Geliebter Bodyguard
Blick bestätigte seine Vermutung.
Beide Birnen waren herausgedreht. Jemand hatte es darauf angelegt, Elle weiter in den Raum zu locken. Weiter zu der Kaminwand hin. An der Falco etwas hängen sehen konnte.
Sein Magen verknotete sich zu einem harten Klumpen. Ja, es war ein Tier. Eine Ratte? Ein Eichhörnchen?
Es war eine Katze. Aber keine echte …
„Falco?“
Er schwang herum. Elle stand in der Tür, die Hände verkrampft vor sich, ihr bleiches Gesicht wie ein helles Oval gegen die Dunkelheit hinter ihr. Ihr Blick haftete auf dem Tier an der Wand.
„Ist es … ist es tot?“
„Alles in Ordnung“, sagte er, und sie schüttelte nur den Kopf. „Doch, ehrlich, alles klar. Es ist nur ein Stofftier.“
Elle stieß einen Laut aus und begann zu schwanken. Mit einem leisen Fluch stürzte Falco vor und fing sie gerade noch rechtzeitig auf, bevor sie auf den Boden aufgeschlagen wäre.
5. KAPITEL
Es könnte auch alles gespielt sein.
Bissette war Schauspielerin, oder? Vielleicht erhoffte sie sich Mitgefühl, wenn sie ihm eine gute alte Ohnmacht vorspielte.
Doch so schlaff, wie sie auf seinen Armen lag, die Art, wie ihr Kopf von einer Seite zur anderen fiel … nein, das war echt. Sie war umgefallen wie die sprichwörtliche gefällte Eiche.
Fluchend trug Falco sie zum Sofa. „Elle. Elle, hören Sie mich?“
Keine Reaktion. Sie war kreidebleich. Wahrscheinlich hatte der Schock sie eingeholt.
Es war kalt in der Hütte. Kalt und feucht. Neben dem Kamin stand eine Kiste mit Feuerholz. Aber es würde zu lange dauern, bis ein knisterndes Feuer die Feuchtigkeit vertrieben hatte. Die Zeit, wo sie ihre eigenen Entscheidungen traf, war vorerst vorbei.
Wenn er von hier abfuhr, würde sie mit ihm kommen.
Ein Patchwork-Quilt lag ordentlich gefaltet auf einem der Sessel. Er nahm es und breitete es über ihr aus. Mit zwei Fingerspitzen fühlte er ihren Puls. Der ging schnell, aber kräftig. Gut. Langsam bekamen ihre Wangen auch wieder etwas Farbe.
Die Kehle wurde ihm eng. Gott, sie war schön. Auch ohne Make-up war sie die schönste Frau, die er je gesehen hatte.
War das im Moment wichtig?
Er musste Elle Bissette aus dieser Einöde hier wegschaffen. Sie wollte vielleicht keinen Bodyguard haben, aber sie war gar nicht in der Lage, so etwas zu entscheiden. Er hatte die Verantwortung für sie. Für den Moment zumindest.
Und ein Mann wie er stellte sich seiner Verantwortung.
Falco ging zu der Kochnische, nahm ein Küchenhandtuch vom Regal, holte eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und benetzte damit den Stoff. Bevor er zu Elle zurückkehrte, riss er die Plüschkatze von der Wand.
Mit dem feuchten Handtuch tupfte er ihr über Stirn und Wangen. „Elle, öffnen Sie die Augen.“
Sie seufzte, murmelte etwas. Ihre Lider flatterten, hoben sich. Verwirrung und pures Misstrauen standen in den Topazaugen. Sie stieß einen heiseren Schrei aus, ihre Hände schossen vor, wollten ihm das Gesicht zerkratzen.
„Verdammt, Elle.“ Er packte ihre Handgelenke. „Immer schön langsam. Sie sind in Sicherheit. Ich bin’s, Falco.“
Ihr Blick klärte sich. „Falco?“, wisperte sie.
„Ja“, brummte er.
Sie ließ sich zurücksinken. „Was ist passiert?“
„Sie sind ohnmächtig geworden.“
„Unmöglich. Ich bin noch nie in Ohnmacht gefallen.“
Sie klang so entrüstet, dass er fast gelacht hätte. Aber dann würde sie nur wieder auf ihn losgehen, und dafür hatten sie keine Zeit.
„Nun, es gibt immer ein erstes Mal.“ Er legte den Arm um ihre Schultern und hielt ihr die Flasche an den Mund. „Hier, trinken Sie.“
„Was ist das?“
„Purer Wodka.“ Er verdrehte die Augen. „Wasser, was sonst?“
„Ich bin nicht …“
„Ich weiß, Sie sind nicht durstig. Tun Sie eigentlich je etwas ohne Widerspruch?“
Elle warf ihm einen Blick zu, den Medusa benutzt haben musste, um Männer zu versteinern. Umso besser. Sie war also wieder bei vollem Bewusstsein.
Sie riss ihm die Flasche aus der Hand und trank. Er beobachtete ihre Halsmuskulatur, wie sie bei jedem Schluck arbeitete. Ein winziger Tropfen hatte sich über ihre Lippen geschlichen und wollte auf ihr Kinn fallen.
Er brauchte sich nur ein wenig vorzulehnen und die Zungenspitze vorschnellen zu lassen, um …
Falco richtete sich wieder auf. „Also gut“, meinte er brüsk. „Wollen Sie mir endlich erzählen, was hier abläuft?“
„Was sollte hier ablaufen? Ich bin ohnmächtig geworden.“
„Jemand, der von dieser Hütte weiß, ist eingebrochen und hat
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