war kalt, Micha. Ich habe gefroren. Aber nun ist es warm … so schön warm. Fühl einmal!«
    Er ging zu ihr, setzte sich auf die Bettkante und schob die Hand unter das Federbett. Da fühlte er ihre bloße, glatte Haut, die Wärme ihres Körpers und die Weichheit ihrer Formen.
    »Gerda!« sagte er leise.
    »Micha …«
    Sie zog ihn zu sich herunter.
    In der Schankstube wunderte sich der Wirt, daß die dampfenden, großen Leberknödel nicht abgeholt wurden. Als sie drohten, kalt zu werden, aß er sie selbst und machte sich mit einem neuen Tablett auf, das Essen hinaufzutragen. An der Treppe hielt ihn seine Frau fest.
    »Bleibst' hier, du Lackl!« sagte sie und nahm ihm das Tablett weg. »Wenn's jetzt koa Zeit hab'n zum Essen.«
    »Aba er hot doch …«
    »Jo mei, dös Mannsbild! Z'müad im Bett, z'müad im Hirn, dös paßt alles z'sammen. Wenn's di erinnern möchtst an früher …«
    Und dann begriff auch der Wirt und blinzelte seiner Frau zu, kniff ihr sogar in das dicke Gesäß. Das war ein Zeichen, daß er noch wußte, was man mit einer Frau anfangen kann.
    Die Ärzte hatten den Kampf um das Leben der Anna Petermann gewonnen. Ganz knapp nur, aber sie lebte weiter, ein plötzlich dün ner, im Bett kaum wiederzufindender schmaler Körper mit einem Kindergesichtchen, das von blonden Haaren eingerahmt wurde. Ei ne blasse Puppe mit großen Kulleraugen, die so schwach war, daß sie nicht einmal lächeln konnte, als Petermann mit einem großen Blumenstrauß im Zimmer stand und »Fröhliche Weihnachten!« rief.
    »Nur fünf Minuten«, hatte der

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