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Geliebter, betrogener Mann

Geliebter, betrogener Mann

Titel: Geliebter, betrogener Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Feuer zu entzünden, um durch den Rauch die Hubschrauber anzulocken. Aber die Streichhölzer waren zu feucht, sie ließen sich nicht anreiben. Das Benzin in den Feuerzeugen war verdunstet.
    »Es geht nicht«, stöhnte Dr. Heidkamp und setzte sich erschöpft. »Und so sehen sie uns nicht. Wir sind für sie in diesem Schilfwald unsichtbar.«
    Hilflos sahen sie zu, wie die Hubschrauber weiterflogen, über anderen Stellen kreisten und dann hinter einem Bambuswald verschwanden.
    »Wir werden hier verfaulen«, sagte Dr. Heidkamp. Aber es klang nicht nach Panik, es war eine nüchterne Feststellung, als gebe er eine statische Berechnung wieder. Michael Pohland sah in den undurchdringlichen Dschungel.
    »Wir müssen uns erst erholen, ein paar Tage Kräfte sammeln … dann versuchen wir es …«
    »Und wohin?«
    »Nach Norden. Zum Fluß. Damit ist viel gewonnen.«
    »Wissen Sie, wie weit wir davon entfernt sind?«
    »Nein.«
    »Und wenn wir die Richtung verlieren?«
    Pohland schwieg. Die Antwort auf diese Frage war klar, sie brauchte nicht ausgesprochen zu werden. Stumm gingen sie zu ihrem Schilfdach zurück und legten sich auf die feuchte Erde. Die beiden Eingeborenen kamen vom Fang zurück. Sie hatten eine Otternart erlegt, ein rattenhaftes Tier, dem sie jetzt den nassen Pelz vom Körper zogen. Mit harten Wurzelknollen klopften sie das Fleisch weich und reichten es dann Pohland und Dr. Heidkamp hin.
    Heidkamp wartete, bis die Thais selbst zu essen begannen. Es schien ihnen zu schmecken, denn sie lachten dabei und schmatzten zufrieden. Mit sichtbarer Überwindung griff er nach einem der weichgeklopften Fleischstücke.
    »Mir steht der Ekel bis zum Kehlkopf«, sagte er dumpf. Pohland schüttelte den Kopf.
    »In drei Tagen werden Sie darüber herfallen.« Er steckte sich selbst eines der Fleischstücke in den Mund. Es schmeckte etwas bitter und tranig, aber es ließ sich gut kauen. »Versuchen Sie es, Doktor. Denken Sie daran, daß wir Kraft brauchen. Ich habe nicht die Absicht, hier im Sumpf zu vermodern.«
    Nun schliefen sie, bedeckt von Mücken, und spürten in ihrer Erschöpfung nicht die Stiche. Durch den Dschungel kreischten große, bunte, glitzernde Vögel, die wie Papageien aussahen, mit langen, gebogenen, spitzen Schnäbeln.
    Wie lange sie so erschöpft gelegen hatten, wußten sie nicht. Michael Pohland erwachte zuerst; noch immer schien die Sonne auf das Blätterdach, der Dschungel dampfte, die feuchtheiße Luft legte sich schwer auf das Herz und die Lunge. Es war mühsam, tief durchzuatmen; man inhalierte ein Gemisch von süßlichem Blütenduft und Moder, ein Geruch wie auf einem riesigen Leichenfeld.
    Die beiden Thais waren zurückgekommen, sie hockten stumm und mit gesenkten Köpfen vor dem Dach. Aber sie hatten Feuer. Zwischen einigen aufgeschichteten Baumstämmen knackte ein schwaches Feuer, darüber hing an einer Bambusgabel ein runder, verbeulter Kochtopf aus Aluminium.
    Michael Pohland richtete sich erstaunt auf und stieß den noch schlafenden Hans Heidkamp an. Der Ingenieur knurrte im Schlaf, wälzte sich auf die andere Seite, grunzte und schlief weiter. Auf allen vieren kroch Pohland unter dem Blätterdach hinaus ins Freie.
    Die beiden Thais waren nicht allein. Hinter ihnen, gegen einen Erdhügel gelehnt, saß ein großer Mann in einer gefleckten, grünen Uniform, einem Tarnanzug, wie sie die französischen Fallschirmjäger trugen. Als er Pohland sah, stand er auf und hob die Hand grüßend an den bloßen Kopf.
    »Guten Tag, Sir«, sagte er in vollendetem Englisch. »Ich hoffe, der Schlaf hat Sie erfrischt.«
    »Danke.« Pohland richtete sich auf und wischte sich über die Augen. Dabei spürte er, daß er einen struppigen Bart bekommen hatte. Der große Mann im Tarnanzug lachte freundlich.
    »Sie haben fast vierundzwanzig Stunden geschlafen, Sir.«
    »Wirklich?« Pohland schüttelte die letzte Müdigkeit von sich. Er sah sich schnell um; erst jetzt kam ihm voll zum Bewußtsein, daß ein fremder Mann hier stand, in einer Uniform. Daß Feuer entfacht worden war und ein Kessel mit Suppe dampfte … sie waren entdeckt worden, sie waren gerettet … Der Mann im Tarnanzug schien seine Gedanken zu erraten und schüttelte langsam den Kopf.
    »Ein Irrtum, Sir.«
    »Was ist ein Irrtum? Wer sind Sie?«
    »Colonel Nam Ngoi Phu, Sir.« Der Mann verbeugte sich leicht. »Von der Befreiungsarmee.«
    »Ein Rebell«, sagte Pohland erschrocken. Oberst Nam Ngoi Phu lächelte milde.
    »Diese Vokabel ist westlich, Sir. Wir sehen

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